Ein bisschen Cirque du Soleil im Letzigrund: Als Pink (39) gestern Abend ihre Show im Zürcher Letzigrund-Stadion mit ihrem Hitsong «Get the Party Started» – von einem riesigen Kronleuchter baumelnd – eröffnet, wird schnell klar: Die Sängerin ist in ihrer Bestform. In jederlei Hinsicht. Während Pink ihre schwindelerregenden Akrobatikeinlagen abliefert, sitzt jeder Ton. Die Stimme von Alecia Beth Moore, wie Pink mit bürgerlichem Namen heisst, ist heute noch so gut wie vor 18 Jahren, als «Get the Party Started» weltweit die Charts eroberte.
Trapezshow, Feuerwerk und feministische Videos
In der mehr als zweistündigen Show bietet der US-Popstar den rund 48'000 Fans eine perfekt choreografierte Show: Zu Hitsongs wie «What About Us», «Just like A Pill» oder «Beautiful Trauma» turnt Pink über und auf der Bühne, lässt sich von ihren Tänzern durch die Luft schwingen, um wieder mühelos zu landen.
Die Entertainerin serviert ihren Fans Trapezshow und Feuerwerk, zeigt auf der Videoleinwand Bilder ihrer kaputten Jugend und einen feministischen Clip, in dem sie ihrer Tochter Mut macht, selbstbewusst zu sein und unangepasst zu bleiben – ein Potpourri der pinkschen Pop-Kultur eben.
Gänsehautmoment bei Cover-Version
Dann ein erster Gänsehautmoment bei der Cover-Version von Cindy Laupers «Time After Time»: Die Sängerin lässt das Publikum singen, tausende Handylichter leuchten, wie auch die Augen von Müttern und Töchtern, verliebten Pärchen, alten und jungen Fans.
Zwischen den Songs flirtet die zweifache Mutter ungeniert mit dem Publikum: Einer jungen Frau, die in der ersten Reihe eine Liebesbotschaft hochhält, schenkt Pink eine lange, innige Umarmung. Sie gibt Autogramme auf Unterarme und kommentiert diese lachend mit: «Ich liebe es, direkt auf der Haut zu unterschreiben.» Pink kriegt Plüschtierli geschenkt, Biberli und ein Säckchen Basler Läckerli, auf dem steht «Next Stop Basel?».
Die platinblonde Amerikanerin scheint den Austausch mit ihrem Schweizer Publikum zu geniessen, wirkt vergnügt und entspannt. Wirft sich eine Flagge mit Schweizerkreuz über die Schultern und sagt: «I love this place.»
Pink fliegt über das Publikum
Kurz vor Ende der Show fliegt Pink zu «So What» – an mehreren Seilen befestigt – noch einmal quer über die Menge und landet auf Stahlpfeilern mitten im Stadion – das Publikum hält den Atem an. Die Sängerin dreht sich um sich selbst, bleibt im Handstand stehe,n um dann gleich wieder loszuwirbeln. Es ist eine Akrobatikeinlage, mit der die Künstlerin locker in jedem Zirkus auftreten könnte.
Bei der letzten Ballade «Glitter in the Air» (deutsch: Glitzer in der Luft) fängt es sinnbildlich an zu regnen. Der Schalk kehrt in Pinks Augen zurück: «Das ist perfekt. Jetzt kann ich einen Wet-T-Shirt-Contest machen», sagt sie lachend, die Fans lachen mit.
So viel ehrlicher Charme und Attitüde gefällt dem Schweizer Publikum. Ein pinker und perfekter Abschluss der Stadionkonzertsaison 2019.