Ein weisses Kurzarmhemd und Fliege: Das ist Beat Breus (61) Direktoren-Uniform für den Augenblick, für den er so hartnäckig gechrampft hat. Allein steht er im Scheinwerferlicht der Manege seines Zirkus, die 600 Plätze sind fast vollständig besetzt. Zur Premiere in Winterthur ZH sind vor allem alte Freunde gekommen. «Natürlich ist das mutig, wenn man weiss, das der Circus Nock gerade aufgegeben hat», so Hansjörg Hügli (61), der Breu seit 1979 von den Tour-de-Suisse-Zeiten her kennt. «Aber ich glaube, Beat schafft das, er ist ein Kämpfer und macht das mit Herzblut.»
Auch auf prominente Unterstützung durfte die als Bergfloh bezeichnete Velo-Legende zählen. Toni Vescoli (77) kam zur moralischen Unterstützung, wie auch der ehemalige «10 vor 10»-Sprecher Walter Eggenberger (75). Man kennt sich aus einem Fasnachtsorden in St. Gallen: «Er war ganz närrisch wegen dieses Zirkus, jetzt hat er es geschafft», so Eggenberger. «Ich hoffe, er hat einen guten Buchhalter.»
Beat Breu trotzt allen Zweiflern
Närrisch auf Zirkus, das war Breu schon als kleiner Junge, nachdem er vorletztes Jahr im Circus Royal das Bistro geführt hat, startet er jetzt trotz aller Zweifler mit seinem eigenen Zirkus. Das Zelt steht, der rote Teppich ist ausgerollt. Breu scheint selber ein bisschen zu staunen: «Es ist ein Glücksfall, dass wir das Zelt von der Zirkusfamilie Lauenburger aus Österreich bekommen haben.» Es sei eine Art Miete mit Kaufoption.
Allerdings muss Breu die Manege zur Begrüssung allein betreten, eigentlich hätte ihn Pony Pascha begleiten sollen. Doch es musste zusammen mit weiteren Pferden und Kamelen im Vorarlberg (A) bleiben. «Ein Rennen zu gewinnen ist einfacher, da ist man allein für den Sieg verantwortlich. Aber um einen Zirkus zum Laufen zu bringen, ist man von anderen abhängig. Und Beamte sitzen nun mal am längeren Hebel.»
Kein einziges Tier durfte in die Schweiz einreisen
Das Veterinäramt des Kantons Zürich hat eine Einfuhrsperre für sämtliche Tiere verhängt, dies im Zusammenhang mit Fällen von Rindertuberkulose. «Unsere Tiere waren alle gesund, sie wurden von einem Veterinär untersucht. Ausreisen dürften sie, aber in der Schweiz lässt man sie nicht rein», so Breu.
Entmutigen lässt er sich deswegen nicht: «Wir haben eine Etappe verloren, aber das Rennen noch lange nicht.» Denn Breu weiss zu improvisieren: Sein Programm bestreiten Artisten, Clowns und eine Sängerin, statt eines eigenen Orchesters, ist die Stadtmusik Winterthur für die musikalische Begrüssung eingesprungen. Über eines ist man sich bei der Premiere einig, den Mut von Breu: «Dass man so was mit 60 noch wagt, ist doch bewundernswert», sagt Marcel Weber (61), Sänger vom «Greta»-Song.
Die Premieren-Stimmung beim Zirkusdirektor, seinen Freunden und Bekannten ist heiter. Der Zirkus gastiert noch bis nächsten Sonntag. Ob die Plätze dann noch so gut gefüllt sind? Man wünscht es Beat Breu.
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