Slash von Guns N' Roses
«Ich habe viel Mist gebaut»

Bei einem Mineralwasser erzählt Guns-N'-Roses-Gitarrist Slash über seine Aussprache mit Axl Rose, seine Mühe, mit dem Rauchen aufzuhören, und dass er nichts im Leben bereut.
Publiziert: 16.09.2018 um 11:42 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2018 um 13:36 Uhr
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Zylinder und dunkle Sonnenbrille: Slash geht ohne seine Markenzeichen nirgendwohin.
Foto: Keystone
Interview: Dominik Hug

Ein Luxushotel in Frankfurt am Main (D): Saul Hudson (53), den die ganze Rockwelt nur unter seinem Künstlernamen Slash kennt, fläzt sich lässig in ein Sofa. Er rückt die Sonnenbrille zurecht, dann nippt er an einem Glas Mineralwasser. «Das ist die einzige Flüssigkeit, die ich noch zu mir nehme», sagt er. Einen Tag später gibt Slash ein Konzert mit Guns N' Roses. 50'000 Fans werden dem Mann mit dem Zylinder zujubeln. Fast ein Vierteljahrhundert mussten sie auf das Comeback der erfolgreichsten Rockband der 80er- und 90er-Jahre warten.

Glücklich, mit Guns N’ Roses wieder auf der Bühne zu stehen?
Slash: Oh Mann, es fühlt sich noch immer ziemlich unwirklich an. Wir waren so lange verkracht. Ich hätte nie gedacht, dass wir diese Reunion je auf die Beine bringen würden.

Wie kam sie überhaupt zustande?
Axl Rose und ich haben jahrzehntelang kein Wort gewechselt. Dann trafen wir uns zu einer Aussprache. Dabei konnten wir endlich unser Kriegsbeil begraben. Der Hass zwischen uns war ja so viel grösser, als es Guns N’ Roses je werden konnten. Doch nachdem wir uns stundenlang den Frust von der Seele gequatscht hatten, war plötzlich dieser Frieden da.

Das war alles?
Ja. Wie aus heiterem Himmel kam danach das Angebot, am Coachella-Festival 2016 aufzutreten. Die beiden Shows haben uns derart Spass gemacht, dass wir uns sagten: Hey, warum nicht ein paar Konzerte nachschieben? Daraus wurde eine immer grössere Tournee. Seither sind wir wieder in der ganzen Welt unterwegs.

Slash steht auf und öffnet ein Fenster seiner Suite. Die Sonne scheint herein. Draussen lungern ein paar Fans herum. Sie belagern das Hotel schon seit dem frühen Morgen.

Mal ehrlich, geht Ihnen dieser Rock-'n'-Roll-Lifestyle nicht auch auf die Nerven?
Wegen der Fans da draussen? Nein, die sind doch nett. Natürlich ist es nicht immer angenehm, wenn man dauernd angegafft wird. Aber das ist ein kleiner Preis für das Leben, das wir führen dürfen. Inzwischen kenne ich es ja auch fast nicht mehr anders. Ich habe längst gelernt, mich zu arrangieren: Will ich mal ins Kino oder in ein Museum, gehe ich einfach morgens hin, wenn es weniger Leute hat.

Nach seinem Ausstieg bei Guns N' Roses im Jahr 1996 lancierte Slash eine Solokarriere. Er spielte mit Michael Jackson (†50), Rihanna (30) und Rod Stewart (73). Seine beiden Söhne begleiten ihn manchmal auf Tournee.

Sie haben fast alles erreicht, was möglich ist. Worauf sind Sie am meisten stolz?
Darauf, noch am Leben zu sein. Ich hatte wirklich ein paar Schutzengel.

2001 prophezeite Ihnen der Arzt, dass Sie nur noch ein paar Wochen übrig haben.
Ja. Aber da gab es noch viele andere Dramen in meinem Leben.

Was ging Ihnen damals durch den Kopf?
Dass ich mein Herz sofort flicken lassen musste, schliesslich hatte ich noch ein paar Konzerte vor mir. Ernsthaft, das war das Einzige, woran ich denken konnte: die paar Shows, die wir bereits gebucht hatten. Derart fokussiert auf meine Karriere zu sein, hat mir sicherlich geholfen, die Exzesse hinter mir zu lassen. Das Defibrillator-Implantat steckt übrigens noch immer in meinem Herzen, aber es ist nicht mehr aktiviert.

Heute sind Sie sauber.
Mann, sauberer als dieses Glas Wasser hier! Meinen letzten Schluck Alkohol trank ich vor 13 Jahren. Vor neun Jahren habe ich sogar mit der Qualmerei aufgehört. Das war schlimmer als die Trinkerei. Ich kaue noch heute Nicorette-Gummis.

Was bereuen Sie?
Ich habe viel Mist gebaut, ein paar wirklich grenzwertige Entscheide getroffen, mein Glück hundertmal herausgefordert. Ich habe allerdings nie jemanden umgebracht, keinem Menschen so sehr geschadet, dass sein Leben jetzt zerstört ist.

Das heisst?
Dass ich nichts zu bereuen habe.

Slash ist zweimal geschieden. Vor kurzem hat er eine Solo-Tournee angekündigt. Nebenbei macht er Filme, wurde auch mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame ausgezeichnet.

Können Sie sich vorstellen, mit 70 noch auf der Bühne zu stehen?
Das Gegenteil davon könnte ich mir nicht vorstellen. Mit 15 lernte ich Gitarre spielen. Seither habe ich keine Sekunde daran gedacht, was ich mit meinem Leben sonst hätte anstellen können. Ich war mit dem, was ich tue, immer glücklich. Warum sollte ich etwas ändern?

Keine Hobbys?
Doch, Dinosaurier! Ich habe Hunderte davon zu Hause, besuche jede Show und schaue mir jeden Film über Dinosaurier an. Ich bin ein Kind geblieben. Die meisten meiner Leidenschaften von früher werden mich wohl bis ins Grab begleiten. 

Und die Sonnenbrille und der Zylinder?
Die bleiben auf jeden Fall bis zum Schluss.

Solo-CD: Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators, «Living the Dream».
Konzert: 7. März 2019, Samsung Hall Zürich.

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