Zwischen dem süssen Wiener Mädel im Debüt «Wenn der weisse Flieder wieder blüht» und der todmüden und tablettensüchtigen Frau im finalen Werk «Die Spaziergängerin von Sans-Souci» liegen 30 Jahre und eine Weltkarriere.
Am 23. September würde Romy Schneider (1938–1982) 80-jährig. Zum runden Geburtstag der Jahrhundert-Schauspielerin graben deutsche Medien in ihren Archiven und servieren bisher unveröffentlichte Romy-Geschichten.
Einen besonders schrecklichen Fisch zog der Sender «Arte» an Land. Am kommenden Sonntag zeigt dieser den Dokfilm «Ein Abend mit Romy», in dem Alice Schwarzer (75) die Bänder ihres 1976 geführten Interviews mit Schneider erstmals offenlegt. Die Schauspielerin hatte sich zu Lebzeiten gegen eine Veröffentlichung gewehrt.
Fakt oder nur Racheakt?
Wie «Bild» und der «Stern» vorab schreiben, machte Schneider im Gespräch mit Schwarzer eine verblüffende Aussage: «Meine Mutter hatte ein Verhältnis mit Hitler.» Dazu muss man wissen, dass Magda Schneider (1909–1996) und ihre Tochter zeitlebens in problematischer Abhängigkeit zueinander standen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam Magda, die stets die Nähe zur NS-Führungsriege gesucht hatte, kaum mehr gute Rollen. Raffiniert nutzte sie jedoch den kometenhaften Aufstieg ihrer Tochter Mitte der 50er-Jahre und liess sich bei Vertragsverhandlungen ebenfalls in die Drehbücher schreiben, so auch bei der enorm erfolgreichen «Sissi»-Trilogie.
Angeblich gab Magda Schneider in kleinen Runden regelmässig intime Anekdoten von NS-Grössen zum Besten. Ihre frühere Nähe zum Regime wurde in mehreren Büchern thematisiert, von Hinterbliebenen allerdings juristisch immer bestritten.
Schneider wurde von ihrem Stiefvater sexuell belästigt
Ob sich Romy mit ihrer Hitler-Aussage nur an der Mutter rächen wollte oder handfeste Beweise hatte, bleibt Spekulation.
Eine unbestrittene Tatsache jedoch ist, dass Magda Schneiders zweiter Ehemann, der Kölner Schankwirt Hans Herbert Blatzheim (1905–1968) Romy wiederholt in sexueller Absicht nachstellte und belästigte. Diese düstere Causa ist ebenfalls Teil des Interviews mit Alice Schwarzer. Von Romys Vater Wolf Albach-Retty (1906–1967) trennte sich Magda Schneider noch vor Kriegsende.
Schneider und das Verhältnis mit Bruno Ganz
Das spätere Liebesleben von Romy Schneider war turbulent – Spuren davon führen auch in die Schweiz. «Ja, Romy und ich waren Anfang der 70er-Jahre ein Paar», gestand Schauspieler Bruno Ganz (77) im Jahr 2015. Ganz, der ironischerweise mit seiner Hitler-Darstellung im Film «Der Untergang» (2004) grosse Berühmtheit erlangte, weiter:
«Ich erinnere mich gut an diese Sucht nach Euphorie, dass alles immer ganz toll sein sollte und herrlich. Und dass das natürlich nur mit viel Hilfe von Chemie, Alkohol oder so funktioniert hat. Das war schon ziemlich heftig.»
Dass die kurze Beziehung so lange geheim blieb, lag daran, dass sich die beiden an diese Maxime hielten: Gerne oft und viel, aber nie im eigenen Stall. «Unsere Zeit spielte sich zwischen Hamburg, Berlin und Paris ab», erinnert sich Ganz. In Zürich sah man die beiden nie zusammen.
Schneider und ihre Zürich-Jahre
Ganz ist in Zürich-Seebach aufgewachsen und wohnt noch heute in der Umgebung. Auch Romy verbrachte viel Zeit in Zürich. Sie hatte von Anfang 70er- bis Anfang 80er-Jahre eine Wohnung, zwei Zimmer im Dachgeschoss, in einem Mehrfamilienhaus an der Segantinistrasse 50. Die Adresse war kein Zufall.
Am selben Ort lebte auch Romys Bruder Wolf-Dietrich Albach-Retty (78), der in Zürich als Arzt praktizierte. Romy unterhielt die Wohnung allerdings vornehmlich aus steuertechnischen Gründen. Ihr Vermögen wurde ab 1973 vom Zürcher Filmproduzenten und Odeon-Besitzer Henrik Kaestlin verwaltet.
Romy Schneider verfasste auch ihr Testament in Zürich. Und zwar am 10. Mai 1982 im Hotel Baur au Lac, angeblich unter starkem Rotweineinfluss. 19 Tage später wurde sie tot in ihrer Pariser Wohnung gefunden.
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