Singer-Songwriterin Caroline Marquard (25) kehrte der Schweiz den Rücken, um ihre Musikkarriere voranzutreiben. Seit rund fünf Jahren lebt sie in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee, der Hauptstadt der Countrymusik-Szene. Nun ist die Tochter von Verleger Jürg Marquard (74) und dem amerikanischen Ex-Model Priscilla auf Besuch in ihrer alten Schweizer Heimat – und fordert mehr Unterstützung für weibliche Künstlerinnen.
Wie schwierig ist es, als Schweizer Sängerin in Nashville erfolgreich zu sein?
Caroline Marquard: Man kann es schaffen, wenn man bereit ist, hart zu arbeiten. Nashville ist auf jenen Künstlern und Songschreibern aufgebaut, die diese Stadt ihr Zuhause nennen. Ich habe das Gefühl, dass alle mit offenen Armen empfangen werden. Die Amis stellen ihre Künstler auf ein Podest – in der Hoffnung, dass der Rest der Welt sie ebenfalls hören wird. In der Schweiz werden die eigenen Helden weniger gefeiert. Hier sieht man zwischen globalen Musikgrössen nur wenige lokale Acts. Und noch ein wichtiger Punkt: Frauen stehen in Nashville weniger in Konkurrenz miteinander.
Heisst das, dass sich Sängerinnen in Nashville gegenseitig mehr unterstützen als in der Schweiz?
Ja, so habe ich es erlebt. Ich bin Mitglied einer Gruppe von Frauen, die sich Song Suffragettes nennt. Einmal in der Woche treffen wir uns – wir schreiben zusammen Songs, tauschen Ideen aus und treten gemeinsam auf. Es macht sehr viel Spass, zusammen auf der Bühne zu stehen. Es gab wenige Auftrittsmöglichkeiten für Künstlerinnen. Also haben wir es selbst in die Hand genommen und uns eine Plattform geschaffen.
Man gönnt sich gegenseitig den Erfolg?
Genau. Es gibt für jede einen Platz. Wir sind Freundinnen geworden. Es bedeutet mir sehr viel, die Energie in unserer Gruppe zu spüren. Wir feuern uns gegenseitig an und freuen uns über die Erfolge der anderen. In der Schweiz ist die Musikszene von Männern dominiert. Das hält junge Mädchen davon ab zu glauben, dass sie eine Chance haben, es zu schaffen. Im Sommer trete ich an einigen Schweizer Festivals auf – und hoffe, so junge Künstlerinnen inspirieren zu können.
Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Songs?
Ich versuche meine eigenen Gefühle und die Welt um mich herum zu beobachten. Ein Spaziergang kann inspirierend sein, ein Gespräch mit einem alten Menschen. Oder ich besuche meine Lieblingsplätze in der Schweiz, die mich an meine Kindheit erinnern.
Drei Jahre hat es gedauert, bis Ihr erster Song in den USA im Radio lief. Gab es Momente, in denen Sie aufgeben wollten?
Oh ja, sehr viele. Ich glaube, das gehört dazu. Ich habe mich oft gefragt, ob sich das alles lohnt. Künstler zu sein, ist generell ein grosses Risiko. Aber jedes Mal lautete die Antwort am Ende für mich: Ja, es lohnt sich. Ich habe gerade eine Trennung hinter mir. In diesen Momenten spüre ich meine Leidenschaft für die Musik noch intensiver. Sie ist meine treibende Kraft. Selbst wenn ich Zweifel habe, ist meine Freude, zur Gitarre zu greifen oder mich ans Klavier zu setzen, immer noch stärker.
Caroline Marquards neuer Song heisst «Train of Thought» und ist auf Spotify zu hören.
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