Familien mit drei und mehr Kindern sind im Trend
Schweizer machen es wie die Royals

Immer mehr Schweizer Familien haben drei oder mehr Kinder.
Publiziert: 25.04.2018 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:40 Uhr
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Da waren sie erst zu viert, Kate und William mit George und Charlotte. Das dritte Baby wird sich seinen Platz in der Familie noch suchen müssen.
Foto: Getty Images
Christian Maurer

Für William und Kate ist das dritte Kind einfach nur schön – in den Palästen der königlichen Familie gibts genug Platz für ein zusätzliches Kinderzimmer. Ein grösseres Auto ist sicher im royalen Wagenpark zu finden, und Personal ist auch genug vorhanden fürs zusätzliche Kleiderwaschen und Breikochen.

Normalsterbliche Familien stellt ein drittes Kind dagegen vor grosse Herausforderungen. Ist ein Monatseinkommen von 8500 Franken zwar ein guter Lohn, für fünfköpfige Familien ist er schon knapp, heisst es bei der Interessengemeinschaft Familie 3plus, die sich für kinderreiche Familien einsetzt und finanzielle Patenschaften für kinderreiche Familien vermittelt.

Alles sollte einen Tick grösser werden: Die Wohnung, damit Mädchen und Buben nicht das Zimmer teilen müssten. Das Auto, weil drei Kindersitze nebeneinander selten Platz haben. Auch die Ausgaben nehmen drastisch zu, auch wenn jedes zusätzliche Kind nur noch unterdurchschnittliche Mehrkosten verursacht (siehe Box).

Das erste Kind ist das teuerste

Gemäss der Studie «Kinderkosten in der Schweiz», die 2009 für das Bundesamt für Statistik erstellt wurde, fallen für das erste Kind durchschnittlich 819 Franken pro Monat an.

Zwei Kinder kosten 1310 Franken (655 Franken pro Kopf) und drei Kinder 1584 Franken (528 Franken pro Kopf). Das sind Durchschnittswerte, die Kosten hängen vom Alter des Kindes ab. Die niedrigs­ten Ausgaben fallen bei einem Säugling an: Der gemeinnützige Verein Budgetberatung Schweiz rechnet mit 300 bis 400 Franken pro Monat.

Je älter das Kind wird, desto höher werden die Beträge für Kleider, Schuhe, Essen und Freizeit. Ein sieben- bis zwölfjähriges Kind kommt seine Eltern bereits auf monatlich 500 bis 650 Franken zu stehen. Die aufgelisteten Kosten gelten jeweils für das erste Kind, für jedes weitere Kind kann der Betrag um 100 bis 150 Franken reduziert werden. Bis zum 20. Geburtstag kostet ein Kind rund 200’000 Franken.

Je älter das Kind wird, desto höher werden die Beträge für Kleider, Schuhe, Essen und Freizeit.
Je älter das Kind wird, desto höher werden die Beträge für Kleider, Schuhe, Essen und Freizeit.
Getty Images

Gemäss der Studie «Kinderkosten in der Schweiz», die 2009 für das Bundesamt für Statistik erstellt wurde, fallen für das erste Kind durchschnittlich 819 Franken pro Monat an.

Zwei Kinder kosten 1310 Franken (655 Franken pro Kopf) und drei Kinder 1584 Franken (528 Franken pro Kopf). Das sind Durchschnittswerte, die Kosten hängen vom Alter des Kindes ab. Die niedrigs­ten Ausgaben fallen bei einem Säugling an: Der gemeinnützige Verein Budgetberatung Schweiz rechnet mit 300 bis 400 Franken pro Monat.

Je älter das Kind wird, desto höher werden die Beträge für Kleider, Schuhe, Essen und Freizeit. Ein sieben- bis zwölfjähriges Kind kommt seine Eltern bereits auf monatlich 500 bis 650 Franken zu stehen. Die aufgelisteten Kosten gelten jeweils für das erste Kind, für jedes weitere Kind kann der Betrag um 100 bis 150 Franken reduziert werden. Bis zum 20. Geburtstag kostet ein Kind rund 200’000 Franken.

Trotzdem liegen Familien mit drei und mehr Kindern auch in der Schweiz im Trend. Gegen 10'000 Kinder sind 2016 als drittes Kind zur Welt gekommen, zehn Jahre zuvor waren es noch fast 2000 weniger. Ihr Anteil an allen Geburten stieg in dieser Zeit um satte zehn Prozent. Auch die Zahl der vierten und fünften Kinder steigt, von 2010 bis 2016 ebenfalls um rund zehn Prozent.

Kinder sind Selbstverwirklichung

«Als Kindergärtnerin beobachte ich immer häufiger, dass Familien wieder vermehrt zwei oder drei Kinder haben», sagte die Miss Teenie von 1999, Nadine Langenegger (33), schon letztes Jahr im BLICK. Sie selber hat mittlerweile fünf Kinder. «Es ist wieder cool, drei oder mehr Kinder zu haben. Viele Frauen entdecken, wie viel Selbstverwirklichung darin stecken kann», kommentierte Käthi Kaufmann (53), Präsidentin der Interessengemeinschaft Familie 3plus, die auch fünf Kinder grossgezogen hat.

Das einzige Problem, das Royals mit einem dritten Kind mit allen Normalsterblichen in der gleichen Familiensituation teilt: Das letztgeborene Kind steht zuunterst in der Hierarchie der Geschwister – die es oft als überflüssigen Störenfried sehen, mit dem man alles teilen muss. Nicht nur die Spielsachen, das Zimmer und die Schokolade von den Onkeln und Tanten, sondern auch die Aufmerksamkeit der Eltern: Gerade dritte Kinder absorbieren ihre Eltern besonders intensiv. Kein Wunder, sie sind ja auch ausgesprochene Wunschkinder und werden als Nesthäkchen gehätschelt.

So viel kostet ein Säugling

Nahrungsmittel: 60 bis 150 Franken

Haushaltnebenkosten wie Waschmittel: ca. 40 Franken

Windeln und Säuglingspflege: 50 bis 100 Franken

Kleider: ca. 50 Franken

Krankenkassenprämie mit Unfallversicherung: 80 Franken

Gesundheitskosten: 20 Franken

(Erfahrungszahlen der Budgetberatung Schweiz)

Die niedrigs­ten Ausgaben fallen bei einem Säugling an: Der gemeinnützige Verein Budgetberatung Schweiz rechnet mit 300 bis 400 Franken pro Monat.
Die niedrigs­ten Ausgaben fallen bei einem Säugling an: Der gemeinnützige Verein Budgetberatung Schweiz rechnet mit 300 bis 400 Franken pro Monat.
Eric Bean

Nahrungsmittel: 60 bis 150 Franken

Haushaltnebenkosten wie Waschmittel: ca. 40 Franken

Windeln und Säuglingspflege: 50 bis 100 Franken

Kleider: ca. 50 Franken

Krankenkassenprämie mit Unfallversicherung: 80 Franken

Gesundheitskosten: 20 Franken

(Erfahrungszahlen der Budgetberatung Schweiz)

Kümmert euch um die Zweitgeborenen!

Erziehungsbücher raten darum: Eltern müssen sich gezielt Zeit für die älteren Kinder nehmen, auch mal etwas mit dem ältesten oder dem mittleren Kind allein unternehmen, damit sich diese nicht vernachlässigt fühlen. Während die Ältesten immer ihre Rechte als Erstgeborene verteidigen, sind nämlich besonders die Zweitgeborenen gefährdet – sie sind die Rekruten des Lebens, wie Comic-Autor und Peanuts-Erfinder Charles M. Schulz schrieb. Von zwei Seiten konkurrenziert sind sie die Ersten, die sich von der elterlichen Zuwendung ausgeschlossen fühlen.

Arme Charlotte! Die Tochter von William und Kate ist nicht nur in dieser unangenehmen Sandwichposition, sie muss zudem auch noch mit zwei Brüdern zurande kommen.

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