Er stammt aus einer wohlhabenden Anwaltsfamilie und gehört heute zu den gefragtesten Schauspielern seiner Generation: Der Zürcher Philippe Reinhardt (38) spielte in Blockbustern wie «Stalingrad» (2013) und «Sobibor» (2018) mit. Mit «Love Made Easy» kommt am 5. September sein neuster Film in die Kinos. «Über zu wenig Arbeit kann ich mich momentan nicht beklagen», sagt Reinhardt und lacht glücklich. Dabei sah sein Leben vor ein paar Jahren noch ganz anders aus: Er sei eine «wandelnde Drogen- und Alkoholleiche» gewesen.
Kokain beruhigte ihn
Reinhardt leidet an der sogenannten Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Schon als Kind war er hyperaktiv, der «totale Aussenseiter». Als Teenager begann er Unmengen an Alkohol zu trinken, später auch Kokain zu schnupfen. «Das beruhigte mich damals, das wirkte wie Medizin», sagt er rückblickend. Nächtelang zog er durchs Zürcher Nachtleben, liess kaum eine Party aus.
Schon bald zeigten sich die Schattenseiten seines Drogen- und Alkoholkonsums: Die Noten wurden schlechter, schliesslich verliess Reinhardt frühzeitig das Gymnasium. Er zog nach Hamburg (D), um dort die Schauspielschule zu machen – und flog nach einem Jahr raus! «Es war verrückt», sagt er. «Entweder hatte ich tausend Ideen im Kopf, oder ich war war voll betäubt, weil ich Drogen genommen hatte.»
Unterleibskrebs
Dennoch angelte sich Reinhardt erste Rollen in deutschen TV- und Kino-Filmen, landete an der Seite von Til Schweiger (55) mit der Komödie «1½ Ritter» im Jahr 2008 sogar einen Hit.
2010 folgte der Schock: Reinhardt erkrankte an Krebs und musste operiert werden. «Die Diagnose war wie ein Weckruf», sagt er. In den Monaten nach der OP hörte er zuerst mit den Drogen, dann auch mit dem Alkohol auf. «Ich bin nun seit fast acht Jahren clean, habe seither keinen Schluck Alkohol getrunken.»
Überbordende Energie
Seine Störung beeinflusse den Alltag zwar noch immer. Aber er habe längst ein Ventil für seine überbordende Energie gefunden: «Ich gehe achtmal die Woche für mehrere Stunden ins Fitness und jogge zweimal die Woche 25 Kilometer.» Und er arbeitet wie wild! «Ich muss immer etwas tun», sagt Reinhardt. «Zum Glück darf ich zurzeit so viele Filme machen.» Mit «The Match» hat Reinhardt soeben auch seine erste Hollywood-Produktion abgedreht.