Sie waren eine der bekanntesten Schweizer Bands der 60er- und 70er-Jahre, tourten mit Pink Floyd, Kraftwerk und Deep Purple durch ganz Europa und feierten auch in den USA Erfolge. 50 Jahre später beisst das musikalische Monster noch einmal zu. «Wir wollen es ein letztes Mal wissen», sagt Krokodil-Gründer Düde Dürst (75) – und fragt: «Wenn nicht jetzt, wann dann?»
Vor einem halben Jahrhundert veröffentlichte Dürst mit Krokodil das Album «An Invisible World Revealed». Die Platte verkaufte sich zehntausendfach und gilt bis heute als die wertvollste einer Schweizer Band: Rund 2500 Franken müssen Sammler für die Ersteigerung eines Original-Exemplars des Klassikers hinblättern.
Mitte der 70er-Jahre machte Dürst Schluss mit Krokodil. «Zu viel Zoff mit der Plattenfirma», erinnert er sich, «wir waren ausgebrannt.» Der ausgebildete Grafiker begann wieder in seinem ursprünglichen Job zu arbeiten und gründete eine Familie.
Fast täglich Fanpost
In den 90er-Jahren tat er sich mit seinem alten Kumpel Toni Vescoli (79) zusammen, der mit der Gruppe Les Sauterelles ein Comeback lancierte. «Die Musik blieb immer Teil meines Lebens», resümiert Dürst, mittlerweile zweifacher Grossvater, «wenn auch nicht ständig in derselben Konsequenz.»
Mit Les Sauterelles touren die beiden bis heute durchs Land. «Dank des gegenwärtig herrschenden Nostalgie-Trends erfreuen wir uns ungewohnter Popularität», freut sich Dürst. Das beobachte er auch bei Krokodil. Fast täglich flattert ihm Fanpost aus aller Welt in die Wohnung im Zürcher Niederdorf, in der sich Fans nach seiner alten Formation erkundigen. «Wir trafen damals den Nerv der Zeit», sagt er. Deshalb gelten Krokodil auch 50 Jahre später bei vielen Musikfans als Kult.
Dies war für ihn denn auch ausschlaggebend, die Band neu zu reformieren. Mit «Another Time» gab Dürst vor kurzem ein neues Krokodil-Album heraus und wird auch wieder auf Tournee gehen. «Wenn nicht jetzt, wann dann?», fragt der Altrocker noch einmal. «Wir sind realistisch: Mit 90 werden wir kaum mehr auf der Bühne rumturnen können.»