Intrigen spinnen, Schlachten gewinnen und mit Daenerys, Jon Snow und Cersei um den stählernen Thron kämpfen – ein Traum, den wohl alle «Game of Thrones»-Fans seit den ersten Folgen der Hit-Serie hegen. Seit April könnte man diesen in einem offiziell lizenzierten Gratis-Browserspiel ausleben. Bleibt aber nur ein Traum: «Game of Thrones: Winter Is Coming – Das offiziell lizenzierte Spiel» ist die reinste Verschwendung von Zeit und einem Namen wie «Game of Thrones».
Dubiose Werbung und geklaute Artworks
Skeptisch macht einen schon die Werbung für das Spiel, mit der man auf Youtube oder Reddit beispielsweise ständig bombardiert wird. Gutes verheissen kann es nämlich nicht, wenn ein Spiel in einer Warnungsmitteilung von sich selber behaupten muss, dass es süchtig macht, und in den Game-Titel «Das offiziell lizenzierte Spiel» setzen muss. Die letzte Game-Adaption von «Spiderman» heisst auch nicht «Marvel's Spiderman, das offiziell lizenziertes Spiel» – entweder man hat die Lizenz, oder man verkauft das Spiel offensichtlich widerrechtlich. Vielleicht wollen die Entwickler nicht dubios wirken, erreichen aber genau das Gegenteil.
Klickt man auf eine der Anzeigen für das Spiel, landet man auf der Seite «realgameofthrones.com». Hier heisst es, es sei das erste «Game of Thrones»-Spiel. Was nicht stimmt. Das Browserspiel ist das achte offiziell lizenzierte Spiel zum «Game of Thrones»-Universum – keines hat es bislang zu so grosser Popularität wie die Serie geschafft. Schaut man auf der Seite noch genauer hin, sieht man, dass das Hintergrundbild von einer Wallpaper-Seite stammt und die Entwickler es nicht mal für nötig hielten, das Wasserzeichen zu entfernen.
Um das Spiel zu starten, soll man einen der bekannten Helden wählen – Jon Snow, Night King oder Daenerys? Als Nächstes eine Fähigkeit – Attentäter, Krieger oder Magier? Dass es in «Game of Thrones» keine Magier gibt, haben die Entwickler wohl verpasst. Nun gehts ins Spiel – die Auswahl, die man getroffen hat, ist dabei aber völlig irrelevant gewesen: Man wird in einen namenlosen Lord mit einer namenlosen Burg irgendwo in Westeros verwandelt. Und dann gehts los.
Man macht vor allem eins: Warten
Die Eroberung des stählernen Throns muss aber noch warten, erst mal muss man sich durch Tutorials kämpfen. Browser-Strategiespiele funktionieren meist nach demselben Spielprinzip, auch das «Games of Thrones»-Spiel ist keine Ausnahme: die eigene Basis ausbauen, Einheiten ausbilden, automatisierten Schlachten zuschauen. Die Hauptzeit verbringt man damit, den Timern der Bauzeit zuzuschauen. Die Kaserne vergrössern? Zehn Minuten! Zu einem Gegner reisen? 15 Minuten! Neue Quest? Bis nächste Woche warten! Anfangs lässt einen das Spiel diese vergleichsweise kurzen Wartezeiten noch überspringen. Doch je länger man spielt, desto länger werden die Wartezeiten. Hier kommt die Monetarisierung ins Spiel, denn wer wartet schon gerne? Wer sofort das neue Gebäude errichten will, kann sich die Wartezeiten wegkaufen. Dafür gibt es eine Ingame-Währung, in die man bis zu 1000 Franken auf einmal stecken kann.
Spass oder eine spannende Geschichte sucht man vergebens. Mit den von den Entwicklern frei erfundenen Helden wie etwa «Kevin» oder Serien-Charakteren zieht man in die Schlachten gegen Banditen, Rebellen und ähnliches Gesindel. Ein strategisches Genie wie Tywin Lannister muss man dabei aber nicht sein: Der Kampf läuft fast komplett automatisiert – nur alle paar Sekunden kann man mit einem Klick einen Spezialangriff seines Helden ausführen.
Ins «Game of Thrones»-Universum taucht man allerhöchsten mit dem kleinen Zeh. Die Charaktere, die mit einem interagieren – Melisandre etwa dient als Beraterin –, führen einen durch die Aufgaben und Quests und leiern ab und zu ein Zitat aus der Serien – oft mit Schreibfehlern gespickt. Auf der Karte findet man die grossen Städte wie Königsmund oder Winterfell, mehr als 3-D-Modelle und einen Bonus bei Eroberung geben sie aber nicht her.
Wer Intrigen spinnen, Schlachten gewinnen und um den stählernen Thron kämpfen will, kann sich «Game of Thrones: Winter Is Coming – Das offiziell lizenzierte Spiel» auf alle Fälle sparen. Wie HBO so einem Schwachsinn seine Lizenz geben konnte, ist ein grösseres Rätsel als die Herkunft des Night Kings.