Wäre der Stoff nach dem Originaldrehbuch verfilmt worden, wäre «Pretty Woman» keine romantische Komödie, sondern ein Drama ohne Happy End geworden. Woher wir das wissen? Von einem, der es wissen muss: Richard Gere (67). Der Kinostar verrät, dass sich sein Edward ursprünglich nicht etwa in die Prostituierte Vivian (Julia Roberts) verlieben, sondern sie brutal entsorgen sollte. Und es kommt noch schlimmer!
Die Schlussszene, als Sie mit einem Blumenstrauss in der Limousine zu Vivians Absteige fahren, gilt als eine der schönsten der Filmgeschichte.
Richard Gere: Dieses Happy End stand so nicht im Original-Drehbuch. Eigentlich sollte ich Vivian nach dem gemeinsamen Wochenende aus der fahrenden Stretch-Limo werfen. Ursprünglich sollte die Story zu einem Drama werden.
Wie hätte die Geschichte geendet?
Julia Roberts, die Vivianne spielt, stirbt am Ende an einer Drogenüberdosis.
Zum Glück wurde das ganze zur Lovestory umgeschrieben. Ihre Bekanntheit ist danach weltweit explodiert. Wie gehen Sie mit Ruhm um?
Ich mache mir gar nichts aus Ruhm. Es gibt Leute, die sind berühmt, und niemand weiss, warum. Ruhm ist für sie wie Zucker – er gibt ihnen einen Kick.
Gibt es keine positiven Aspekte für Sie?
Doch. So habe ich das Glück, meinen Traumberuf ausüben zu können. Inzwischen kann ich es mir erlauben, nur noch Rollen anzunehmen, weil ich sie wirklich will. Und nicht, weil ich sie annehmen muss.
Weil Sie genug Geld verdient haben?
Genau. Ich muss mir um Finanzen keine Sorgen machen. Ich kann meinen 17-jährigen Sohn Homer aufs College schicken oder problemlos für ärztliche Eingriffe aufkommen.
Sie werden dieses Jahr 68. Woran merken Sie, dass Sie älter werden?
Mein Haar wird immer weisser …
… was Ihren Status bei Frauen nicht schmälert. Sie gelten schon seit einem halben Jahrhundert als Sexsymbol.
Dieser Status hat mich nie interessiert. Ich war immer schlau genug zu wissen, dass dieses Image nichts damit zu tun hat, wer ich wirklich bin.
Warum so bescheiden?
Mein Vater wird nächste Woche 95. Er ist auf einer Farm als Melker aufgewachsen. Wenn man um so einen Mann herum gross wird, bleibt man automatisch mit beiden Beinen auf dem Boden. Mein Vater war nie jemand, den ein Filmstar hätte beeindrucken können. Was für ihn zählt, ist, dass man seinen Mann steht und Menschlichkeit zeigt.
Was ist Ihr grösster Luxus?
Am ehesten meine Gitarrensammlung. Ich hatte mal um die 150 Stück. Dann habe ich realisiert, dass ich zu viel Zeit mit meinen Gitarren verbringe. Deshalb habe ich etwa hundert verkauft und das Geld für gemeinnützige Zwecke gespendet. Ehrlicherweise wollte ich damit meinem Vater imponieren. Und meinem grossen Lehrer, dem Dalai Lama.
Sie sind bekennender Buddhist. Meditieren Sie täglich?
Ja. Es ist wichtig, wenn man sich und seine Umwelt verbessern will. Das geht nur in minimalen Schritten, und man muss täglich in sich gehen, um seine Transformation weiterverfolgen zu können. Ich brauche diese innere tiefe Verbindung, um glücklich zu sein.
Apropos glücklich, Ihre neue Freundin Alejandra Silva ist sehr viel jünger als Sie ...
Ist Sie das?
Sie ist 32 oder nicht?
Sie ist viel älter als das … Sie ist 35! (lacht).
Was sind die Vorteile, eine Frau an seiner Seite zu haben, die fast halb so alt ist wie man selber?
Wenn man sich in einen Menschen verliebt, schaut man nicht aufs Alter. Ich liebe es, wenn Frauen offen für Neues sind, Energie und einen erfrischenden Blick auf das Leben haben. Egal, wann sie geboren wurde, Alejandra ist eine sehr liebenswerte Frau, die nicht mit anderen im Wettbewerb stehen will. Sie legt grossen Wert darauf, sich ständig zu verbessern, und hat keine Angst davor, sich selbst zu durchleuchten.
Wenn Sie zurückschauen: Gibt es etwas, was Sie anders machen würden?
Mein Leben ist besser verlaufen, als ich es mir je erträumt habe. Selbst Fehler haben mich weitergebracht.
Sie bereuen nichts?
Natürlich bereue ich es, dass ich Leuten in der Vergangenheit wehgetan habe. Ich habe Dinge getan oder gesagt, die verletzend waren. Immer wenn solche Momente in meiner Erinnerung hochkommen, selbst wenn es schon 60 Jahre zurückliegt, sage ich in meinem Kopf zum Leidtragenden «Sorry».
Wenn Sie sich selbst beschreiben müssten, welches Wort passt am ehesten zu Ihnen?
Shunya. Das ist Sanskrit und bedeutet «leer».
Ist das gut?
Ja. Sehr gut. Weil es bedeutet, dass man mit seinem Wesen unvoreingenommen ist. Denn nur so kann man alles sein, was man will.