Im Lauf des Jahres 2018 soll es in Schweden neu gegen das Gesetz verstossen, planlosen Sex zu haben. Liegt kein mündlicher Vertrag vor, werden sämtliche sexuellen Aktivitäten strafbar. Wer mit einer Person intim werden möchte, benötigt eine klare Vertragszusage, und zwar auch dann, wenn er mit dieser Person verheiratet ist. Damit es später nicht heisst, es sei jemand vergewaltigt worden.
Offensichtlich wollen die Schweden mit dieser Gesetzesänderung ganz auf Nummer sicher gehen. Vielleicht denken sie dabei an das, was der 1942 verstorbene US-amerikanische Schauspieler John Barrymore gesagt hat: «Sex ist etwas, was die geringste Zeit in Anspruch nimmt, aber den grössten Ärger verursacht.»
Vorstoss bringt wenig Sicherheit
Trotzdem dürfte der schwedische Vorstoss wenig Sicherheit in die Schlafzimmer bringen. Schliesslich können auch Leute, die seit vielen Jahren Freude aneinander haben, irgendwann plötzlich behaupten, es sei alles nur ein Missbrauch gewesen.
Deshalb schlage ich eine sogenannte «Beischlaf-App» vor, ähnlich wie die SBB-App. Mit dieser App könnte in Zukunft ein digitales Billett gelöst werden, wenn sich eine gemeinsame erotische Fahrt anbahnt. Allerdings darf der Zug erst dann loslegen, wenn die Vertragspartner über den Fingerprint mit Touch ID bestätigt haben, dass sie freiwillig an Bord sind. So liegt später ein digitaler Beweis vor.
Eintritt der Romantik in die Moderne
Damit würde die Romantik endlich den vollen Eintritt in die Moderne schaffen. Die Kerzen flackern, der Champagner prickelt, die wohligen Hitzeschauer der Anziehung steigen hoch, bis man sich das Smartphone reicht, um verträumt den Fingerprint abzuwarten. Denkbar wäre auch eine Applikation für Apple-Watch und ähnliche Geräte mit Schüttelfunktion, die uns den politisch korrekten Vertragsabschluss per Vibration melden. Feminismus auf der Höhe der Zeit.
Und wenn bald auch in der Schweiz die «Ehe für alle» kommt, dürfen nicht nur Paare mit verschiedenen Präferenzen heiraten, sondern wirklich alle. Also auch polygame Verbindungen aus der reichen Kultur des Islam. Es wird dann noch viel moderner, wenn sich die «Beischlaf-App» verbinden lässt mit einer Familien-Cloud namens «Babyboom 2.0» oder «Harem Up». Der Mann und alle seine Ehefrauen können unkompliziert ihr Einverständnis per Touch ID unabhängig von Ort und Gerät in der Cloud speichern, selbst wenn es bei den vielen Beteiligten ein wenig drunter und drüber gehen sollte.
Giuseppe Gracia (50) ist Schriftsteller und Medienbeauftrager des Bistums Chur. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Seine Kolumne für BLICK erscheint jeden zweiten Montag.