Veranstalter-Legende Albi Matter (66) organisiert das längste Country-Festival der Welt
«Ich habe viel Kohle gemacht, aber auch viel verpulvert»

Albi Matter flickte Badewannen, führte einen Nobelclub in Zürich und holt heute die Country-Stars in die Schweiz. Er ist eines der wenigen Originale im Musikgeschäft – ungeschliffen, direkt und echt.
Publiziert: 14.03.2018 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2018 um 11:50 Uhr
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Röhrte mit seinem imposanten Cadillac zum BLICK-Interivew: Country-Manager Albi Matter.
Foto: Anja Wurm
Interview: Peter Padrutt

Er ist der bunte Hund im beinharten Musikgeschäft: Seit 34 Jahren organisiert Albi Matter (66) zusammen mit Georg Tännler (61) das grösste und längste Country-Festival Europas. Noch bis zum 25. März verwandelt er das Schützenhaus Albisgüetli in Zürich in eine amerikanische Kleinstadt  – mit Dutzenden von Bands, tanzenden Cowgirls und brutzelnden Barbecue-Steaks. Zum Interview röhrt er in einem riesigen Cadillac Escalade (400 PS) heran. Er trägt wie immer Cowboystiefel und Lederjacke. 

BLICK: Eigentlich habe ich erwartet, dass Sie mir gleich ein paar Kringel Zigarrenrauch ins Gesicht blasen. Wo bleibt der Qualm?
Albi Matter:  Also erstens: Ich bin doch ein höflicher Mensch. Und zweitens: Ich muss auf meine Lunge schauen. Ich habe leider die Raucherkrankheit COPD bekommen. Mein Arzt sagt, ich soll besser ganz aufhören. Aber ich rauche ja nicht, ich geniesse meine dominikanischen AVO-Zigarren, für die ich immer noch Botschafter bin. Jetzt muss ich jeden Morgen eine Tablette einsaugen und den Atem zehn Sekunden anhalten. Etwas mühsam.

Sie sind ein Tausendsassa. Ihr Country-Festival dauert siebeneinhalb Wochen – 55 Bands treten auf. Wie verrückt muss man sein, um so was auf die Beine zu stellen?
Ich arbeite wirklich Tag und Nacht. Das längste Country-Festival ist eben nicht in den USA – es ist in der Schweiz! Die Amerikaner kommen jeweils einen Tag früher wegen des Jetlags. Schon am frühen Morgen sind sie hier. Ich hole sie alle persönlich am Flughafen ab. Viele wollen vor dem Gig noch kurz nach Luzern, aber ich sage ihnen: Unser Uetliberg ist genauso toll. Wenn sie oben sind, sind sie hin und weg. 

Kommen Sie immer klar mit den Amis?
Die Country-Stars sind generell easy drauf, viele sind religiös, das macht sie umgänglicher. Die meisten sind Evangelisten oder Baptisten. Aber ich bin überzeugter Katholik, betete auch schon in Lourdes. Sie konnten mich bisher nicht bekehren (lacht).

Vom Badewannen-Flicker zum Country-Macher

Albi Matter (geboren 1951) absolvierte die Handelsschule und machte eine Ausbildung zum Buchdrucker. 1976 zog er nach Kanada, wo er im Betrieb seines Vaters Badewannen flickte. Nach seiner Rückkehr 1979 eröffnete er den Privatclub Big Apple in Zürich. 1985 gründete er mit Georg Tännler das internationale Countrymusic Festival im Zürcher Albisgüetli. Matter ist in dritter Ehe mit der Malaysierin Winny verheiratet. Er hat drei Töchter. Die älteste arbeitet bei Universal Music in London.

Albi Matter (geboren 1951) absolvierte die Handelsschule und machte eine Ausbildung zum Buchdrucker. 1976 zog er nach Kanada, wo er im Betrieb seines Vaters Badewannen flickte. Nach seiner Rückkehr 1979 eröffnete er den Privatclub Big Apple in Zürich. 1985 gründete er mit Georg Tännler das internationale Countrymusic Festival im Zürcher Albisgüetli. Matter ist in dritter Ehe mit der Malaysierin Winny verheiratet. Er hat drei Töchter. Die älteste arbeitet bei Universal Music in London.

Aber es gibt auch Raubeine?
Falco Jiménez von den Texas Tornados hat immer zu viel gesoffen, er ist schon retour von der Bühne gefallen. Und er kann im Moment gar nicht mehr ausreisen, weil er die Alimente nie bezahlt hat. Aber mit den Dixie Chicks  war es völlig easy. Sie haben dem Zürcher Stadtpräsidenten eine Grussbotschaft des Bürgermeisters von Dallas überreicht. Damals waren sie noch völlig unbekannt – nach dem Auftritt bei uns wurden sie weltberühmt.

Müssen Sie nicht mit allen über Donald Trump reden – die Musiker verehren ihn vermutlich.
Überhaupt nicht. Die meisten Künstler verwerfen schon auf der Fahrt nach Zürich die Hände. «No way, das ist nicht unser Präsident!», sagen sie. Die Country-Leute sind auch keine Waffennarren.

Sie zelebrieren den American Lifestyle. Tragen Sie selber auch eine Waffe?
Um Gottes Willen, nein. Ich verabscheue sie. Ich habe auch keinen Militärdienst gemacht, nur Zivildienst. Als ich 1968 an die Aushebung musste, hatte ich zu lange Haare. Das Militär wollte mich nicht.

Das Vorurteil lautet: Man müsse alt werden, um Country-Musik zu lieben ...
Stimmt nicht. Der Stil aus den USA hat sich hierzulande in den letzten Jahren etabliert – und das nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Städten. Country vermischt sich immer mehr mit Popmusik. Früher haben Johnny Cash, Willie Nelson oder Elvis die Jungen geködert, heute sind es Shania Twain, Taylor Swift oder die LoCash Cowboys. Die Freude an dieser Musik wird über Generationen weitergegeben. Wir sehen das beim Country-Sonntagsbrunch. Inzwischen erwachsen gewordene Kinder bringen ihren Nachwuchs mit, der bereits begeistert mitfiebert.

Wie fing eigentlich alles an?
Mein Vater war Sanitärmeister und hatte eine Marktlücke entdeckt: Er reparierte Badewannen. Dafür entwickelte er ein spezielles Verfahren, das in vielen Ländern ein grosser Erfolg wurde – auch in Kanada. Ich musste drei Jahre als «Badewannen-Doktor» dorthin. Und hatte dauernd den Sound von Johnny Cash im Ohr. Es war eine geile Zeit in Vancouver und Montreal.

Aber Sie blieben nicht?
Nein, zurück in Zürich, entdeckte ich eine Gesetzeslücke bezüglich der Polizeistunde. Ich eröffnete den Privatclub Big Apple in Zürich-Altstetten. Stars wie Freddie Mercury, Bob Marley oder Peter Maffay kamen nach ihren Konzerten zu uns. Ich habe viel Kohle gemacht, aber auch viel verpulvert. Fünf Jahre lang war ich Verkaufsleiter bei Ex Libris. Als Georg Tännler das Albisgüetli übernahm, gründeten wir 1985 das Country-Festival.

Wie kommen Sie eigentlich zu den Künstlern?
Jedes Jahr fliege ich im Juni nach Nashville. Da sitzen die Besten in den Clubs. Ich habe Sitzungen mit Agenten, organisiere Auditions mit Bands. Ich lebe nach dem Motto: «Give the people what they want. Wenn ich das Gefühl habe, eine Band bringt mir 700 Leute, kriegen sie eine Chance. 

Sie sind auch mitverantwortlich am Erfolg von Jeff Turner und John Brack, mit denen Sie erfolgreiche Weihnachtstourneen organisierten. Vermissen Sie Brack?
Ja, leider habe ich auch mit seiner Frau keinen Kontakt mehr. Es gab nach dem Tod Zoff um Tantiemen zwischen ihr und seiner Band, die seine Songs weiterspielte. Aber ich vermisse Johnny sehr. Er war oft in Nashville, förderte Künstler wie Buddy Dee oder Marco Gottardi. Er war ein Riesentalent – und er hatte ein grosses Herz.

Worauf sind Sie am meisten stolz?
Vor allem auf meine drei Töchter aus erster Ehe. Im Juni werde ich zum ersten Mal Grossvater. Seit 14 Jahren bin ich auch mit meiner malaysischen Frau glücklich, die ich im Circus Conelli kennenlernte. Im April kommt sie zum ersten Mal mit auf die Country Music Cruise, wo uns viele tolle Künstler begleiten.

Sie sind noch voll im Feuer – aber machen Sie sich Gedanken, was aus dem Country Festival einmal wird, wenn es Sie nicht mehr gibt? 
Das wird sicher schwierig, und irgendwann stellt sich diese Frage. Aber es gibt immer Lösungen. Ich mache so lange weiter wie Gott will. Und ich rauche ja weniger.

Haben Sie nie überlegt, sich auf einer Ranch in Nashville zur Ruhe zu setzen?
Nein, es gibt kein schöneres Land als die Schweiz. Wenn ich mit meinem Indian Bike entlang des Schweizer Nationalparks im Engadin fahre, fühle ich mich mit einem Stück von Garth Brooks in den Ohren wie in Kanada.

Pingu & Schnüffeli rocken das Albisgütli

Sie haben beide Musikgeschichte geschrieben und Kinder glücklich gemacht: Am Donnerstag, 15. März, geben Toni Vescoli (75) und Ray Fein (67) ihr erstes gemeinsames Konzert am Country Festival im Zürcher Schützenhaus Albisgüetli.

Ausser der Musik haben sie noch etwas gemeinsam: Tierchen sind ihre Maskottchen. Schon seit vielen Jahren gibt Vescoli der putzigen Zeichentrickfigur Pingu seine Stimme, und Ray hatte in seiner legendären TV-Show «Traumpaar» das Schnüffeli als Glücksbringer.

«Wir haben fetzige und richtig schöne Songs aus seinem und meinem Repertoire ausgesucht», erklärt Fein. Und Vescoli ergänzt: «Wir werden die Bude richtig rocken – auch mit Country-Klassikern, Songs von Bob Dylan und Rhythm 'n' Blues-Stücken.» Begleitet werden die beiden unter anderem von den legendären Keiser Twins.

Sie haben beide Musikgeschichte geschrieben und Kinder glücklich gemacht: Am Donnerstag, 15. März, geben Toni Vescoli (75) und Ray Fein (67) ihr erstes gemeinsames Konzert am Country Festival im Zürcher Schützenhaus Albisgüetli.

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«Wir haben fetzige und richtig schöne Songs aus seinem und meinem Repertoire ausgesucht», erklärt Fein. Und Vescoli ergänzt: «Wir werden die Bude richtig rocken – auch mit Country-Klassikern, Songs von Bob Dylan und Rhythm 'n' Blues-Stücken.» Begleitet werden die beiden unter anderem von den legendären Keiser Twins.

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«Wir haben fetzige und richtig schöne Songs aus seinem und meinem Repertoire ausgesucht», erklärt Fein. Und Vescoli ergänzt: «Wir werden die Bude richtig rocken – auch mit Country-Klassikern, Songs von Bob Dylan und Rhythm 'n' Blues-Stücken.» Begleitet werden die beiden unter anderem von den legendären Keiser Twins.

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