Die Skiausrüstung ist verstaut, angesagt sind feminine Kleidchen, coole Kombis und Disco-Chic. «Genau mein Ding», strahlt die einstige Skirennfahrerin Brigitte Oertli (55), die an den Olympischen Spielen zweimal Silber holte und neun Weltcupsiege feiern konnte. Statt Speed braucht sie nun Rhythmus. Die Zürcherin ist eine der zehn prominenten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der SRF-Tanzshow «Darf ich bitten?». Als sie dafür angefragt wurde, «habe ich fünf Minuten überlegt und zugesagt». Auch wenn der zeitliche Aufwand immens sei.
«Seit November trainiere ich mit meinem Coach Jürgen Schlegel drei- bis viermal pro Woche, stets bis zu vier Stunden.»
Sechs Tänze muss sie beherrschen, am liebsten mag sie Rumba, den kubanischen Paartanz. «Es geht dabei um Verführung und sich darauf einzulassen. Dies war für mich anfangs nicht einfach. Nun geht es immer besser und ich geniesse es sehr.» Denn das, worauf Brigitte Oertli getrimmt wurde, war sportliche Disziplin, Schnelligkeit und Technik. Ob sie die Haare schön hatte und das Make-up hielt, hat in den 80er-Jahren niemanden interessiert. Auch nicht, als sie nach erfolgreichen Rennen auf den Podesten stand. «Heute ist diesbezüglich vieles anders. Die Frauen sind modern gestylt und achten auch im Rennsport auf ihr Äusseres. Roter Lippenstift bei der Medaillenübergabewäre zu meiner Zeit deplatziert gewesen.»
«Das Flirten auf dem Tanzparkett geniesse ich sehr»
Nun ist es genau das, was von ihr auf dem Tanzparkett erwartet wird. Da will niemand eine Sportlerin sehen, sondern eine Vollblutfrau. Und auch die steckt in der Inhaberin der Swiss Marketing Academy. «Meine Weiblichkeit hervorzubringen, sie zu zeigen und auszuleben, ist eine der grössten Herausforderungen», gibt sie offen und ehrlich zu. «Das Flirten auf dem Tanzparkett, meinen Coach bewusst anzumachen, geniesse ich mittlerweile sehr», sagt sie lachend. Privat weiterzuüben, ist für sie aktuell kein Thema, dazu fehlt ihr das Gegenüber. 2016 trennten sich Hansruedi Knöpfli (51) und Brigitte Oertli nach 16 Jahren und sind seither nur noch Geschäftspartner.
«Seither bin ich Single, für einen neuen Partner habe ich momentan schlicht keine Zeit. Mir fehlt kein Mann an meiner Seite», sagt sie. Umso mehr investiert sie ihre Gefühle und auch ihren grossen Spass am Tanzen in die sich immer wiederholenden Schritte. «Aktuell sind wir bei Abba. ‹Thank You for the Music› kann ich schon auswendig.»
Nach den Trainings sei sie glücklich erschöpft, und alles tue weh. «Mein Rücken trifft es vor allem. Ich beisse die Zähne zusammen, dann sind die Schmerzen kein Thema. Am 17. März hat sie auf SRF 1 ihren ersten Auftritt, mit dem sie überraschen will. «Ich fühle mich weiblicher denn je und das zeige ich gerne allen.»