96. Academy Awards in Hollywood
Oscar-Tipps von Jurorin Corinna Glaus

Die Zürcher Casting-Direktorin Corinna Glaus ist Academy-Mitglied und entscheidet mit, wer heute Abend einen Oscar gewinnt.
Publiziert: 10.03.2024 um 17:04 Uhr
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Aktualisiert: 10.03.2024 um 17:33 Uhr
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Sandra Hüller ist für «Anatomie eines Falls» für einen Oscar in der Kategorie «Beste Schauspielerin» nominiert. Für die Schweizer Casting-Direktorin Corinna Glaus hat Hüller den Preis mehr als verdient: «Man kann die Augen nicht mehr von ihr abwenden.»
Foto: Taylor Jewell/Invision/AP
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Patricia BroderRedaktorin People

«And the Oscar goes to ...» Heute Abend findet im Dolby Theatre in Los Angeles (USA) zum 96. Mal die Oscarverleihung statt. Rund 9500 Filmschaffende aus aller Welt entscheiden mit, wer eines der begehrten Goldmännchen nach Hause nehmen darf – darunter auch Corinna Glaus (67). Die Zürcherin ist die renommierteste Casterin des Landes («Die göttliche Ordnung», «Platzspitzbaby») und seit sieben Jahren Academy-Mitglied. Für sie war 2023 ein tolles Kinojahr. «Mit ‹Barbie› und ‹Oppenheimer› gab es Blockbusters aus den verschiedensten Genres, die das Publikum wieder in Scharen angelockt haben. Das Kino lebt!», sagt die Expertin. «Auch dieses Jahr fiel es mir schwer, mich zu entscheiden – so viele gute Filme und Darstellungen wurden geboten. Besonders freue ich mich auch über die Ankündigung eines Awards für ‹Best Casting›, der künftig vergeben wird», sagt Glaus. Blick verrät die Casting-Direktorin, wie sie ihre Stimmen verteilt hat.

1

Beste Hauptdarstellerin

«Ich konnte mich kaum entscheiden zwischen Emma Stone und Sandra Hüller. Ich finde es beeindruckend, was Emma Stone in ‹Poor Things› tut. Aber mein europäisches Herz hat sich für Sandra Hüller entschieden. Sie spielt in ‹Anatomie eines Falls› eine erfolgreiche Schriftstellerin, die nach einem schrecklichen Vorfall unter Mordverdacht gerät – eine einnehmend zwiespältige Figur. Und Hüller schafft es, die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einer unglaublichen Leichtigkeit in die Irre zu führen. Man kann die Augen nicht mehr von ihr abwenden – eine ausserordentliche schauspielerische Leistung.»

2

Bester Hauptdarsteller

«Ich glaube, Paul Giamatti gewinnt, weil er in ‹The Holdovers› einmal mehr hervorragend spielt. Der Film ist komplex und berührend, ohne dass er auf die Tränendrüsen drückt. Cillian Murphy hat mich aber mehr begeistert. Was er in ‹Oppenheimer› als Vater der Atombombe liefert, ist brillant. Er verkörpert diese Figur des Oppenheimers perfekt, der ein brillanter und besessener Wissenschaftler ist, aber plötzlich auch die Tragweite und Relevanz seiner Taten realisiert. Murphy spielt diesen Charakter so bescheiden und plausibel, dass ich als Zuschauerin eine Vorstellung von Oppenheimer und seinem Leben erhalte. Eine oscarwürdige Darbietung.»

3

Beste Nebendarstellerin

«Auch in dieser Kategorie fiel es mir schwer, mich zu entscheiden. Meine Stimme ging schliesslich an Da'Vine Joy Randolph in ‹The Holdovers›. Ihre darstellerische Leistung in diesem Feelgood-Movie, der von einem mürrischen Lehrer in einer Schule im Amerika der 1970er handelt, hat mich emotional am meisten berührt. Randolph ist eine tolle Schauspielerin. Sie hat ein sehr feines Spiel, und ihre Ausstrahlung und physische Präsenz sind unglaublich stark. Sie schafft es, mit blossem Blick und ohne Worte das Publikum zu berühren.»

4

Bester Nebendarsteller

«Robert De Niro ist immer gut. Doch dieses Jahr gibt es andere, die man meiner Meinung nach für einen Oscar berücksichtigen muss. Was Ryan Gosling in ‹Barbie› gemacht hat, war irrsinnig gut. Aber es berührt mich emotional nicht. Ich habe für Mark Ruffalo in ‹Poor Things› gedrückt. Er spielt den Bösewicht in dieser modernen Frankenstein-Geschichte mit Emma Stone in der Hauptrolle mit einer solchen Leichtigkeit und Hinterlistigkeit – wirklich meisterhaft.»

5

Beste Regie

«Meine Stimme ging klar an Justine Triet. In der Kategorie ‹Regie› sind dieses Jahr alle aussergewöhnlich, aber es soll und darf eine Frau sein, die den Oscar gewinnt. Justine Triet hat in ‹Anatomie eines Falls› etwas Herausragendes geschafft: Die verschiedenen Figuren in diesem an sich unspektakulären Mordfall werden richtiggehend seziert. Triet führt das Publikum einen Weg entlang, auf dem man erkennt, wie schwierig es ist, die eigene Wahrheit zu finden. Eine spannende Inszenierung, in der die Schauspieler zur Höchstform auflaufen.»

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