Neue Personenbezeichnungen
Viel Kritik am Duden für «Gender-Sprache»

Im Ringen um eine geschlechtergerechte Sprache prescht der Duden vor und schafft Tatsachen. Dafür wird er von Sprachwissenschaftlern kritisiert. Bei dem Streit geht es um Personenbezeichnungen wie «der Mieter».
Publiziert: 14.02.2021 um 14:06 Uhr
Das Wort maskulin steht in einem Eintrag des Online-Dudens und dem Wort Mieter. Es ist eine fast unscheinbare Änderung, aber mit gewaltigen Folgen: Im Ringen um eine geschlechtergerechte Sprache prescht der Duden vor und schafft Tatsachen: Mieter sind für ihn jetzt nur noch Männer.
Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Deutsch ist eine komplizierte Sprache. Vereinfacht wurde sie bisher etwas durch die Tatsache, dass Wörter mit grammatikalisch männlichem Geschlecht alle Personen inkludierte. Wurde «Der Mieter» oder «Der Arzt» geschrieben, waren jeweils Frauen, Männer und Personen, die sich weder eindeutig dem einen noch dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen, gemeint.

Damit ist nun Schluss. Jedenfalls im Duden. Die deutsche Wortbibel erklärt das sogenannte generischen Maskulinum für tot. Laut Duden.de ist neu die Wortbedeutung von «Mieter»: «männliche Person, die etwas gemietet hat».

«Entspricht nicht der Systematik des Deutschen»

Dieses Jahr werden alle 12'000 Personenbeschreibungen im Zuge der geschlechtergerechten Sprache geändert. Bis vor Kurzem waren im Online-Duden nur maskuline Personenbezeichnungen wie die angesprochenen «Arzt» oder «Mieter» mit Bedeutungserklärungen versehen. Nun bekommen auch die femininen Einträge welche, um den Status als Anhängsel zu verlieren, wie der Duden-Verlag mitteilt. Gleichzeitig werden die Einträge konkretisiert. Ein Arzt etwa ist per Definition fortan eine explizit männliche Person, eine Ärztin eine weibliche. Das sorgt bei Sprachwissenschaftlern für Kopfzerbrechen.

Die Grammatikexpertin Gisela Zifonun warnte bereits 2018 vor der Abschaffung des generischen Maskulinums. »Sprachsystematisch führt ein Total-Verzicht auf maskuline Personenbezeichnungen in geschlechtsneutraler Deutung zu empfindlichen Lücken«, schrieb Zifonun im »IDS Sprachreport« und gab ein Beispiel: Wenn ich eine Autorin »eine der wichtigsten Schriftstellerinnen« nenne, ist das ein viel kleineres Lob als zu sagen: Sie ist »einer der wichtigsten Schriftsteller«. Denn im zweiten Fall wird die Autorin mit allen Schreibenden verglichen.

Müssen im Notfall «Ärzte und Ärztinnen» gerufen werden?

Sprachwissenschaftlerin Prof. Ursula Bredel warnt: «Die Festlegung des grammatischen Genus Maskulinum auf das natürliche Geschlecht entspricht nicht der Systematik des Deutschen», warnt die Wenn das Wort «Mieter» nur noch männliche Mieter bezeichne, erschwere dies auch die Bezeichnung diverser Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen: Die bislang häufige Bezeichnung «Mieter (m/w/d)» wäre dann nicht mehr möglich.

Und Mannheimer Linguistik-Professorin Angelika Wöllstein gibt zu bedenken: Bei einer Durchsage im Zug «Ist ein Arzt an Bord?» seien nicht nur männliche Ärzte gefragt. Dasselbe gelte für Wendungen wie «zum Arzt gehen» oder «zum Bäcker gehen». Lexikalische Informationen im Wörterbuch sollten solchen Beispielen nicht widersprechen, fordert Wöllstein.

Duden verteidigt sich

Der Duden hält an seinem Kurs fest. Mit den neuen Einträgen wolle der Verlag die Kernbedeutungen der Wörter präzisieren, so Kathrin Kunkel-Razum, Leiterin der Duden-Redaktion. Die Redaktionsleiterin erklärt, dass das generische Maskulinum weiter verwendet werden könne: «Ein geschlechterübergreifender Gebrauch der maskulinen Formen, besonders im Plural («Die Lehrer dieser Schule engagieren sich sehr»), wird von der Redaktion auch weiterhin in Beispielen gezeigt. Allerdings gerät dieser Gebrauch immer stärker in die Diskussion, da oft nicht eindeutig ist, ob nur männliche oder Personen aller Geschlechter gemeint sind.» (vof/SDA)

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