Genau drei Monate nach dem Tod von Königin Elizabeth II. (†96) hat Netflix letzten Donnerstag die ersten drei Folgen der sechsteiligen Dokumentation von Prinz Harry (38) und Herzogin Meghan (41) veröffentlicht. Schon im Vorfeld sahen Royal-Experten die Miniserie als «Kriegserklärung» an den Buckingham-Palast. Doch in den ersten Folgen bleiben die grossen Enthüllungen aus, vielmehr öffnet das Ehepaar Sussex sein privates Fotoalbum und gibt intime Einblicke in ihr Kennenlernen und in ihr Privatleben. So erfahren wir, dass das erste Foto, das Harry von Meghan sah, ein Snapchat-Selfie mit Hundeohren war und Meghan wiederum sehr von Harrys Instagram-Profil und seinen Afrikabildern angetan war.
Parallele zur Mutter: Schon in der ersten Hälfte der ersten Episode zieht Prinz Harry den Vergleich zwischen seiner Ehefrau und seiner verstorbenen Mutter Prinzessin Diana (†36). Er wolle nicht, dass sich das Schicksal seiner «Mum» wiederhole, sagt Harry. Dabei macht er auch gleich die Hauptschuldigen seiner Anklage der ersten Folge klar: die britischen Medien, die Diana 1997 in den Tod getrieben hätten.
Seitenhieb gegen Bruder William
Er sei bei der Wahl Meghans seinem Herzen gefolgt, erklärt der Prinz weiter, obwohl für die Männer in der Royal Family die Versuchung gross sei, eine Partnerin zu ehelichen, die sich anzupassen wisse. In der britischen Presse wurde diese Bemerkung als Seitenhieb gegen Bruder Prinz William (40) und Prinzessin Kate (40) gewertet.
Was auffällt: Weder der Vater, König Charles III. (74), noch die verstorbene Grossmutter, Königin Elizabeth II., noch Bruder William werden bisher gross erwähnt. Dafür wird in der dritten Folge die Kolonialgeschichte Grossbritanniens und des Königshauses beleuchtet. Dabei erinnert sich Harry auch an seine ominöse Nazi-Verkleidung, die er 2005 bei einer Kostümparty trug. Dies sei «einer der grössten Fehler meines Lebens» gewesen, erklärt Harry und gibt an, seither viel gelernt zu haben. Dabei kommt er auch auf die «unbewussten Vorurteile und Prägungen» seiner Familie zu sprechen. Die hätten dafür gesorgt, dass sie auch kein Gespür für die rassistischen Medienberichte über seine spätere Ehefrau gehabt hätten. «Die fotografierten irgendwelche Obdachlosengegenden und behaupteten, ich wohne da und sie stamme von dort», erinnert sich auch Meghans Mutter Doria Ragland (66).
Lügen und Bilderklau
Harrys Familienmitglieder kommen in der Doku-Serie hingegen nicht zu Wort. Netflix behauptet in einem Statement, das vor den Folgen eingeblendet wird, Mitglieder der königlichen Familie hätten abgelehnt, sich zum Inhalt der Serie zu äussern. Dem haben Palastquellen direkt nach der Veröffentlichung widersprochen – sie seien gar nicht angefragt worden.
Wer lügt, werden wir wohl nie erfahren. Doch eines ist bereits nach dem Trailer zur Hochglanzbiografie klar: In ihrer bildgewaltigen Inszenierung nehmen es Harry und Meghan mit der Wahrheit nicht immer so genau: So stellte sich beispielsweise eine Szene von vielen Paparazzi, die ihre Kameras auf das Paar richten, als Aufnahme einer Harry-Potter-Premiere aus dem Jahr 2011 heraus. Meghan und Harry waren nicht mal anwesend. Eine weitere Sequenz, die zeigen soll, wie das Paar zum Auto verfolgt wird, zeigt einen Ex-Anwalt des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump (76). Der Anwalt war auf dem Weg ins Gefängnis. Mit den abtrünnigen Royals hat auch diese Einstellung nichts zu tun.
Rassismus-Vorwurf bei Oprah Winfrey
Die grossen Überraschungen haben Harry und Meghan in ihrer Netflixserie bisher also noch nicht geboten, umso gespannter darf man auf die kommenden Folgen sein. Lässt Harry die Bombe platzen und füllt die Lücke, die er im März 2021 im Interview mit US-Talkqueen Oprah Winfrey (68) gelassen hatte? Er und Meghan hatten damals der britischen Königsfamilie Rassismus vorgeworfen, ohne dabei konkrete Namen zu nennen. Vielleicht spart sich der Prinz dies aber auch für die Veröffentlichung seiner Autobiografie «Reserve» auf, die im Januar 2023 erscheinen soll.
Die ersten drei Folgen von «Harry & Meghan» sind auf Netflix abrufbar. Die nächsten und letzten erscheinen am 15. Dezember 2022.