Das Risotto-Essen während des Filmfestivals Locarno auf dem Monte Verità hat eine lange Tradition. «Unsere Zeit ist sehr schnelllebig», sagte SRF-Direktorin Nathalie Wappler (51). «Da ist es doch sehr schön, dass gewissen Dingen oder Ritualen eine etwas längere Zeit vergönnt ist.» Wappler war gestern auf dem Hausberg von Ascona TI, um beim Gipfeltreffen der Schweizer Filmszene, Kultur und Politik teilzunehmen.
Kontakte pflegen
Ein bisschen etwas Neues hat man dieses Jahr gleichwohl gewagt: Die Tessiner Spezialität wurde nicht im Sitzen, sondern im Stehen eingenommen. «Das finde ich super, so hat man mehr Gelegenheit, zu zirkulieren und sich zu unterhalten», freute sich Martin Dahinden (64), der abtretende Schweizer Botschafter in den USA. «Hier oben bekommt man jeweils tolle Gelegenheiten, alte Freunde zu treffen und Kontakte zu pflegen.»
Auch Bundesrat Alain Berset (47) brach mit einer Tradition. Bisher hatte er in seiner Ansprache immer ein kleines Quiz vorgetragen. «Das hab ich in den letzten drei Jahren immer gemacht, jetzt ist Zeit für Neues», sagte er und rührte mit der grossen Kelle im Risotto-Topf. Seine Rede würzte er mit viel Witz und Lob aufs einheimische Filmemachen. «Die siebente Kunst schafft Identität und bringt die Menschen zusammen», so Berset, der Cineast, der längst zu den Stammgästen des Tessiner Festivals gehört. Sein Highlight: der neue Film von Kult-Regisseur Quentin Tarantino (56), «Once Upon A Time ... In Hollywood», der heute Samstag auf der Piazza Grande Premiere feiert. «Das wird bestimmt einmalig!»
Gesellschaftliches «Must»
Nach dem Abstieg vom Monte Verità und noch vor der abendlichen Vorführung des Flugzeugentführungs-Thrillers «7500» war für die Prominenz allerdings noch ein weiterer Anlass ein gesellschaftliches «Must»: das Dîner politique, das in Locarno ebenfalls eine lange Tradition hat und «einer der schönsten Abende des Jahres ist, um sich auszutauschen», wie Nationalrat Matthias Aebischer (51) schwärmte.