Soft-Rocker Don Henley landet mit seinen Eagles in Zürich
«Bei uns geht es nicht um Kunst, sondern um Sport»

Seit bald 50 Jahren begeistern die Eagles mit Hymnen wie «Hotel California» die Welt. Jetzt kommt die legendäre Band um Don Henley (71) noch einmal in die Schweiz.
Publiziert: 23.05.2019 um 23:18 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:08 Uhr
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Don Henley bei einem Eagles-Konzert in Texas.
Foto: FilmMagic
Interview: Dominik Hug

Er hat mehr Platten als jeder andere Musiker verkauft: Don Henley (71) erklärt am Telefon mit BLICK, weshalb die Menschen noch immer gerne «Hotel California» hören und weshalb er mit den Eagles wohl nur noch einmal in die Schweiz kommen wird. 

BLICK: Wie nostalgisch sind Sie?
Don Henley: Ich finde Nostalgie ein sehr schönes Gefühl, ich denke gerne an die alten Tage zurück. Man darf aber nicht zu sentimental werden dabei.

Was vermissen Sie von früher?
Die 70er-Jahre waren eine ungemein laute Ära. Es gab den Vietnam-Krieg, den Watergate-Skandal, die Frauen-, Bürgerrechts- und Umweltschutzbewegung. Diese Aufbruchstimmung überall war sehr aufregend. Gleichzeitig hingen wir alle noch dem Traum von Woodstock nach, dieser Vision von Liebe, Frieden, Brüderlichkeit. Die Sehnsucht danach ist noch heute da. Vielleicht sogar mehr als damals.

Warum?
Wir leben heute in einer unsicheren und gespaltenen Gesellschaft, in der Individualismus und Egoismus über alles geht. Das stinkt vielen. Die anhaltende Popularität der Eagles beweist, wie sehr sich die Menschen nach früher sehnen. Bei unseren Konzerten gönnen sie sich eine Auszeit und schwelgen in Erinnerungen. Unser Job ist es, die Leute glücklich zu machen. 

Gehen Sie deshalb mit den Eagles noch einmal auf Tournee?
Ja. Es ist sehr erfüllend, auf ein musikalisches Werk zurückgreifen zu können, dem die Zeit offenbar nichts anhaben konnte. Das ist für uns eine wunderbare Bestätigung dafür, dass wir einiges richtig gemacht haben.

Hatten Sie je einen Plan B zur Musik?
Nein. Ich wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, mein Vater war ein einfacher Arbeiter in Texas. Ich entdeckte meine Liebe zur Musik früh und konnte auch schnell davon leben. Wenn man jung ist, kümmert man sich nicht gross um die Risiken, die gewisse Entscheidungen mit sich bringen.

Ihre Eltern setzten Sie nie unter Druck, etwas «Richtiges» zu machen?
Im Gegenteil, sie ermunterten mich sogar, Musik zu machen. Ich musste ihnen nur versprechen, dass ich deswegen nicht die Schule vernachlässige. Und auch, dass ich weiterhin zu Hause den Rasen mähe (lacht). 1968 wurde mein Vater krank, da verliess ich die Uni, um ihn mit meiner Mutter zu pflegen. Anfang der 70er-Jahre zogen wir nach Kalifornien.

Dank Country-Star Kenny Rogers.
Genau. Er glaubte an uns und wollte mit uns eine Platte machen. Anfänglich wohnten wir sogar bei ihm. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Die Songs, die Ups and Downs, der Tumult in der Band – wir haben viel erlebt.

Die meistverkauften Alben aller Zeiten

1. Eagles – «Their Greatest Hits» (1976)
2. Michael Jackson – «Thriller» (1982)
3. AC/DC – «Back In Black» (1980)
4. Pink Floyd – «The Dark Side Of The Moon» (1973)
5. Whitney Houston u.a. – «The Bodyguard: Original Soundtrack Album» (1992)
6. Michael Jackson – «Bad» (1987)
7. Meat Loaf – «Bat Out Of Hell» (1977)
8. Jennifer Warnes u.a. – «Dirty Dancing: Soundtrack» (1987)
9.  Bee Gees u.a. – «Saturday Night Fever: The Original Music Soundtrack» (1977)
10. Fleetwood Mac – «Rumours» (1977)

1. Eagles – «Their Greatest Hits» (1976)
2. Michael Jackson – «Thriller» (1982)
3. AC/DC – «Back In Black» (1980)
4. Pink Floyd – «The Dark Side Of The Moon» (1973)
5. Whitney Houston u.a. – «The Bodyguard: Original Soundtrack Album» (1992)
6. Michael Jackson – «Bad» (1987)
7. Meat Loaf – «Bat Out Of Hell» (1977)
8. Jennifer Warnes u.a. – «Dirty Dancing: Soundtrack» (1987)
9.  Bee Gees u.a. – «Saturday Night Fever: The Original Music Soundtrack» (1977)
10. Fleetwood Mac – «Rumours» (1977)


Ahnten Sie damals, dass Sie Lieder wie «Hotel California» oder «Tequila Sunrise» auch in 40 Jahren noch singen würden?
Nein. Wenn man jung ist, verschwendet man keinen Gedanken daran, was in zehn oder zwanzig Jahren sein wird. Wir waren jung und verrückt, hatten aber schon damals alte Seelen. Wir legten bei der Komposition grossen Wert darauf, dass unsere Lieder zeitlose Themen und universale Gefühle behandeln. Der Zeitgeist hatte uns nie interessiert. Wir folgten nie einer Modeströmung. Wahrscheinlich sind unsere Songs deshalb so gut gealtert. 

Jetzt sind Sie 71. Wird es Ihnen nie zu anstrengend, jeden Abend zweieinhalb Stunden auf einer Bühne herumzuturnen?
Ich witzle immer, dass es bei uns nicht mehr um Kunst geht, sondern um Sport. Ernsthaft: Wir sind vielleicht mit noch mehr Leidenschaft dabei, weil wir uns bewusst sind, dass wir nicht ewig weitermachen können. Wir nähern uns dem Ende unseres Weges. Dies wird voraussichtlich unsere letzte Europa-Tournee sein. Vor dem Ende graut mir schon jetzt.

Weshalb?
Viele Freunde in meinem Alter, auch solche, die regulärere Jobs hatten, fielen auseinander, nachdem sie aufgehört hatten zu arbeiten. Sie langweilen sich, sehen den ganzen Tag fern und werden dadurch nur noch schneller alt.

Wer rastet, der rostet.
So ist es. Von daher ist es durchaus auch eigennützig von uns, noch ein bisschen weiterzumachen (lacht). 

Noch Träume?
Im Kopf habe ich noch ein paar Alben. Die werden im Radio aber wohl nicht mehr so oft gespielt wie meine alten Sachen. Was völlig okay ist. Ich bin genug im Radio gespielt worden.

Auf Ihrer letzten Solo-CD sangen Superstars wie Mick Jagger, Dolly Parton und Merle Haggard mit. Wie brachten Sie die alle zusammen?
Oh Gott, das ist auch schon vier Jahre her. Die Zeit vergeht wie im Flug. Nachdem ich die Songs geschrieben hatte, machte ich mir Gedanken darüber, wer am besten dazu passen könnte. Es war wie ein Casting für einen Film. Ich war natürlich sehr geehrt, dass Leute wie Mick und Dolly mit mir singen wollten. Letztere ist einer meiner Lieblingsmenschen überhaupt, eine wirklich herzensgute und grosszügige Frau.

The Eagles spielen am 5. Juni im Hallenstadion Zürich.

Achtfacher Grammy-Gewinner

Don Henley kam 1947 in einer texanischen Kleinstadt zur Welt. Anfang 20 zog er nach Los Angeles, wo er mit Glenn Frey (†67) die Country-Rockband Eagles gründete. Henley komponierte fast alle Hits der Band wie «Take it Easy», «Desperado» und «Hotel California». Henley gewann acht Grammys und ist seit 1998 Mitglied der Rock and Roll Hall of Fame. Der Dok-Film «History of the Eagles» war auf Netflix ein Riesenerfolg. Privat engagiert sich Henley stark für den Umweltschutz. Er ist mit Ex-Model Sharon Summerall verheiratet, das Paar hat drei Kinder.

Universal Music

Don Henley kam 1947 in einer texanischen Kleinstadt zur Welt. Anfang 20 zog er nach Los Angeles, wo er mit Glenn Frey (†67) die Country-Rockband Eagles gründete. Henley komponierte fast alle Hits der Band wie «Take it Easy», «Desperado» und «Hotel California». Henley gewann acht Grammys und ist seit 1998 Mitglied der Rock and Roll Hall of Fame. Der Dok-Film «History of the Eagles» war auf Netflix ein Riesenerfolg. Privat engagiert sich Henley stark für den Umweltschutz. Er ist mit Ex-Model Sharon Summerall verheiratet, das Paar hat drei Kinder.

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