Public Viewing der Royal-Hochzeit in Glattfelden
Ein Zürcher Dorf im Hochzeitsfieber

Während in Windsor Prinz Harry seine Verlobte Meghan Markle heiratet, schaut ein Zürcher Dorf auf besondere Art zu. Glattfelden hat ein Public Viewing organisiert, und BLICK war mit dabei.
Publiziert: 19.05.2018 um 20:27 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:00 Uhr
Florian Wicki (Text), Siggi Bucher (Bilder)

Wohl jetzt schon der Anlass des Jahres: Die Hochzeit von Prinz Harry (33) und der amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle (36) bewegt Menschen auf der ganzen Welt. Im Vorfeld wurde geschätzt, dass über 2 Milliarden Menschen das Spektakel vor Ort oder auf dem Bildschirm mitverfolgen werden.

So auch in der idyllischen Zürcher Gemeinde Glattfelden. Dort veranstaltete die Gemeinde sogar ein Public Viewing, um den Anlass gebührend zu feiern.

Und das im Gottfried-Keller-Kulturzentrum. Im ersten Stock des Gebäudes hat die Gemeinde einen rustikalen Holzsaal mit einem Beamer und einer riesigen Leinwand ausgestattet. Und dort verfolgte man die Zeremonie fast live mit – die rund 10 Minuten Verzögerung der Übertragung schien niemanden zu stören. Mit dabei waren selbstverständlich Schaumwein, selbstgebackenes englisches Gebäck, Erdbeer-Trifles und die umstrittenen After-Eight-Pfefferminzpralinen. Rot-weiss-blaue Ballons und eine Union-Jack-Fahne mit Harry und Meghan in der Mitte dürfen natürlich auch nicht fehlen für einen richtig englischen Anlass.

Organisiert haben den Anlass der Gemeindepräsident Ernst Gassmann und die Leiterin des Kulturzentrums, Franziska Schlegel. Und wieso das ganze? Letztes Jahr wurde bekannt, dass Meghan Markles Vorfahren aus Glattfelden stammen. Sieben Generationen früher – um das Jahr 1743 – wanderte Kaspar Glattfelder mit seiner Familie in die USA aus. 

Darum lud Gassmann Harry und Meghan kurzerhand per A-Post ein, die Gemeinde zu besuchen. Grosse Hoffnungen macht er sich aber nicht: «Ich habe bisher noch keine Antwort bekommen.» Er sei sich aber natürlich bewusst, dass das Paar zur Hochzeit das eine oder andere Gratulationsschreiben erhalten werde, und dass das Lesen der ganzen Post viel Zeit in Anspruch nehme. Ein Trost: «Man hat mir versichert, dass sie alle erhaltenen Briefe selber lesen werden.» Und aus dem selben Grund auch das Public Viewing: «Rund 40 Personen haben sich angemeldet», erzählt Organisatorin Schlegel. Das sei ideal, dann sei der Raum nicht überfüllt und die Stimmung heimelig.

Die heitere Klatschrunde mit Prosecco statt Milchkaffee bricht zum ersten Mal in Applaus aus, als sie Meghan Markle durch die Autoscheibe erkennt. Beim Auftritt von Prinz Harry herrscht beinahe schon ehrfürchtiges Schweigen. Und bei der Queen schlussendlich wieder Gelächter und Applaus. Der einfache Grund: Originalgetreu haben auch die Glattfelder auf die Kleiderfarben der Queen gewettet.

Die Zeremonie scheint einigen Anwesenden nahe zu gehen. Während dem Segen des Erzbischofs tauschen einige ältere Paare romantische Blicke aus und halten Händchen, wie verliebte Teenager. Auch für Gassmann war es ein emotionaler Moment: «Es wühlt einem schon auf. Ich musste an meinen eigenen Hochzeitstag denken.»

Auch wenn der Altersdurchschnitt an diesem Nachmittag eher höher ist, einige Jugendliche verfolgen das Spektakel auch in Glattfelden. Sie gehören aber nicht zur Dorfjugend, sondern kommen von weiter nördlich: «Wir wollten eigentlich einfach das Wochenende mit ein paar Freundinnen in Zürich verbringen», erklärt Ili aus Berlin. Doch die Hochzeit des Jahres hätten sie sich dann doch nicht entgehen lassen können. Ihre Freundin Frieda ergänzt: «Also haben wir uns im Internet schlau gemacht und dieses Public Viewing gefunden.»

Auch die musikalische Begleitung und der erste Kuss des frisch vermählten Paares lösen Applaus und Freudenschreie aus. Dann, als Harry und Meghan in die Kutsche steigen und ihre erste gemeinsame Fahrt als Ehepaar antreten, löst sich die Zuschauermenge auf. Einige gehen nach Hause und somit wieder ihrem Leben nach, andere widmen sich stattdessen den übrig gebliebenen Esswaren. 

Dafür, dass Meghan Markles Gen-Pool seit über 275 Jahren immer weniger mit Glattfelden zu tun hat, geniesst die Neo-Herzogin in der Gemeinde grosse Sympathien. Auch wenn die Chance verschwindend klein ist, dass sie das Dorf in nächster Zeit besuchen wird: Sie würde es sicher nicht bereuen.

Meghan Markle + Prinz Harry 

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