Sie hatte es sich kurz überlegt. Ein paar Wochen Thailand mit 20 Männer, die um sie buhlen. Keine schlechte Vorstellung. Doch dann sagte sie ab. Karin Bertschi (26) hätte Bachelorette werden sollen in der gleichnamigen Sendung des Schweizer Privatsenders 3 Plus - anstelle von Zaklina Djuricic (29), die statt ihr nun jeden Montag im Privat-TV zu sehen ist. Die blonde Recycling-Unternehmerin wäre die perfekte Nachfolgerin der Brünetten Frieda Hodel (33) gewesen. Doch sie kam zum Schluss: lieber Müllberge statt Muskelberge. «Ich kann mehr bewegen, wenn ich mich ums Geschäft kümmere.» Bertschi leitet heute zwei Recycling-Zentren in Reinach (AG) und Hunzenschwil (AG).
Unglaublich was im Abfallsack landet
Sie ist quasi auf dem Schrottplatz geboren, bewegt sich zwischen Altmetall, leeren Flaschen und Baggern wie Kinder auf dem Spielplatz. Doch Bertschi gilt als Vorzeigeunternehmerin, ziert Managermagazine. Und macht dabei eine gute Figur.
Eigentlich geht es ihr immer nur im eines: Die Schweiz für Recycling zu begeistern. «Es ist unglaublich, was heute immer noch im Abfallsack landet», sagt sie. Jährlich schult Bertschi und ihr Team deshalb bis zu 3500 Schulkinder.
Sowieso: Den Kontakt mit den Kunden mag sie am liebsten an ihrem Job. «Am Samstag wenn es häscheret!» Die Menschen bringen Möbel, Küchen, Autos. «Sie sind richtig froh, bei uns Ballast abwerfen zu können», sagt Bertschi, «zum Beispiel Frauen, die Sachen wegwerfen müssen, weil der Ex ausgezogen ist.» Nach dem Besuch in ihrem Recycling-Magazin seien manche richtig erleichtert.
Eine Tonne Pet ist 200 Franken wert
Alle zwei bis drei Jahre ein neues Recycyling-Paradies eröffnen – das ist das ehrgeizige Ziel von Bertschi. Eigentlich der falsche Zeitpunkt. «Die Preise für Rohstoffe sind im Keller.» Das wertet auch die Berge von Altmetall, Papier und Petflaschen ab, die auf Bertschis Areal lagern. Eine Tonne Pet beispielsweise ist noch 200 Franken wert – weil der Ölpreis im Keller ist, kann auch Bertschi weniger für die gebrauchten Plastikflaschen verlangen. Sie bleibt aber optimistisch. «Wir denken in Zeiträumen von 20 bis 30 Jahren.»
Die grosse Herausforderung allerdings: einen geeigneten Standort finden. «Wir wollen nahe bei den Leuten sein, aber trotzdem niemanden stören in der Nachbarschaft», sagt sie. Ein paar Projekte seien konkret. Mehr kann sie noch nicht sagen.
Bertschi hat schon manches ausprobiert. Wollte 8. Bundesrätin bei BLICK werden. Hat die RS absolviert. Nur das mit der Bachelorette war dann doch nichts für sie. Als sie sich die Sendung nochmal anschaute, war sie ganz froh darüber, dass sie nicht die neue Hodel ist.
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