SonntagsBlick: Schon wieder eine Liebesgeschichte, sind Sie ein Romantiker, Herr Capus?
Alex Capus: Wenn damit gemeint ist, ob ich an die Liebe glaube, dann ja. Denn nur der Glaube an die Liebe macht sie erst möglich. Im Buch geht es um zwei Paare, eines aus der heutigen Zeit und eines aus dem 18. Jahrhundert. Den armen Hirtenjungen Jakob aus dem Greyezerland und die reiche Bauerstocher Marie hat es wirklich gegeben. Sie waren über lange Zeit getrennt, weil Maries Vater die Liebe hintertrieb und Jakob in den Krieg und nach Versailles schickte. Romantisch ist das für die zwei Betroffenen nicht unbedingt, vielleicht im Nachhinein. Aber sie finden ihr Glück, weil sie beharrlich sind und nicht aufgeben, das macht die Liebe aus.
Ist das auch Ihr persönliches Rezept für die Liebe?
Das ist auch eine Glücksache, dass man sich auch nach 25 Jahren noch gefällt. Ich gehe meist als Letzter ins Bett und freue mich, dass da jemand neben mir ist. Das hat fast was Animalisches, all das Reden und die Probleme vom Tag sind dann nicht mehr wichtig. Wenn ich da so im Bett liege, fühle ich mich wie ein Säugetier und stelle mir vor, dass überall im Haus in den Kinderzimmern Säugetiere in allen Grössen liegen und schlafen, das hat etwas Tröstliches. Ein Rezept für die Liebe habe ich nicht, aber es hilft sicher, wenn man gewisse Dummheiten und Grausamkeiten unterlässt, die nur schwer zu verzeihen sind.
Die wären?
Da spreche ich nicht mal von Untreue oder gar physischer Gewalt. Es sind die kleinen Dinge, Wörter, die man besser nie aussprechen sollte. Es ist unglaublich, dass man gegenüber dem Menschen, dem man am nächsten steht, alle Manieren vergisst. Paare sind miteinander manchmal so unhöflich, wie sie es einem Fremden gegenüber nie wären. Dabei sollte es doch genau umgekehrt sein. Mit seiner Liebsten muss man am höflichsten sein.
Gelingt Ihnen das?
Das müsste meine Frau beantworten. Aber ich glaube, sie ist übers grosse Ganze mit mir zufrieden, wir sind immerhin schon 20 Jahre verheiratet und noch länger ein Paar.
Was haben die Liebespaare im Buch mit Ihrer Ehe zu tun?
Es wäre albern zu sagen, nichts. Selbstverständlich schöpfe ich da aus dem Fundus meiner eigenen Beziehung. Das eine Paar zofft sich die ganze Zeit um Kleinigkeiten, das kommt mir ziemlich bekannt vor. Das verträgt es aber nur, wenn man sich in den grossen Dingen einig und ein solidarisches Paar ist.
Den Hirtenjungen Jakob stilisieren Sie zum alpinen Tarzan, warum?
Mir gefällt dieses Männerbild, es ist aber keine Spiegelung von mir. Ich bin weder Tarzan noch Alpinist, aber ich habe als Kind gerne Tarzan-Comics gelesen. Natürlich ist das eine idealisierte Helden-Figur. Als Autor habe ich die Freiheit der Fiktion, und ich habe mir vorgestellt, dass die Alpen eine genauso pittoreske Kulisse sein könnten. Jakob muss ein Mann von Tatkraft gewesen sein. Er ist der Typ, der etwas beschliesst und es ohne Zögern durchzieht. So wie er sich für sein Mädchen entschieden hat und dabei bleibt, gegen alle Widerstände. Das finde ich sehr männlich.
Mussten Sie, so wie Jakob, auch schon mal um eine Frau kämpfen?
Nein, das ist mir zum Glück erspart geblieben (lacht). Ich habe immer gewaltlos bekommen, was ich wollte. In dieser Branche, also in der Liebe, führt Gewalt zu nichts Gutem. Mit Faustschlägen kann man keine Liebe erzwingen. Und Jakob prügelt sich ja auch nur, um sich zu verteidigen, das ist was anderes.
Sie haben fünf Buben, was bringen Sie denen übers Mann-Sein bei?
Also bei denen, die jetzt grösser werden, das was einen Buben von einem Erwachsenen unterscheidet. Ein Mann steht zu seiner Position und seinen Handlungen, er sucht keine Ausflüchte oder windet sich heraus. Das finde ich sehr wichtig. Und ich hoffe, dass es für sie genauso selbstverständlich ist wie für mich, dass sie Mädchen genauso respektvoll behandeln wie ihre Kollegen.
Wie geht es Ihrer Frau bei so viel Männern im Haus?
Meine Buben und ich sind glücklich, wenn wir an einem Töff rumschrauben können. Und es gibt eine unheimliche Dichte an Sackmessern bei uns im Haus. Jeder Bub hat etwa acht Stück, plus ich, macht sechs Buben. Das macht meine Frau wahnsinnig. Wenn wir an einem Laden vorbeigehen mit Sackmessern, kommen wir mit noch mehr raus. Das versteht sie nicht. So wie Männer nicht verstehen, warum Frauen so viele Schuhe brauchen. Das ist ein Klischee und trifft nicht auf meine Frau zu.
Was kann Ihre Frau besser als Sie und umgekehrt?
Unser grosses gemeinsames Projekt sind die Kinder. Ich war eher für die Kleinkinder zuständig. Das klingt etwas ungewöhnlich, aber wenn eines umgefallen ist und geweint hat, ist es eher auf meinen Schoss geklettert. Das hat sie als Mutter nicht immer ganz glücklich gemacht. Aber sie ist Uni-Professorin und hat, als die Schulzeit begonnen hat, für Kontinuität gesorgt. Das ist wirklich nicht meine Stärke, darum bin ich Künstler geworden. Ich kann nur das machen, worauf ich Lust habe. Das ist nicht immer eine gerechte Rollenverteilung.
In seinem neuen Roman «Königskinder» versetzt Alex Capus (57) ein eingeschneites Paar an den französischen Königshof und erzählt die Liebesgeschichte von einem armen Hirtenjungen und einer reichen Bauerntochter. Eine wahre Geschichte, für die Capus fleissig in den Archiven gewühlt hat und der er Leben eingehaucht hat. Der Bestseller-Autor ist in der Normandie geboren und lebt in Olten SO, wo er die Galicia Bar betreibt. Seine Frau Nadja Capus (46) ist Kriminologin und Strafrechtsprofessorin an der Universität Basel. Das Paar hat fünf Söhne im Alter von sieben bis 28 Jahren.
In seinem neuen Roman «Königskinder» versetzt Alex Capus (57) ein eingeschneites Paar an den französischen Königshof und erzählt die Liebesgeschichte von einem armen Hirtenjungen und einer reichen Bauerntochter. Eine wahre Geschichte, für die Capus fleissig in den Archiven gewühlt hat und der er Leben eingehaucht hat. Der Bestseller-Autor ist in der Normandie geboren und lebt in Olten SO, wo er die Galicia Bar betreibt. Seine Frau Nadja Capus (46) ist Kriminologin und Strafrechtsprofessorin an der Universität Basel. Das Paar hat fünf Söhne im Alter von sieben bis 28 Jahren.
Wann wussten Sie, dass Sie Ihre Frau heiraten?
Sie ist in der Aare auf einem Floss an mir vorbeigetrieben, als ich schwimmen war. Da habe ich das erste Mal dieses Fräulein gesehen, dort oben, und sie hat mich gesehen. Ich habe geschaut, wo das Floss ans Ufer geht und habe dieses Mädchen nicht mehr aus den Augen gelassen – bis heute!