BLICK erreicht «The Script»-Sänger Daniel O’Donoghue (38) telefonisch in seiner Garderobe im englischen Nottingham, wo er sich mit seinen Bandkollegen gerade das abendliche Konzert vorbereitet. Die laufende Welttournee führt die irischen Chartstürmer am 8. März auch ins Hallenstadion Zürich.
Von Euch sind viele Klischees im Umlauf. Iren trinken literweise Guinness, gucken ständig Fussball und können alle gut singen und tanzen. Erfüllen Sie alles?
Daniel O’Donoghue: Also beim Bier muss ich passen, das ist nicht mein Ding. Ich stehe viel eher auf Whiskey. Punkto Singen und Tanzen überlasse ich die Einschätzung meiner Qualitäten gerne Ihnen. Und was den Fussball angeht: Ich bin seit vielen Jahren ein «Red Devil», mein Herz schlägt ausschliesslich für Manchester United.
Zwischen dem vorletzten Album «No Sound Without Silence» und dem aktuellen Album «Freedom Child» sind drei Jahre vergangen. Was hat sich seither verändert?
Puh, jede Menge. Landschaften sind neu geordnet worden und viele Menschen sind notgedrungen in Bewegung. Eigentlich hat sich die ganze Welt verändert. Und zwar rasend schnell.
Trifft der Eindruck zu, dass Sie sich im Verlauf Ihrer Bandgeschichte Richtung Politband verändert haben?
Das würde ich so nicht wirklich sagen. Was mir Sorgen macht, ist, dass die Menschen heute immer gleich streiten, wenn sie nicht einer Meinung sind. Früher konnte man Unterschiede eher akzeptieren. Mit The Script sind wir offen für jeden Lebensweg, unabhängig von Hautfarbe und Glaube, Alter oder Figur. Wir stehen mit unserer Haltung für Toleranz und Gleichheit ein.
Hoffen Sie, dass Sie mit Ihren Songs etwas verändern können?
Natürlich kann ein Song den Terrorismus nicht stoppen, das ist sonnenklar. Daran zu glauben, wäre schlicht naiv. Aber Songs können kleine Dinge bewirken, eine andere Optik auf ein Problem liefern beispielsweise. Und Songs sind immer sehr persönlich und können nicht für die Meinung aller stehen. Was wir aber vor allem anbieten können mit unserer Musik, ist eine Art positive Realitätsflucht. Die Leute dürfen bei uns auch abschalten und auf andere Gedanken kommen. Das ist ebenfalls sehr wichtig, finde ich jedenfalls.
Seit den Terrorattacken auf Vergnügungsstätten in Westeuropa gibt es verstärkte Sicherheitsvorkehrungen auch bei Konzerten. Müssen wir uns an solche Zustände gewöhnen?
Ich glaube leider ja. Es wird nie hundertprozentige Sicherheit geben. Und gute Wünsche wie jene nach dem Weltfrieden sind schlicht eine Illusion. Fanatiker sterben nie aus, also müssen wir mit solchen Kontrollen leben lernen. Oder wir tun es bereits. Fünf Minuten vor Ihrem Anruf hat gerade ein Bombenspürhund unsere Garderobe durchsucht. Das ist die Realität. Doch das sorgt auch dafür, dass wir näher zusammenrücken, auch die Künstler. Nehmen Sie das Ariana-Grande-Benefiz-Konzert in Manchester vom letzten Juni. Nähe bedeutet Solidarität und Unterstützung. Und so abgedroschen es klingen mag: Liebe ist stärker als Hass. Daran glauben wir. Manchmal braucht es etwas Böses vor Augen, damit wir unsere Möglichkeiten und Freiheiten wieder vermehrt schätzen und zurück zu unserer Selbstbestimmung finden.
Apropos Bestimmung: Welches war eigentlich Ihr ursprünglicher Traumberuf?
Sie werden es mir vielleicht nicht glauben, aber ich wollte schon als Kind Musiker werden. Nicht um des Ruhmes willen, sondern weil Musik stets mein Herz berührt hat. Musik war für mich immer gleichbedeutend mit grossem Glück.
Wie definieren Sie den Begriff «Erfolg»?
Sicher nicht über eine Zahl oder einen Wert. Erfolg ist nicht messbar, eher ein schönes Gefühl, das zu erlangen sich immer wieder lohnt.
Und wie sieht Ihr perfekter Tag aus?
Halten Sie mich ruhig für einen Langweiler. Aber an meinem perfekten Tag bin ich ganz lange im Studio und arbeite an einem Song. Und später geniesse ich meine freie Zeit mit Freunden. Dazu gehört natürlich ein Glas Whiskey.