Wenn Jonathan Van Ness (32) den Raum betritt, wird es laut, bunt und schrill. Der Paradiesvogel aus der Netflix-Show «Queer Eye« sprudelt nur so über vor guter Laune, Energie und vor Liebe für die Menschen in seinem Umfeld.
Nun sprach der TV-Star im Zuge seiner Buchveröffentlichung «Over the Top» mit der «New York Times». Und berichtet, dass er als Kind von einem älteren Jungen aus der Kirche missbraucht wurde. «Viele Menschen, die in jungen Jahren sexuelle Übergriffe überlebten, haben eine Menge Traumata.» Das sei auch bei ihm so gewesen. Während seiner Schulzeit sei er der erste männliche Cheerleader seiner High School gewesen. Dafür wurde er bei Spielen der Football-Mannschaft mit Bierflaschen beworfen. «Ich war zu dick, zu weiblich, zu laut und nicht liebenswert.»
Jonathan Van Ness war Sex- und Drogensüchtig
Van Ness verliess die Kleinstadt Quincy im US-Bndesstaat Illinois und studierte an der University of Arizona. Die 200 Dollar Taschengeld, die er von seiner Mutter bekam, gab er für Kokain aus. Weil er sie nicht um noch mehr Geld bitten wollte, bot er sich auf einer Webseite für Geld zum Sex mit Männern an. Mit 19 verliess er die Universität, schloss eine Kosmetikerausbildung ab – und war immer noch in seiner Sex- und Drogensucht gefangen. Ein Pärchen, das er auf der Datingseite «Grindr» kennen gelernt hatte, brachte ihn mit Meth in Kontakt. Zweimal ging Van Ness in eine Klinik, um den Entzug von der schwer abhängig machenden Droge zu schaffen – und wurde doch wieder rückfällig.
Mit 25 Jahren wurde er in einem Schönheitssalon ohnmächtig. Und bekam nach einer Untersuchung die Diagnose, dass er HIV Positiv sei. «Der Tag war so verheerend, wie man denkt, dass er sein würde», so Van Ness in seiner Biografie. Inzwischen ist er clean. Manchmal rauche er Gras und trinke Alkohol.
Die grösste positive Wende in seinem Leben war das Casting für die Serie «Queer Eye». Er wird dafür gefeiert, mit wie viel Respekt und Liebe er den Menschen begegnet, die ihm in der Show anvertraut werden – und wurde als Host der Serie selbst zum Star. Er habe sich viele Gedanken darüber gemacht, ob er über seine Geschichte sprechen sollte. Seine Entscheidung dafür habe mit der aktuellen politischen Situation in Amerika zu tun. «Die Trump-Administration hat alles getan, was sie tun kann, um die Stigmatisierung der LGBT.-Community um mich herum zu fördern.» Nun sei es wichtig, dass er seine Popularität nutze.
Fans feiern «Queer Eye«-Star für seine Offenheit
Er sehe sich als «stolzes Mitglied der schönen HIV-Positiv-Gemeinschaft.» Er habe das Bedürfnis darüber zu sprechen – trotzdem falle es ihm schwer. «Ich habe in den letzten drei Monaten jede Nacht Alpträume gehabt, weil ich Angst habe, zu verletzend zu Menschen zu sein.»
Auf Twitter ist das Feedback für den TV-Star überwältigend. «Danke für deine Offenheit», heisst es dort. «Du machst die Welt zu einem besseren Ort.» «Jonathan Van Ness erinnert mich daran, dass es nichts gibt, wofür man sich schämen muss und dass ich mein Leben gesund und glücklich leben kann.» (paf)