Die Show ist alles andere als perfekt: Statt mit Magnesium behilft sich die Artistin mit Sägemehl, um die Stange hochzuklettern, die Musikübergänge sind holprig und die Beleuchtung könnte auch besser sein. Aber der Circus von Beat Breu (61) hat dafür etwas viel Wichtigeres: Herz!
«Ich habe mich in der Vorstellung in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt», schwärmt etwa Walter Eggenberger (75). «So habe ich die Vorstellungen von Circus Knie in Erinnerung.» Besonders gefiel dem ehemaligen «10vor10»-Moderator der Auftritt von Valentina Pellanda (64). Sie war über 30 Jahre mit ihren Seelöwen im Showgeschäft unterwegs. Im Breu-Circus führt sie mit Gesangseinlagen durch die Übergänge zwischen den Nummern.
Es ist eine familiäre Show. Die Artistin, die übers Seil tanzt, schenkt in der Pause auch die Getränke aus. Das schadet ihrem Auftritt keineswegs – im Gegenteil, es macht das Ganze persönlich und sympathisch.
Tiere mussten wegen eines Krankheitsausbruchs in Österreich bleiben
Breu bietet alles, was das nostalgische Zirkusherz begehrt: Trapez, Jongleure und ein Zauberer, der Tricks im Look von Indiana Jones vorführt. Neu sind die Nummern nicht, aber gerade das Vertraute macht den Charme aus.
Fehlen tun nur die Tiere, was Breu bis zum Schluss bereut. «Die gehören nun mal zum klassischen Zirkus, genauso wie die Clowns.» Die Ponys, Pferde und Kamele mussten wegen eines Krankheitsausbruchs in Österreich bleiben. Die Einfuhrsperre für die Schweiz gilt bis 25. September. «Ich hoffe, ihr kommt dann nochmals und schaut euch die ganze Show an», so Breu, als er sich vom applaudierenden Publikum verabschiedet.
Als Junge für den Zirkus sogar die Schule geschwänzt
In der ersten Reihe sass auch die 88-jährige Mama von Breu. Sie bestätigt einmal mehr, dass Beat schon als kleiner Junge ganz besessen von Clowns und Artisten war: «Er wollte nichts anderes spielen und hat sogar die Schule geschwänzt, um Zirkusluft zu schnuppern.»
Der «Bergfloh», so der Spitzname der Radrenn-Legende, hat es geschafft, sein Traum vom eigenen Zirkus ist erfüllt, die Premiere ein Erfolg.
Ob die Plätze im 600-Personen-Zelt auch künftig so gut gefüllt sind? «Das wünschen wir Beat von Herzen, er hat es verdient», sagt Musiker Toni Vescoli, der mit seiner Frau Ruth ebenfalls zu den Premierengästen zählte.