Herzogin Camilla wird am Sonntag 75 Jahre alt
«Keine grosse Feier»

«Rottweiler» oder «royale Schlaftablette»: Camilla, Herzogin von Cornwall musste schon viele Schmähungen ertragen. Am Sonntag wird die Frau von Prinz Charles 75 Jahre alt. Und darf auf keine grosse Feier hoffen.
Publiziert: 15.07.2022 um 07:16 Uhr
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Charles und Camilla mit der Queen während eines Banketts im Buckingham Palast 2005.
Foto: Keystone

Die Frau des britischen Thronfolgers Prinz Charles (73) galt lange als Persona non grata in der britischen Öffentlichkeit. Sie hatte sich, so fanden viele, in die Beziehung zwischen Queen-Sohn Charles und der als Königin der Herzen verehrten Prinzessin Diana (1961-1997) gedrängt. Inzwischen ist sie ein respektiertes Mitglied der britischen Königsfamilie.

«Es war nicht einfach», sagte Camilla kürzlich in einem Interview über die Phase, als sie und ihre Beziehung mit Charles im Fokus der Berichterstattung standen. «Ich wurde so lange Zeit auf Schritt und Tritt beobachtet, dass man einen Weg finden musste, damit zu leben», erzählte sie. «Ich stehe auf eine Weise darüber und mache einfach mein Ding.»

Menschen, die ihr persönlich begegneten, berichten von einer äusserst gewitzten und charmanten Person, die, obschon deutlich der britischen Oberklasse zugehörig, eine sehr nahbare Art haben soll. Das soll auch Prinz Charles an ihr schätzen.

Auf Platz 7 der beliebtesten Royals

40 Prozent der Briten geben inzwischen an, die Herzogin von Cornwall zu mögen. Nur etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) mag sie nicht, wie aus Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Yougov hervorgeht. Im Ranking der beliebtesten lebenden Royals liegt sie auf Platz sieben. Hinter der Queen, deren Enkel William (40) und Ehefrau Kate (40), sowie Queen-Tochter Prinzessin Anne (71), deren Tochter Zara Tindall (41) und Prinz Charles – aber vor Prinz Harry (37) und dessen Frau Herzogin Meghan (40).

Anerkennung erhält sie inzwischen auch von Queen Elizabeth II. (96) - die teilte vor einigen Monaten ihren Wunsch mit, nach ihrem Tod solle Camilla den Titel «Queen Consort» tragen. Ein Titel, den zuletzt die Mutter Elizabeths, die vor 20 Jahren gestorbene Queen Mum (1900–2002), getragen hatte. Der im vergangenen Jahr im Alter von 99 Jahren gestorbene Mann der britischen Königin, Philip (1921–2021), war zeitlebens ein «Prince Consort» geblieben – und kein «King» geworden.

Camilla war auf Mädchenpensionat in der Schweiz

Abzusehen war diese Rolle der Herzogin nicht. Geboren wurde sie als Camilla Rosemary Shand 1947 in London als Tochter eines wohlhabenden früheren Offiziers und Geschäftsmanns. Sie ging zeitweise auf ein Mädchenpensionat in der Schweiz und studierte französische Literatur in Paris.

Doch schon eine Vorfahrin Camillas, Alice Keppel (1868–1947), hatte als Geliebte des früheren britischen Königs Edward VII. (1841–1910) am Hof Ansehen und Einfluss erlangt. Die Legende besagt, Camilla habe den schüchternen Prinz Charles zu Beginn der 70er-Jahre am Rande eines Polo-Turniers mit den Worten angesprochen: «Wissen Sie, Sir, meine Urgrossmutter war die Mätresse Ihres Ur-Urgrossvaters. Also, wie wär's?»

Ob es sich genauso zugetragen hat, sei zu bezweifeln, berichtete der «Telegraph» im vergangenen Jahr unter Berufung auf den Biografen des Paares, Gyles Brandreth (74). Doch die Anziehungskraft zwischen den beiden sei «unmittelbar, gegenseitig und leidenschaftlich» gewesen, zitierte die Zeitung Brandreth. In einem abgehörten Gespräch zwischen den beiden soll Charles später sogar den Wunsch geäussert haben, sich in einen ihrer Tampons zu verwandeln.

Zwei Kinder aus erster Ehe

Trotz der Beziehung zu Charles heiratete Camilla 1973 zunächst den Offizier Andrew Parker Bowles (82). Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Tom (47) und Laura (44). Camilla ist inzwischen längst Grossmutter und hat ein inniges Verhältnis mit ihren Enkeln.

Doch das Verhältnis zwischen Camilla und Charles nahm einige Jahre nach ihrer Hochzeit wieder Fahrt auf. Die beiden trafen sich auch, nachdem der Prince of Wales 1981 die damals erst 20 Jahre alte Diana Spencer (1961–1997) geheiratet hatte. Die Öffentlichkeit war entsetzt, als herauskam, dass Charles die hübsche und äusserst beliebte Diana mit der als burschikos geltenden Camilla betrog.

Es blieb ein offenes Geheimnis, bis Diana in einem berüchtigten Fernsehinterview 1995 in die Kamera sagte: «Wir waren zu dritt in dieser Ehe, deswegen war es ein bisschen eng.» Das Interview, wie sich später herausstellte, war unter dubiosen Bedingungen zustande gekommen. BBC-Reporter Martin Bashir (59) hatte dem Bruder Dianas, Charles Spencer (58), gefälschte Kontoauszüge vorgelegt, die beweisen sollten, dass Diana von Menschen in ihrem Umfeld bespitzelt wird. Doch an der Wahrheit ihrer Äusserungen bezüglich Camilla zweifelte niemand.

Ehe ging in die Brüche

Für die Ehe von Charles und Diana wurde der öffentliche Tabubruch zum Auslöser für die Scheidung, die im Jahr darauf erfolgte. Auch Camillas Ehe war inzwischen in die Brüche gegangen. Nach dem Unfalltod Dianas im Sommer 1997 schien einer öffentlich gelebten Beziehung zwischen Charles und Camilla nichts mehr im Wege zu stehen. Doch sie überstürzte nichts.

Als die beiden schliesslich 2005 in einer bescheidenen Zeremonie in Windsor heirateten, hatte sich die Öffentlichkeit bereits weitgehend mit ihnen ausgesöhnt. Inzwischen vertreten sie immer häufiger die Queen bei öffentlichen Aufgaben. Erst im Mai eröffnete Charles erstmals das Parlament anstelle seiner Mutter. Camilla begleitete ihn dabei. Sie hat längst ihren Platz im Königshaus gefunden. Unter anderem engagiert sie sich für Frauen, die Opfer von sexueller und häuslicher Gewalt geworden sind, und betreibt einen Online-Buch-Club.

Dass sie kürzlich für die «Vogue» fotografiert wurde, dürfte der für ihren Kleidungsstil oft geschmähten Camilla gut getan haben. Camilla ist nie extravagant, strahlt stets eine gewisse Einfachheit aus. Ihren Geburtstag will sie nur im kleinen Kreis begehen. «Es wird keine grosse Feier geben», sagte sie der Zeitschrift. Das ist womöglich ihr Geheimnis. (SDA)

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