Ein warmer, trockener Wind weht durch die Prärie. In der Ferne ist, hoch zu Ross, ein einsamer Cowboy zu sehen, der sich langsam auf den Heimweg zu seiner Ranch macht, wo er sich nach getaner Arbeit Whiskey auf die klirrenden Eiswürfel schüttet. Vielleicht steigt er aber auch in seinen Pick-up-Truck und setzt sich im Städtchen, das nur aus einer Hauptstrasse besteht, in der einzigen Bar an seinen Stammplatz am Tresen. So oder so ähnlich gestaltet sich der Inhalt so mancher Countrysongs. Auch eines der Aushängeschilder des Genres, die Texanerin Miranda Lambert (39), singt in ihrem Lied «If I Was a Cowboy» von der Western-Romantik. Bei unserem Gespräch, während dessen sie in der Musikmetropole Nashville im US-Bundesstaat Tennessee sitzt, sprechen wir aber nicht nur über Country, sondern auch über Soulfood. Denn die Texanerin hat sich in den letzten Jahren auch als Kochbuchautorin einen Namen gemacht.
Frau Lambert, vergangenes Jahr bin ich durch Ihre Heimat, den Süden der USA gereist – und musste mein stereotypes Bild von den Rednecks über den Haufen werfen. Ich habe noch nie so freundliche Menschen getroffen.
Miranda Lambert: Sie haben recht: Die Leute sind sehr warmherzig, freundlich und offen. Sie sind von einem hart arbeitenden Schlag, sehr stolz. Die Gegend hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Wir wollen, dass sich die Leute bei uns zu Hause fühlen.
Der Süden ist auch für sein Soulfood bekannt: deftiges Essen, das der Seele guttut. Ich habe bestimmt fünfmal frittiertes Poulet gegessen – und es war köstlich. Sie haben der kulinarischen Kultur Ihrer Heimat ein Kochbuch gewidmet.
Ja. Essen erzählt Geschichten – und die wiederzugeben, ist genau mein Ding. Ich bin umgeben von tollen Frauen aufgewachsen, die gute und schwere Zeiten mit mir durchgemacht haben – und all das haben wir am Esstisch besprochen. Ich habe während dreier Jahre die Rezepte und Geschichten gesammelt, mit denen ich gross geworden bin. Das hat auch sehr viele Erinnerungen geweckt, und ich hoffe, dass daraus vielleicht auch neue Songs entstehen können.
Country-Sängerin Miranda Lambert wurde 1983 in Texas in eine musikalische Familie geboren, ihr Vater war Gitarrist. Schon zu Gymi-Zeiten gründete sie ihre erste Band. 2001 folgte ihr Debüt-Album, das sie als Solo-Künstlerin aufnahm. Sieben ihrer zehn Alben hielten sich jeweils wochenlang auf Platz 1 der US-Country-Charts. 2011 gewann die Texanerin einen Grammy in der Kategorie «Best Female Country Vocal Performance» («Bester weiblicher gesungener Country-Beitrag einer Frau»). Lambert ist nach einer gescheiterten Ehe seit 2019 mit einem New Yorker Polizisten verheiratet.
Country-Sängerin Miranda Lambert wurde 1983 in Texas in eine musikalische Familie geboren, ihr Vater war Gitarrist. Schon zu Gymi-Zeiten gründete sie ihre erste Band. 2001 folgte ihr Debüt-Album, das sie als Solo-Künstlerin aufnahm. Sieben ihrer zehn Alben hielten sich jeweils wochenlang auf Platz 1 der US-Country-Charts. 2011 gewann die Texanerin einen Grammy in der Kategorie «Best Female Country Vocal Performance» («Bester weiblicher gesungener Country-Beitrag einer Frau»). Lambert ist nach einer gescheiterten Ehe seit 2019 mit einem New Yorker Polizisten verheiratet.
Wie passen Essen und Musik zusammen?
Kennen Sie den Moment, in dem Sie einen Song hören, der Sie für einen Moment im positiven Sinne komplett aus dem Konzept bringt? Das kann auch bei gutem Essen passieren, das man gemeinsam mit den Leuten geniesst, die man liebt und schätzt. Ausserdem kann Musik sich wie Heimkommen anfühlen – dasselbe Gefühl habe ich jeweils, wenn ich den Hackbraten meiner Mutter esse.
Heimat und Nachhausekommen sind gefühlt die wichtigsten Themen in der Countrymusik.
Die Lieder erzählen vor allem von Dingen, die direkt aus dem Leben gegriffen sind – mit allen Emotionen, die dazugehören. In der Countrymusik geht es um das wahre Leben: Wir singen darüber, wie wir aufgewachsen sind und wie wir jetzt leben. Nicht alle Leute goutieren das.
Das dachte ich mir letzthin auch, als ich in den sozialen Medien einen Kommentar gelesen habe, dass es im Country eigentlich nur um «Pick-up-Trucks, das lokale Football-Team und Cowboys» gehe.
Das stimmt ja auch – aber nicht nur. Country hat natürlicherweise viel mit Nostalgie zu tun. Aber man darf es nicht darauf reduzieren. Das Genre ist extrem breit gefächert. Es vermischt sich mit Blues, Bluegrass, Folk und Rock. Ich glaube, bei Country ist für jeden etwas dabei.
Noch mal zurück zu den Themen: Was hat es eigentlich mit dem Alkohol auf sich, der in Countryliedern ständig besungen wird? Auch von Ihnen. Sie singen beispielsweise «Smokin' and Drinkin'» («Rauchen und trinken») oder «Drunk (And I Don't Wanna Go Home)» («Betrunken [und ich will nicht nach Hause gehen]»).
Wir trinken eben viel auf dem Land (lacht). Nein, im Ernst: Leute, die Country hören, gehören oft zur Arbeiterklasse und brauchen abends einen Drink, um herunterzufahren. Alkohol und Liebe sind die grossen Countrythemen!
… und wahrscheinlich meist in Kombination mit Cowboys. Apropos Cowboys: Mir scheint, Männer dominieren das Genre.
Richtig. Als Frau ist es auch heute noch schwierig, in diesem Business Erfolg zu haben. Wir müssen zum Beispiel hart darum kämpfen, dass unsere Lieder im Radio gespielt zu werden. Und wir müssen immer einen Zacken mehr liefern als die Männer. Aber das ist gut. Dieser Struggle macht uns Frauen umso hungriger. Ausserdem ist es im Vergleich zu vor einem Jahrzehnt um einiges besser geworden. Und ich hoffe, ich kann mit meiner Musik weiterhin dazu beitragen, dass Sängerinnen ganz selbstverständlich ein fester und gleichberechtigter Teil des Geschäfts werden.
Ihre Schweizer Fans können Ihre Musik bald wieder live hören. Im September kommen Sie zur 35. Country Night in Gstaad.
Ja. Die Musik passt perfekt dorthin. Das Berner Oberland ist ja auch eine ländliche Gegend mit Viehfarmen, wo einfache Leute leben. Es ist in vielerlei Hinsicht ziemlich ähnlich. Die Schweizerinnen und Schweizer und ich: Wir sind derselbe Schlag Mensch.
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Miranda Lambert ist am 9. September an der Country Night Gstaad zu sehen. Tickets gibt es bei Ticketcorner.
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