Der britische Staatssender «BBC» hat am späten Montag nicht nur ein erschütterndes Interview mit einem Opfer von einem der wohl grössten Sexskandale der Gegenwart ausgestrahlt. Der Fernsehbericht, der halb als Interview, halb als Dokumentation präsentiert wurde, war auch eine harte Anklage gegen Prinz Andrew (59), den zweiten Sohn von Königin Elizabeth II (93), der an achter Stelle in der britischen Thronfolge steht.
Interviewt wurde die heute 35-jährige Virginia Giuffre, die 2001 und 2002 von Prinz Andrew zwei Mal zu Sex mit ihm gezwungen worden sei. Giuffre ist eines der Opfer im Missbrauchsskandal um den US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein (†66) – und sie erhob erneut schwere Vorwürfe gegen den britischen Royal, der als Lieblingssohn der Königin gilt. Und die «BBC» sparte nicht mit Details, wie gut dokumentiert die Vorwürfe gegen den Herzog von York sind.
So deckte das Programm auch auf, dass Andrew 2015 eines Morgens um 5.50 Uhr eine E-Mail an Ghislaine Maxwell (57) schickte, die Vertraute von Epstein, die diesem und dessen Freunden junge Mädchen besorgt haben soll. Andrew hatte demnach «spezifische Fragen» über Giuffre, die heute mit Nachnamen Roberts heisst. In der von der «BBC» ausgegrabenen E-Mail schreibt der Prinz: «Sag mir, wann wir reden können. Ich habe einige spezifische Fragen, die ich dir über Virginia Roberts stellen möchte.»
«Ich wusste, ich muss ihn glücklich machen»
Giuffre gibt im Interview an, die Affäre habe in einem Londoner Nachtklub begonnen. Andrew habe ihr Wodka zu trinken gegeben. Dann wollte er mit ihr tanzen. «Er ist der abscheulichste Tänzer, den ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Es war schrecklich», sagte Giuffre im Interview. Er habe so stark geschwitzt - «es regnete praktisch überall hin». Sie habe sich davor geekelt: «Aber ich wusste, ich musste ihn glücklich machen.»
Das hätten Jeffrey Epstein und dessen Freundin Maxwell von ihr erwartet. «Maxwell sagte mir, ich solle für den Prinzen das tun, was ich auch für Epstein tue.» Giuffre sei gedrängt worden, mit Andrew Sex zu haben: «Ich wusste, ich muss ihn glücklich machen.» Doch «es war widerlich. Nach dem Akt ist er aufgestanden, sagte danke und ging. Ich fühlte mich schmutzig», so Giuffre. «Du hast ihn sehr glücklich gemacht», soll ihr Maxwell am Tag danach gesagt haben.
Im Interview flehte die Britin, ihr zu glauben. Das sei «keine schmutzige Sexgeschichte. Dies ist eine Geschichte über Missbrauch.» Sie forderte die britische Öffentlichkeit auf, sie zu unterstützen. Sie sei ein Opfer von Menschenhandel geworden - eine «wirklich beängstigende» Zeit, so Giuffre.
BBC klagt prominentes Mitglied der königlichen Familie an
Der Drahtzieher in der ganzen Affäre, Jeffrey Epstein, ist tot. Er hat sich im August in seiner New Yorker Zelle erhängt. Epstein wurde vorgeworfen, Dutzende Minderjährige missbraucht und zur Prostitution gezwungen zu haben. Epstein hatte viele prominente Freunde, darunter auch Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit (46), die heute den Kontakt zum Multimillionär bereut: «Ich hätte niemals etwas mit Epstein zu tun gehabt, wenn mir die Schwere seiner Verbrechen bewusst gewesen wäre», sagte sie der norwegischen Zeitung «Dagens Næringsliv».
Auch nach einem ersten Gefängnisaufenthalt Epsteins hatte Andrew den Kontakt zu Epstein nicht aufgegeben, was er inzwischen öffentlich bedauert hat. Epsteins Selbstmord habe jedoch viele Fragen offengelassen, besonders für seine Opfer, wie der BBC-Moderator erklärte. Prinz Andrew werde daher zum Verhör in den USA vorgeladen werden, ob er es will oder nicht.
Einer von Amerikas schlimmsten Sextätern sei nie vor Gericht gestellt und rechtmässig verurteilt worden, so die «BBC». Niemand stehe über dem Gesetz. Nicht der Präsident der Vereinigten Staaten, nicht ein britischer Prinz, so der Sender, der eine Anklage von Seltenheitswert gegen einen prominenten Angehörigen der eigenen Monarchie ausstrahlte. Das nächste Mal, so der Moderator, wenn Prinz Andrew über den Fall Epstein aussage, sei dies möglicherweise als Zeuge unter Eid. Laut «BBC» verlangen die Anwälte von fünf Epstein-Opfern, dass der Prinz in Gerichtsverhandlungen verhört werde.
«Nur einer von uns sagt die Wahrheit: Das bin ich»
In einem gründlich missratenen «BBC»-Interview Mitte November gab Andrew an, er erinnere sich an keine Giuffre. Dies, obschon ein Foto Andrew mit der damals 17-Jährigen im Haus von Maxwell in London zeigt. Behauptungen, das Foto könnte manipuliert sein, bezeichnete Giuffre als «lächerlich». Sie könne sich womöglich nicht an genaue Daten und Orte erinnern. Doch «wer kann das Gesicht von jemandem vergessen, der sich über einen gebeugt hat?». Es gebe «nur einen von uns, der die Wahrheit sagt, und ich weiss: Das bin ich», sagte Guiffre, die Andrew gleich der mehrfachen Lügen bezichtigt.
Giuffre sagte zudem, dass das Foto auf der Rückseite ein Datum trägt. Aufgedruckt sei der 13. März 2001 - nur zwei Tage nach der Aufnahme. «Es ist ein authentisches Foto», so Giuffre. «Auf der Rückseite befindet sich ein Datum, an dem es gedruckt wurde.»
Droht Andrew eine Anklage in den USA?
Noch ist unklar, was Prinz Andrew durch Ermittlungen in den USA drohen könnte. Momentan jedenfalls wirft ihm keine Behörde Fehlverhalten vor. Auch in der Anklageschrift gegen Epstein aus dem Sommer, die den Fall wieder in Rollen gebracht hatte, war der Name des Prinzen nicht aufgetaucht.
Die New Yorker Staatsanwälte hatten nach Epsteins Suizid aber wiederholt angekündigt, dass die Ermittlungen gegen Verdächtige weitergingen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass daraus neue Anklagen entstehen. Ob auch direkt gegen Andrew ermittelt wird, ist unklar.
Doch auch Scotland Yard will eine Anzeige wegen Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung gegen Epstein und Maxwell nicht weiter verfolgen. Die mutmasslichen Straftaten hätten sich grösstenteils ausserhalb Grossbritanniens ereignet. Es fehle die Zuständigkeit. Anzeige hatte laut «BBC» Giuffre erstattet. (kes/SDA)
1999 – Erstes Treffen
Andrew trifft Epstein zum ersten Mal. Angeblich hat Epsteins Vertraute Ghislaine Maxwell, die Tocher des Zeitungsmagnaten Robert Maxwell, die beiden miteinander bekannt gemacht.
Andrew begrüsst Epstein auf dem privaten schottischen Anwesen der Queen in Aberdeenshire, wie die «Daily Mail» berichtete.
Später sagte Andrew, dass er Epstein «selten» sehe – und präzisierte: «Wahrscheinlich nicht mehr als nur ein- bis zweimal im Jahr.»
2000 – Florida-Urlaub
Andrew und Maxwell machen Urlaub mit Epstein im Mar-a-Lago Club von Donald Trump in Palm Beach, Florida.
Juni 2000 – Epstein im Schloss Windsor
Epstein und Maxwell nehmen an einer Party «Tanz der Jahrzehnte» im Schloss Windsor teil, die von der Königin zum 40. Geburtstag von Andrew gegeben wird.
2001 – «Orgien»-Vorwürfe
Eine angebliche Sexsklavin von Epstein, Virginia Roberts, behauptet, «dreimal mit Andrew geschlafen zu haben, einschliesslich einer Orgie», wobei die erste Begegnung angeblich in Maxwells Londoner Stadthaus stattfand.
Roberts behauptet, noch zweimal mit Andrew geschlafen zu haben, und zwar in Epsteins New Yorker Haus und bei einer «Orgie» auf seiner Privatinsel in der Karibik.
Dezember 2000 – Überraschungsparty
Der Herzog von York schmeisst für Maxwell eine Überraschungsgeburtstagsparty auf dem Sandringham-Anwesen der Queen. Zu den Gästen gehörte auch Epstein. Fotos zeigen Epstein und Maxwell bei der Fasanenjagd auf dem Anwesen.
2006 – Haftbefehl
Im Mai 2006 wird gegen Epstein ein Haftbefehl wegen sexueller Gewalt gegen eine Minderjährige erlassen. Zwei Monate später besucht Epstein die Maskenball-Party zum 18. Geburtstag von Prinzessin Beatrice, der Tochter von Herzog Andrew, auf Schloss Windsor.
2008 – Epstein inhaftiert
Epstein gibt die Prostitution von Minderjährigen zu und wird zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt.
2010 – Andrew und Epstein zusammen fotografiert
Der Herzog nimmt an einer kleinen Dinnerparty mit «acht bis zehn Personen» teil, die in New York anlässlich von Epsteins Entlassung aus dem Gefängnis stattfindet. Der Herzog wird bei einem Spaziergang mit Epstein im Central Park fotografiert und in dessen Villa gefilmt.
März 2010 - Andrew bittet Epstein um Darlehen für seine Frau
Es stellt sich heraus, dass der Herzog 2010 Epstein gebeten hat, seiner Frau Sarah Ferguson 15'000 Pfund zu leihen, um ihr zu helfen, Schulden zurückzuzahlen. Später sagte sie, es sei eine «gigantische Fehleinschätzung» gewesen.
2011 – Legt Amt als Gesandter nieder
Andrew legt nach dem Skandal um die Central-Park-Fotos sein Amt als britischer Handelsbeauftragter nieder.
2015 – Dementi des Buckingham Palasts
Der Buckingham Palace bestreitet, dass Andrew jegliche Unangemessenheit begangen hat, nachdem er in US-Gerichtsdokumenten im Zusammenhang mit Epstein genannt wurde. Eine Frau, die später in Berichten als Frau Roberts benannt wurde, behauptet in Gerichtsdokumenten, die in Florida eingereicht wurden, dass sie als 17-Jährige und Minderjährige zu Sex mit Andrew gezwungen worden war.
Im April werden die Klagen gegen Andrew nach einem Bundesrichterbeschluss aus den Akten der US-Zivilgerichte gestrichen.
Juli 2019 – Epstein erneut verhaftet
Jeffrey Epstein wird wegen Sexhandels verhaftet. Drei Wochen später, am 10. August, wird er tot in seiner Zelle mit Verletzungen am Hals gefunden, deren Ursache unklar bleiben.
August 2019 – Neue Andrew-Vorwürfe
Neu veröffentlichte juristische Dokumente zeigen, dass Johanna Sjoberg, ein weiteres angebliches Epstein-Opfer, behauptete, Andrew habe ihre Brust berührt, während er 2001 auf einer Couch in der Wohnung des US-Milliardärs in Manhattan sass.
Der Herzog von York beteuert, er habe Epsteins kriminelles Verhalten nie vermutet, gibt aber auch zu, es sei ein «Fehler» gewesen, ihn 2010 zu treffen.
16. November 2019 – BBC-Newsnight-Interview
Andrew setzt sich mit Emily Maitlis für ein 50-minütiges Interview zusammen, um einen Schlussstrich unter die Epstein-Affäre zu ziehen. Das Interview erweist sich als katastrophal für den Prinzen.
20. November 2019 – Rücktritt
Der Herzog zieht sich von allen königlichen Pflichten zurück. Nach einer heftigen Gegenreaktion auf das Interview bittet der Herzog die Königin um Erlaubnis, «auf absehbare Zeit von öffentlichen Aufgaben zurückzutreten».
Quelle: «The Telegraph»
1999 – Erstes Treffen
Andrew trifft Epstein zum ersten Mal. Angeblich hat Epsteins Vertraute Ghislaine Maxwell, die Tocher des Zeitungsmagnaten Robert Maxwell, die beiden miteinander bekannt gemacht.
Andrew begrüsst Epstein auf dem privaten schottischen Anwesen der Queen in Aberdeenshire, wie die «Daily Mail» berichtete.
Später sagte Andrew, dass er Epstein «selten» sehe – und präzisierte: «Wahrscheinlich nicht mehr als nur ein- bis zweimal im Jahr.»
2000 – Florida-Urlaub
Andrew und Maxwell machen Urlaub mit Epstein im Mar-a-Lago Club von Donald Trump in Palm Beach, Florida.
Juni 2000 – Epstein im Schloss Windsor
Epstein und Maxwell nehmen an einer Party «Tanz der Jahrzehnte» im Schloss Windsor teil, die von der Königin zum 40. Geburtstag von Andrew gegeben wird.
2001 – «Orgien»-Vorwürfe
Eine angebliche Sexsklavin von Epstein, Virginia Roberts, behauptet, «dreimal mit Andrew geschlafen zu haben, einschliesslich einer Orgie», wobei die erste Begegnung angeblich in Maxwells Londoner Stadthaus stattfand.
Roberts behauptet, noch zweimal mit Andrew geschlafen zu haben, und zwar in Epsteins New Yorker Haus und bei einer «Orgie» auf seiner Privatinsel in der Karibik.
Dezember 2000 – Überraschungsparty
Der Herzog von York schmeisst für Maxwell eine Überraschungsgeburtstagsparty auf dem Sandringham-Anwesen der Queen. Zu den Gästen gehörte auch Epstein. Fotos zeigen Epstein und Maxwell bei der Fasanenjagd auf dem Anwesen.
2006 – Haftbefehl
Im Mai 2006 wird gegen Epstein ein Haftbefehl wegen sexueller Gewalt gegen eine Minderjährige erlassen. Zwei Monate später besucht Epstein die Maskenball-Party zum 18. Geburtstag von Prinzessin Beatrice, der Tochter von Herzog Andrew, auf Schloss Windsor.
2008 – Epstein inhaftiert
Epstein gibt die Prostitution von Minderjährigen zu und wird zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt.
2010 – Andrew und Epstein zusammen fotografiert
Der Herzog nimmt an einer kleinen Dinnerparty mit «acht bis zehn Personen» teil, die in New York anlässlich von Epsteins Entlassung aus dem Gefängnis stattfindet. Der Herzog wird bei einem Spaziergang mit Epstein im Central Park fotografiert und in dessen Villa gefilmt.
März 2010 - Andrew bittet Epstein um Darlehen für seine Frau
Es stellt sich heraus, dass der Herzog 2010 Epstein gebeten hat, seiner Frau Sarah Ferguson 15'000 Pfund zu leihen, um ihr zu helfen, Schulden zurückzuzahlen. Später sagte sie, es sei eine «gigantische Fehleinschätzung» gewesen.
2011 – Legt Amt als Gesandter nieder
Andrew legt nach dem Skandal um die Central-Park-Fotos sein Amt als britischer Handelsbeauftragter nieder.
2015 – Dementi des Buckingham Palasts
Der Buckingham Palace bestreitet, dass Andrew jegliche Unangemessenheit begangen hat, nachdem er in US-Gerichtsdokumenten im Zusammenhang mit Epstein genannt wurde. Eine Frau, die später in Berichten als Frau Roberts benannt wurde, behauptet in Gerichtsdokumenten, die in Florida eingereicht wurden, dass sie als 17-Jährige und Minderjährige zu Sex mit Andrew gezwungen worden war.
Im April werden die Klagen gegen Andrew nach einem Bundesrichterbeschluss aus den Akten der US-Zivilgerichte gestrichen.
Juli 2019 – Epstein erneut verhaftet
Jeffrey Epstein wird wegen Sexhandels verhaftet. Drei Wochen später, am 10. August, wird er tot in seiner Zelle mit Verletzungen am Hals gefunden, deren Ursache unklar bleiben.
August 2019 – Neue Andrew-Vorwürfe
Neu veröffentlichte juristische Dokumente zeigen, dass Johanna Sjoberg, ein weiteres angebliches Epstein-Opfer, behauptete, Andrew habe ihre Brust berührt, während er 2001 auf einer Couch in der Wohnung des US-Milliardärs in Manhattan sass.
Der Herzog von York beteuert, er habe Epsteins kriminelles Verhalten nie vermutet, gibt aber auch zu, es sei ein «Fehler» gewesen, ihn 2010 zu treffen.
16. November 2019 – BBC-Newsnight-Interview
Andrew setzt sich mit Emily Maitlis für ein 50-minütiges Interview zusammen, um einen Schlussstrich unter die Epstein-Affäre zu ziehen. Das Interview erweist sich als katastrophal für den Prinzen.
20. November 2019 – Rücktritt
Der Herzog zieht sich von allen königlichen Pflichten zurück. Nach einer heftigen Gegenreaktion auf das Interview bittet der Herzog die Königin um Erlaubnis, «auf absehbare Zeit von öffentlichen Aufgaben zurückzutreten».
Quelle: «The Telegraph»