Eine Königin darf man nicht ansprechen: «Man wartet, bis sie das Wort an einen richtet», erzählt Anton Mosimann (75). Zu Ehren der Queen trägt der charismatische Schweizer Starkoch beim Treffen in London seine berühmte Fliege in Pink, passend dazu das Poschettli im Revers.
Sein Auftreten ist ganz der englische Gentleman, perfekt mit einem gewissen Twist. So wie seine kunstvoll angerichteten Speisen, kein Wunder durfte er Elizabeth II. (96) schon öfter bekochen, sei es bei Anlässen oder privat bei ihr. Mosimann schwärmt: «Sie ist auch in ihrem hohen Alter noch sehr klar, am Weltgeschehen interessiert, hat Humor und so viel Energie.» Die Königin von England sei keineswegs abgehoben, sondern menschlich und nahbar: «Sie nimmt sich durchaus Zeit für einen inspirierenden Schwatz. Aber sie beginnt ihn – und beendet ihn auch wieder.»
Er machte Pizza für Harry und William
Dass zu ihrem Thronjubiläum die Familie wieder vereint ist, freut Mosimann. Schliesslich ist er auch mit der neuen Generation der Royals vertraut: Als die beiden Prinzen Harry und William noch klein waren, hat er für sie Pizza zubereitet. Später richtete er das Hochzeitsessen von Prinz William (39) und Kate (40) aus, genauso wie auch das von Prinz Harry (37) und Meghan (40). «Wer weiss, wie lange die Queen noch da sein wird. Umso wichtiger, dass die Familie jetzt zusammenhält», so Mosimann. Am Jubeltag mag in London niemand an so etwas denken, bis jetzt zeigte sich die Königin bei allen Terminen bei bester Gesundheit und Laune. Allerdings hat sie nach dem ersten aufregenden Feiertag den Besuch für den Gottesdienst in der St.-Pauls-Kathedrale schweren Herzens abgesagt.
Mosimann ist der Queen bereits 1967 zum ersten Mal begegnet, damals kochte er bei der Weltausstellung in Montreal. Einige Jahre später war er Küchenchef im berühmten Londoner Hotel The Dorchester. Dort begeisterte er die Königinmutter mit seiner leichten, einfachen und schön präsentierten Küche. «Damals kam ich gerade aus Japan zurück. Ihr schmeckte es so gut, dass sie nach dem Rezept fragen liess, und so kam eins zum andern.» Für seine kulinarischen Verdienste, hat die Queen den gebürtigen Nidauer Mosimann 2004 höchstpersönlich mit einem Orden ausgezeichnet.
Knoblauch ist bei den Royals tabu
Nach über 40 Jahren weiss er auch ganz genau, was sich im Umgang mit den Royals gehört und was nicht: «Knoblauch oder scharfe Gewürze sind tabu. Erwünscht ist eine gesunde und leichte Küche, aber so koche ich ohnehin.» Von Mosimanns Kochkünsten profitieren übrigens auch die Corgis der Queen: «Ich war zu Weihnachten mit meiner Frau bei der Queen eingeladen. Da haben wir beobachten können, dass die Hunde hin und wieder auch ein Häppchen bekommen.» Das Jubiläum der Königin feiert Mosimann in seinem Restaurant mit Clubmitgliedern, gemeinsam verfolgen sie über den Bildschirm die Platinum Party, die vor dem Buckingham-Palast stattfindet. Er hofft, dass er dort auch noch einmal die Queen bewirten darf.