Angélique Beldners Spagat zwischen «Tagesschau» und «1 gegen 100»
«Kaum jemand hat Mühe mit meiner Doppelrolle»

Besondere Zeiten, besondere Massnahmen: «Tagesschau»-Moderatorin Angélique Beldner bekommt heute krisenbedingt erstmals eine grosse SRF-Samstagabend-Kiste. Gezeigt wird eine Doppelfolge der Quizsendung «1 gegen 100», die Beldner von Susanne Kunz übernommen hat.
Publiziert: 17.04.2020 um 23:15 Uhr
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Aktualisiert: 18.04.2020 um 00:55 Uhr
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Seit Anfang Januar 2020 moderiert Angélique Beldner die montägliche Quizshow «1 gegen 100» auf SRF 1.
Foto: SRF/Oscar Alessio
Interview: Jean-Claude Galli und Peter Padrutt

Heute zeigt SRF 1 ab 20.10 Uhr eine Doppelfolge der Quizsendung «1 gegen 100», die regulär am Montag läuft. Für die neue Moderatorin Angélique Beldner (44) ist es der erste grosse Samstagabend-Auftritt im Showbereich, bei der «Tagesschau» bestreitet sie jeweils den Vorabend.

BLICK: Ursprünglich haben Sie eine Typografenlehre gemacht. Träumten Sie damals davon, später eine SRF-Unterhaltungsshow zu moderieren?
Angélique Beldner: Mein Traum war mehr als ein Traum. Es war ein klares Ziel, auf die Schauspielschule zu gehen, was ich nach meiner ersten Ausbildung ja auch getan habe. Wohin mich dieser Weg führt, liess ich damals sehr offen.

Ihre Vorgängerin bei «1 gegen 100», Susanne Kunz, war so etwas wie die Mutter Helvetia der Quizwelt. Ist es nicht enorm schwierig, so eine Lücke zu füllen?
Ich hatte nie den Eindruck, eine Lücke füllen zu müssen.

Fehlt der «Tagesschau»-Moderatorin vielleicht die Leichtigkeit eines Unterhaltungsgesichts?
Das müssten Sie wohl eher die Zuschauerinnen und Zuschauer fragen. Mein Eindruck allerdings ist, dass kaum jemand Mühe mit meiner Doppelrolle hat.

Die Einschaltquoten sind nach wie vor leicht rückläufig. Woran liegt das?
Wenn die Quoten eingebrochen wären, hätte ich mir natürlich schon Gedanken gemacht. Doch so weit ich das beurteilen kann, sind sie nach wie vor auf einem hohen Niveau. Ich konzentriere mich auf meine Aufgabe als Moderatorin.

Wenn Sie sich entscheiden müssten: Show oder News?
Zum Glück stellen mich meine Chefs nicht vor diese Entscheidung!

Was hat Ihnen die Ausbildung als Schauspielerin gebracht?
Es war eine «Schule fürs Leben». Ich liebte die Auseinandersetzung mit dem Ausdruck, der Sprache, mit Texten. Zudem lernte ich, wie ich meinen Körper als Instrument einsetzen kann. Um gut schauspielen zu können, muss man sich selbst sehr gut kennen. Das heisst, man muss bereit sein, sich intensiv mit sich selbst zu beschäftigen. Das war eine herausfordernde, aber äusserst spannende Zeit. Was ich gehasst habe? Atemübungen! Die mag ich übrigens noch heute nicht, obwohl sie äusserst sinnvoll sind.

Und wieso sind Sie nicht mehr in dem Job?
Meinen Lebensunterhalt während des Schauspielstudiums habe ich beim Radio verdient. Schnell war klar, dass Journalismus mein Ding ist. Als Schauspielerin besteht ein grosser Teil der Arbeit darin, sich zu verkaufen, Engagements hinterherzurennen. Das passte nicht zu mir.

Trotzdem: Ihre Kollegin Susanne Wille wird nun Kulturchefin – in welcher SRF-Serie könnten Sie sich vorstellen?
Ich war bereits in einem Spielfilm und in einer Sitcom zu sehen. Aber das war zu Zeiten der Schauspielschule, ist also ewig her. Im Moment konzentriere ich mich lieber auf meine Moderationsrollen.

Als News-Frau werden Sie täglich mit dramatischen Krisenbildern konfrontiert. Wie geht es Ihnen persönlich dabei? Haben Sie in solchen Zeiten überhaupt Lust auf Quiz?
Die Krise geht an niemandem spurlos vorbei. Mir geht es nahe, die Corona-Krise genauso wie andere schlimme Vorkommnisse auf der Welt. Während der Arbeit ist es aber wichtig, die nötige Distanz zu wahren, damit ich weiterhin sachlich informieren kann. Das bedeutet nicht, dass ich dabei meine Gefühle abstellen muss, das kann ich nicht. Unser Informationsbedürfnis ist in dieser Zeit besonders hoch – doch die meisten sind auch froh, wenn sie ab und zu etwas Ablenkung haben. Und so geht es auch mir.

Dürfen Ihre Söhne am Samstag bis zum Schluss auf bleiben?
Wir sind glücklicherweise bisher alle gesund geblieben. Das Samstagabend-Programm haben wir noch nicht besprochen. Die Jungs würden sich die Doppelfolge aber bestimmt gerne ansehen. Wenn sie fernsehen dürfen, sagen sie eigentlich selten Nein (lacht).

Wissen Sie eigentlich alles – oder wo könnten Sie noch zulegen?
Wenn Sie mich absolut ratlos sehen möchten, fragen Sie mich doch etwas über Mathematik, Chemie oder Physik (lacht).

Angélique Beldner

Angélique Beldner kam 1976 in Bern zur Welt, ihr Vater stammt aus dem westafrikanischen Land Benin. Nach einer Typografenlehre ging sie ihrem Traum vom Schauspielen nach, allerdings schreckte sie die berufliche Unsicherheit rasch ab. Kontakte zu Medien knüpfte sie als Assistentin im traditionsreichen Berner Konzertlokal Bierhübeli. Ab 2000 erlangte sie beim Berner Radio Förderband Kultstatus. 2008 wechselte sie zum SRF. Beldner ist verheiratet und Mutter zweier Buben.

Angélique Beldner kam 1976 in Bern zur Welt, ihr Vater stammt aus dem westafrikanischen Land Benin. Nach einer Typografenlehre ging sie ihrem Traum vom Schauspielen nach, allerdings schreckte sie die berufliche Unsicherheit rasch ab. Kontakte zu Medien knüpfte sie als Assistentin im traditionsreichen Berner Konzertlokal Bierhübeli. Ab 2000 erlangte sie beim Berner Radio Förderband Kultstatus. 2008 wechselte sie zum SRF. Beldner ist verheiratet und Mutter zweier Buben.

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