Seine Lebensgeschichte ist atemberaubend – geprägt von einer dramatischen Flucht aus der DDR und der kühnen Erstbesteigung des 8167 Meter hohen Dhaulagiri in Nepal, auch Weisser Berg genannt. Peter Diener, heute 90 Jahre alt und im Kopf immer noch klar wie ein Bergsee, wuchs im sächsischen Olbersdorf (D) auf.
Vielleicht lag es an seinen Schweizer Wurzeln, dass es ihn immer in die Höhe zog. Obwohl der Zweite Weltkrieg tobte, konnte er als junger Kletterer zahlreiche Alpengipfel in Österreich erklimmen. Als der Osten Deutschlands zur DDR wurde, floh er 1950 zusammen mit einem Freund über die grüne Grenze. «Es gab zwar noch keine Mauer, aber die Grenze wurde damals noch streng von den Russen bewacht. Wir nutzten ein heftiges Gewitter und schlichen uns davon. Trotzdem war die Flucht höchst riskant», erinnert er sich. Sein Ziel war das Toggenburg, wo er eine Stelle als Dachdecker fand uns sich bald einen Namen als Bergsteiger machte.
Aufs Dach der Welt
Zu internationalem Ruhm gelangte er, als er 31-jährig am Freitag, den 13. Mai 1960, zusammen mit einer sechsköpfigen Seilschaft den Dhaulagiri eroberte, den letzten unbezwungenen 8000er-Gipfel. Das hatte vor ihm noch keiner geschafft. Zur Expedition waren damals unter der Leitung von Max Eiselin (87) 13 Teilnehmer und sieben Sherpas gestartet – ohne künstlichen Sauerstoff. «Ab 8000 Höhenmetern wurden wir so richtig geschunden. Du machst einen Schritt und brauchst dazu drei Atemzüge. Das war schon heftig», erinnert sich Diener.
Beim Aufstieg hatten die Bergsteiger viel Glück. «Der Dhaulagiri ist sehr anspruchsvoll. Der Wind prallt zuerst auf den Berg, was fast für jeden Nachmittag schlechtes Wetter bedeutet.» Ein Sherpa fiel in eine Gletscherspalte, konnte aber gerettet werden. Jener 13. Mai sei aber einer der drei einzigen schönen Tage während der zweimonatigen Expedition gewesen. Zu richtigen Glücksgefühlen habe es dann aber auf dem Gipfel nicht gereicht. Diener erinnert sich: «Es war windstill und eiskalt bei minus 35 Grad. Die Anspannung war gross, denn wir mussten ja auch wieder runter. Das ist oft gefährlicher als der Aufstieg. Aber ich traute meinen Augen nicht, als sich die Sherpas in dieser Höhe noch eine Zigarette anzündeten.»
Expedition mit Grusskarten finanziert
Schon die Reise nach Nepal war verwegen. «Wir mussten sechs Tonnen Gepäck von Genua mit dem Schiff durch den Suezkanal bis nach Bombay befördern. Die Expeditionsteilnehmer flogen in einem einmotorigen Pilatus Porter in acht Tagen nach Kathmandu», erinnert sich Peter Diener. «Das war ein riesiges Abenteuer. Später diente uns der Pilatus Porter mit dem Namen Yeti als Transportmittel ins Basislager auf 5200 Metern. Auch das war eine Pionierleistung.»
Spannend ist auch, wie die Expedition damals finanziert wurde. «Wer in der Schweiz fünf Franken spendete, sollte eine Grusskarte aus Nepal erhalten», erzählt er. «15'000 Menschen bestellten dann eine. So kamen 70'000 Franken zusammen – damals eine stolze Summe.» Es gab dann aber Probleme, weil es in Nepal keine Ansichtskarten vom Dhaulagiri gab. «So druckten wir die Grussbotschaften im Voraus in der Schweiz und verschifften sie von Genua aus.» Einer der Truppe, der Briefträger war, stempelte alle Karten dann bei brütender Hitze in Nepal ab und schickte sie in die Schweiz.
Immer noch gut zu Fuss
Nachdem Diener weltweit Berühmtheit erlangte, wurde er 1961 eingebürgert und lebt seither in Wildhaus SG. Er wurde Bergretter und heiratete die Schwester von Ernst Forrer (†83), der damals mit ihm auf dem Dach der Welt stand. Mit Erna war er 52 Jahre verheiratet. Peter Diener ist nach wie vor gut zu Fuss. «Ich mache immer noch kleinere Touren, gehe aber alles ruhiger an», sagt er glücklich.
Am Samstag erzählt er seine Lebensgeschichte auch in der Sendung «SRF bi de Lüt – Live» aus dem Toggenburg. «Die Erstbesteigung des Dhaulagiri hat mich als Kind schon fasziniert. Dass sich ein Held von damals im Toggenburg quasi versteckt hat, wusste ich nicht», sagt Moderator Nik Hartmann (47). «Umso mehr freue ich mich, dass Peter Diener unser Gast sein wird.»
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