«Die Tiere bringen doch Leben auf den Friedhof»
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Rehplage auf dem Basler Hörnli:«Die Tiere bringen doch Leben auf den Friedhof»

Rehplage auf dem Basler Hörnli – Prominente wollen Abschuss verhindern
«Die Tiere bringen doch Leben auf den Friedhof»

Die Rehe sind seit Jahrzehnten beliebte Gäste auf dem Basler Friedhof Hörnli. Weil die Population wächst, sollen jetzt einzelne Tiere abgeschossen werden. Gegen das gewaltsame Vorgehen protestieren Tausende im Netz – und auch prominente Tierschützer engagieren sich.
Publiziert: 14.05.2020 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 15.05.2020 um 16:38 Uhr
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Die Rehe weiden seit Jahrzehnten auf dem Friedhof Hörnli – es ist der grösste der Schweiz.
Katja Richard

«Weil sie die Blumen von den Gräbern fressen, sollen sie erschossen werden. Das ist doch verrückt», entrüstet sich Laura Chaplin (33). Damit ist die Tierfreundin und Enkelin von Charlie Chaplin (1889–1977) nicht allein, mit ihr haben seit dem Wochenende über 8000 Menschen die Petition «Kein Reh-Massaker auf Basler Friedhof Hörnli!» unterschrieben. Dies, nachdem bekannt geworden war, dass auf dem Gelände einzelne Rehböcke abgeschossen werden sollen.

Die Rehe sind beliebte Gäste auf dem Friedhof

Mit 60'000 Gräbern auf 54 Hektaren ist das Hörnli in Riehen BS der grösste Friedhof der Schweiz und beliebtes Naherholungsgebiet der Basler. Dazu gehören seit Jahrzehnten auch wilde Rehe, beliebte Gäste bei den Besuchern. Die Tiere fühlen sich wohl auf dem Gelände, hier sind sie sicher vor Feinden, Joggern oder Hunden, zudem gibt es mit dem Grabschmuck auch im Winter genügend Grün. So vermehren sich die Tiere fleissig – zu fleissig, findet man bei der Stadtgärtnerei. Laut dem Leiter Emanuel Trueb ist die Herde von 15 auf rund 25 Tiere angestiegen, die Dichte führe zu Stress bei den Tieren, es könne zu Seuchen kommen. Zudem richten die Tiere viel Schaden an, die Abwehr- und Instandhaltungsmassnahmen kosten pro Jahr 100'000 Franken.

Die friedlichen Tiere abzuschiessen, sei «makaber»

Mit der geplanten Massnahme stossen die Behörden jedoch auf breiten Widerstand, die Emotionen gehen hoch. «Diese friedlichen und wunderschönen Tiere an einem solchen Ort zu töten, das ist makaber. Es muss eine andere Lösung geben», so Lauriane Gilliérion (35). Auch die ehemalige Miss Schweiz unterstützt die Petition gegen den Abschuss: «Würden meine Angehörigen hier ruhen, fände ich es eine schöne Vorstellung, dass über ihren Gräbern Rehe weiden. Die Tiere bringen doch Leben auf den Friedhof.»

Hinter der Petition steckt Olivier Bieli (36) mit dem Tierschutzverein Hilfe für Tiere in Not. «Die friedliebenden Tiere an einem Ort der Trauer und Stille aus dem Hinterhalt einfach abzuschiessen, ist ethisch nicht vertretbar und muss verhindert werden», so Bieli. Inzwischen üben auch grosse Tierschutzorganisationen wie Peta oder die Fondation Franz Weber Druck auf den Entscheid aus. In diesen Tagen soll der Kanton den Abschuss der Rehe bewilligen, eine Stellungnahme zur Petition wollte man dort bis Redaktionsschluss keine abgeben.


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