Es ist die teuerste Jogginghose meines Lebens, über 150 Franken. Dafür weiss ich, wer sie genäht hat: Bettina Brenner, in ihrem Atelier gleich hier am Zürichsee. Ein Kauf, den ich mir vor Corona kaum geleistet hätte. Aber jetzt habe ich eine ganz besondere Freude daran. Die Hose scheint mir nicht nur besonders schön und bequem, sie macht was mit meinem Gewissen: Ich unterstütze ein kleines lokales Unternehmen statt ein 15-Franken-Model zu tragen, das in Kambodscha oder Bangladesch gefertigt wurde.
Dort verdient eine Textilarbeiterin in der Fabrik an einer solchen Hose etwa 15 Rappen, also miserabel. Momentan verdienen aber Hunderttausende von Näherinnen in Billiglohnländern gar nichts. Internationalen Modegiganten stornierten ihre Aufträge zum grossen Teil. Weil wir kaum noch shoppen, gerät das ganze absurde Fashion-System ins Wanken: 100 Milliarden Kleidungsstücke werden pro Jahr produziert, ein Fünftel davon landet gleich auf dem Müll. Die Welt erstickt in Mode. Corona bringt eine Zäsur, die längst notwendig ist.
Als Konsumentin habe ich den Einfluss, etwas zu verändern. Es muss deshalb nicht gleich alles made in Switzerland sein, es gibt inzwischen auch nachhaltige und faire Produktion in Billiglohnländern. Und je öfter man sich ein solches Stück leistet, je grösser ist die Chance, dass eine Näherin einen anständigen Lohn bekommt.