Carla bügelt. Sie bügelt vor dem Fernseher. So weit, so banal. Aber für die 45-Jährige ist es etwas Besonderes. Denn sie blickt gespannt auf jenen Mann, der in der Sendung «SRF bi de Lüt – Sommerfest» umjubelt wird: auf ihren Ehemann Nik Hartmann (46). «Ich schau ihm immer zu, das ist Ehrensache», sagt die Zuger Friedensrichterin. Und wenn wie gestern Samstag ein Wolkenbruch droht, erkenne sie sofort, wie angespannt er sei. «Aber er ist immer noch der Gleiche, in den ich mich vor 27 Jahren verliebte», sagt sie. Eifersucht? Nein, die kenne sie nicht, «auch wenn er von vielen Frauen verehrt wird. Das ist sein anderes Leben. In seinem Schatten zu stehen, macht mir nichts aus.»
Wie weicher Ton
Das Geheimnis der Verbindung zwischen Nik und seiner Carla liegt darin, dass sie gemeinsam das Leben entdeckten, längst bevor seine TV-Karriere zündete. «Wir waren wie weicher Ton – ungeformt, glitschig», sagt Hartmann, «und mussten uns erst finden.» Die Geschichte, wie sie sich kennenlernten, sei «purer Kitsch», ergänzt er grinsend.
1991 hatte Nik an der Kanti in Zug ein Auge auf die kurzhaarige Carla geworfen, die im Schultheater spielte. Er war für die Technik zuständig. Beim Mittagessen habe er sich eine List ausgedacht, wie er sie auf seine Jolle auf dem Zugersee lotsen konnte. «Ich wagte es nicht, sie allein einzuladen, und fragte noch andere, ob sie mitkommen. Die musste ich dann wieder loswerden.» Auf dem Bötchen machten die Hormone Purzelbäume, und als die beiden von Bord gingen, habe Carla gesagt: «Siehst du, dass sich Mond und Wölkchen zu einem Herzen geformt haben?»
Das flüchtige Herz am Nachthimmel behielt seine Konsistenz. Nik und Carla sind im nächsten Jahr 20 Jahre verheiratet, zum Familienglück gesellen sich die Kinder Constantin (15), Frederik (12) und Melchior (9). «Vielleicht ist das Geheimnis unserer Beziehung, dass es kein Geheimnis gibt», sinniert Hartmann. Carla und er würden viel miteinander reden, täglich mehrmals telefonieren. «Und sie ist tolerant. Vor allem, was meine TV-Abenteuer betrifft», sagt er.
Carla sei auch organisierter als er, stellt Nik fest. «Den Tisch fürs Morgenessen deckt sie schon am Vorabend.» Die tägliche He-rausforderung mit pubertierenden Buben, einem behinderten Kind, Haushalt und Haustieren, Beruf sowie privatem Umfeld sei halt auch gigantisch, erwidert sie.
Perfekte Harmonie
Inwieweit der kleine Melchior mit seiner zerebralen Behinderung die gegenseitige Rücksichtnahme fördert, ist ein schwieriges Thema. Experten sagen, es sei wichtig, wenn Paare in belastenden Momenten ihre Ängste und Sorgen nicht voreinander verbergen. «Das tun auch wir nicht», sagt Hartmann. «Aber dass Melchior unsere Familie zusätzlich zusammenhält, stimmt nicht. Er ist für uns eine Selbstverständlichkeit.»
Eigentlich seien sie einfach eine schrecklich normale Familie, so Hartmann weiter. «Carla und ich gehen nie im Krach ins Bett. Ich schlafe in keiner idyllischen Alphütte so entspannt wie zu Hause, weil ich weiss, dass Carla meine nächtlichen Geräusche gekonnt ausfiltern kann.»
Die Jugendliebe, die immer währt – gibt es sie also doch? Carla sagt es mit einer Wucht, als ob Wolken und Mond zusammenkrachen würden: «Auch wenn es immer wieder ‹häscheret› und ab und zu auch kracht, als Team, als Paar funktionieren wir trotzdem wunderbar.»