Renée Zellweger über ihre Auszeit
«Ich konnte meine Stimme nicht mehr ertragen»

Nach der letzten Folge von «Bridget Jones» hat sich Renée Zellweger (50) eine Pause von Hollywood verordnet. Jetzt ist sie zurück auf dem Bildschirm – und sagt, welche Erkenntnisse sie während ihrer Auszeit gewonnen hat.
Publiziert: 01.06.2019 um 23:51 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:05 Uhr
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Die Braut, die sich nicht entscheiden kann: Renée Zellweger und Hugh Grant im Film-Hit «Bridget Jones».
Foto: Keystone
Dierk Sindermann

Sitzt man Renée Zellweger (50) gegenüber, kommt man nicht darum herum, auf ihre Lippen zu starren. Nicht, weil diese faszinierend schön sind, sondern weil man dort abzulesen versucht, was Zellweger sagt. Denn die Texanerin mit Schweizer Blut spricht extrem leise. Sie ist von Natur aus sehr schüchtern. Was im Gegensatz zu ihrer neusten Rolle steht. In der Netflix-Serie «What/If» ist Zellweger eine eiskalte Businessfrau, die einer Bittstellerin Millionen für die Finanzierung eines Start-ups anbietet. Das Angebot klingt grosszügig, ist aber anstössig. Die Gönnerin verlangt als «Sicherheit» die uneingeschränkten Dienste vom gut aussehenden Ehemann der Schuldnerin.
 
Sie haben das letzte Mal vor 25 Jahren in einer TV-Serie mitgespielt. Was hat Sie denn zu einem Comeback bewogen?
Renée Zellweger: Wo soll ich anfangen? Ich habe noch nie jemanden mit einem so abscheulichen Charakter wie Anne gespielt. Das ist eine Herausforderung. Und es fasziniert mich, wie sehr jeder bei seinen moralischen und ethischen Werten Kompromisse eingeht, wenn er seinen persönlichen Erfolg vorantreiben will. Und wie er es sich dann selbst schmackhaft macht.
 
Trifft das auch auf Sie zu?
Ich habe nicht viel mit Anne gemeinsam – auch wenn ich gerne den Inhalt ihres Kleiderschranks hätte. Aber natürlich gibt es Dinge, für die ich alle möglichen persönlichen Opfer bringen würde. Allerdings nicht, wenn es um die Karriere geht. Dazu bin ich von Haus aus viel zu konservativ.
 
Sie haben nach 2010 eine lange Hollywood-Pause eingelegt. Warum?
Ich finde, dass es sehr wichtig im Leben ist, neue Dinge auszuprobieren, zu wachsen, sich zu verändern. Ich war zu sehr im Kreislauf meiner Karriere gefangen und war von mir selbst gelangweilt. Ich konnte nicht einmal mehr meine Stimme ertragen. Ich musste einfach mal ruhig sein, einfach nur leben und als Mensch wachsen.
 
Und das kann man nicht, wenn man nebenher Filme dreht?
Nein. Ich fühlte mich in meiner Entwicklung beschnitten. Man kann nicht an sich selbst arbeiten, wenn man ständig das Leben eines anderen lebt und von Projekt zu Projekt hetzt. Ohne vielschichtige Lebenserfahrungen kann man sich oft mit seinen Rollen nicht wirklich identifizieren und sie auch nicht wirklich authentisch rüberbringen. Man lebt ja auch nur einmal, und man darf sein Privatleben nicht … (Ihre Stimme ist nicht mehr auszumachen und auch Lippenlesen hilft nicht.)
 
Wäre es möglich, dass Sie etwas lauter sprechen?
(Lacht) Sie sind nicht der Erste, der mich darum bittet. Ich versuche daran zu denken. Meine Mutter hat mich immer um das Gegenteil gebeten …
 
Was waren die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie für sich während Ihrer Auszeit gewonnen haben?
Ich sehe viele Dinge heute aus einer neuen Perspektive und habe mir neue Grenzen und Ziele gesetzt. Ich fühle nicht mehr den Druck von aussen, Dinge zu tun, die ich eigentlich nicht tun will.
 
Wie gehen Sie mit Ihrem Ruhm um?
Ruhm ist gefährlich. Ich habe die Auswirkungen unterschätzt. Ruhm ist wie Medusa. Wenn man ihr in die Augen blickt, erstarrt man zu Stein. Man muss Respekt zeigen und auf seine Familie und besten Freunde vertrauen, damit man nie die richtige Perspektive verliert.
 
Hatte Ruhm negative Auswirkungen auf Ihre Beziehungen zu Männern?
So direkt würde ich es nicht sagen. Ich glaube, dass jede Liebesbeziehung von Arbeit und Leben beeinflusst wird. Das ist einfach menschlich.
 
Wie gehen Sie mit Stress um?
Ich renne ihn mir aus dem Leib. Ich laufe regelmässig. Und dabei werden mein Stress, meine Sorgen und alle Belastungen vom Wind weggeweht.
 
Das klappt?
Oh ja, erstaunlich gut.
 
Gibt es etwas, ohne das Sie nicht leben könnten?
Musik. Ich könnte ohne sie meinen Job nicht verrichten. Ich bereite mich mit bestimmten Songs auf eine Rolle vor. Es ist wie ein Tanz, eine Choreografie. Und privat ist Musik das Medium, das direkt zu mir spricht. Es ist mein Licht im Lieben und geht direkt in mein Herz.

Star mit St. Galler Wurzeln

Renée Zellweger wuchs in Texas auf, ihr Vater stammt aus Au SG, die Mutter aus Norwegen. Schon in jungen Jahren spielte Zellweger in Filmen mit, so etwa 1992 in «Eine mörderische Freundschaft» und 1994 in «Reality Bites – Voll das Leben». Berühmt wurde sie 2001 durch «Bridget Jones». Sie spielte aber auch eine Hauptrolle im Musicalfilm «Chicago» (2002) und im Drama «Unterwegs nach Cold Mountain» (2004). Damals gehörte sie zu den bestbezahlten Schauspielerinnen überhaupt. 2010 zog sie sich für mehrere Jahre aus dem Filmgeschäft zurück. Zu ihren früheren Lebenspartnern gehören Kenny Chesney (51) und Kino-Held Bradley Cooper (44). Seit 2012 ist sie mit dem Musiker Doyle Bramhall II (50) liiert. 

Renée Zellweger wuchs in Texas auf, ihr Vater stammt aus Au SG, die Mutter aus Norwegen. Schon in jungen Jahren spielte Zellweger in Filmen mit, so etwa 1992 in «Eine mörderische Freundschaft» und 1994 in «Reality Bites – Voll das Leben». Berühmt wurde sie 2001 durch «Bridget Jones». Sie spielte aber auch eine Hauptrolle im Musicalfilm «Chicago» (2002) und im Drama «Unterwegs nach Cold Mountain» (2004). Damals gehörte sie zu den bestbezahlten Schauspielerinnen überhaupt. 2010 zog sie sich für mehrere Jahre aus dem Filmgeschäft zurück. Zu ihren früheren Lebenspartnern gehören Kenny Chesney (51) und Kino-Held Bradley Cooper (44). Seit 2012 ist sie mit dem Musiker Doyle Bramhall II (50) liiert. 



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