Eines gleich vorweg: Der proppenvolle Saal des Theaters Rigiblick verwandelte sich am Donnerstag zum Schluss der «Abbey Road"-Premiere in einen Hexenkessel. Inbrünstig sangen, grölten, jubelten die Zuschauerinnen und Zuschauer die legendäre Hymne an den Frieden mit - «Give Peace a Chance".
Die Bühne (Elke Thomann) ist vollgestellt mit Bürotischen, darauf Telefone, Aktenordner, Bücher, Tischlampen - ein Pressebüro aus den 1960-er Jahren. Das Konzept zum Stück stammt von Theaterleiter Daniel Rohr und Oliver Kaiser, der auch den Text verantwortet.
Unter der Regie von Hanna Scheuring (Leiterin Bernhard-Theater) schlüpft Daniel Rohr in die Rolle des gestressten Pressesprechers der Beatles, Derek Taylor. Ausgestattet ist er mit Pilzkopf-Frisur und Schnauz (Kostüme Claudia Binder). Ständig klingelt sein Telefon.
Die Musikerinnen und Musiker setzen sich an die Bürotische, ans Schlagzeug im Hintergrund und ans Klavier am Bühnenrand. Zwischendurch werden sie auch mal lautstark auf den altertümlichen Schreibmaschinen tippen.
Vom Zürcher Streichquartett Galatea spielen an der Premiere Nina Ulli, Jemma Abrahamyan, Anna Darani und Julien Kilchenmann. Komplettiert wird das Orchester durch Tobias Schwab (Klavier, Gitarre, Klarinette), Oliver Kaiser (Schlagzeug), Benjamin Heusch (Gitarre) und Gerhard Gerstle (Gitarre).
Und natürlich sind da die unsterblichen Songs der «Pilzköpfe», die jeweils thematisch passend ausgewählt wurden. Ob melodiös oder hart, verträumt oder mitreissend - sie werden grossartig interpretiert von Rislane El Harat, Andreas Lareida, Lukas Langenegger (der zwischendurch auch zur Gitarre greift) und Daniel Rohr.
Taylor/Rohr lässt die Zeit um die Entstehung von «Abbey Road» aufleben, als die legendäre Band aus Liverpool am Zerbröseln ist. Jedes Mitglied hat seine eigenen Pläne und Projekte. Noch einmal haben sie sich zusammenrauft für ein letztes gemeinsames Album, bevor jeder endgültig seiner Wege geht. «Es tröpfelte alles aus".
Aber auch aus jener Zeit lässt sich Vieles erzählen. Da gibt es den Medienhype um den angeblichen Tod von Paul McCartney, Behörden-Empörung über die Heiratsabsichten von John Lennon mit Yoko Ono - einer Asiastin! - in Zeiten des Vietnam-Krieges. Da gibt es Razzien der Drogenfahnder, Konflikte um einen neuen Manager, Hells-Angels zu Besuch und einen überdrehten Erfinder im Keller.
Es ist eine rasante Tour durch die Geschichte der Beatles und ihrer Apple Corporation - deren Streit mit der späteren Apple Computerfirma vorprogrammiert ist. Auf eine Riesenleinwand im Hintergrund werden jeweils passende Bilder projiziert. Manche Begebenheiten sind zum Lachen, andere von beinahe unglaublicher Abstrusität. «Der Wahnsinn bei Apple wurde immer grösser".
«Abbey Road» ist der dritte Beatles-Tribute des Theater Rigiblick, und er begeisterte das Premierenpublikum. Mit seiner Tribute-Reihe an die verschiedensten Künstlerinnen und Künstler hat Daniel Rohr ein ausgesprochen erfolgreiches Format gefunden. Es spricht ein breites Publikum an und sorgt damit zuverlässig für ein ausverkauftes Haus.
Verfasserin: Elisabeth Hausmann, ch-intercultur
(SDA)