Die Sängerin Sinéad O’Connor ist tot. Sie wurde 56 Jahre alt. Dies berichten zuerst mehrere englische und irische Medien am Mittwoch. Die Polizei in London, wo O'Connor zuletzt lebte, hat nun in einem offiziellen Statement mehrere Details veröffentlicht. Demnach seien die Behörden um 11.18 Uhr Ortszeit in eine Wohngegend im Süden der britischen Hauptstadt gerufen worden – es gehe um eine Frau, die nicht mehr ansprechbar sei.
Am Wohnort O'Connors angekommen, hätten die Polizisten nur noch den Tod der Sängerin feststellen könne. Momentan behandle die Polizei «den Fall nicht als verdächtigen Tod», heisst es weiter. Anschliessend seien ihre Angehörigen benachrichtigt worden. Am frühen Donnerstagnachmittag gab der zuständige Gerichtsmediziner Details zur Todesursache bekannt. Demnach handle es sich «um keine medizinische Ursache». Die finalen Ergebnisse der Obduktion der Sängerin stehen aber noch aus und es könne Monate dauern, bis die Untersuchungen abgeschlossen seien.
Meistgespielte Single 1990
Das irische Ausnahmetalent O'Connor veröffentlichte zehn Studio-Alben, der ganz grosse Durchbruch gelang ihr mit ihrem zweiten Album «I Do Not Want What I Haven't Got», was vor allem der emotionalen Hitsingle «Nothing Compares 2 U» zu verdanken war. Der Song wurde im Jahr 1990 bei den Billboard Music Awards gar als weltweit meistgespielte Single ausgezeichnet.
Ursprünglich wurde der Song «Nothing Compares 2 U» 1985 erstmals veröffentlichtet – von der von Prince gegründeten US-amerikanischen Band The Family, den Prince geschrieben, komponiert, arrangiert und produziert hat.
O'Connor wurde in der Kindheit schwer misshandelt
O’Connor litt seit Jahren unter psychischen Problemen, versuchte sich zweimal das Leben zu nehmen. Sie erklärte sich die mentalen Probleme mit ihrer schwierigen Kindheit. Ihre Mutter hatte sie und auch ihre vier Geschwister schwer misshandelt. Nach einem langen Sorgerechts-Streit zwischen ihren Eltern kam O’Connor letztlich bei ihrem Vater und dessen neuer Freundin unter und entkam so der Gewalt. Der Vater schickte sie später auf ein katholisches Internat, wo sie offenbar erneut missbraucht wurde.
Die Musik wurde schliesslich zum Ausweg aus dem Internat. Im Alter von 16 Jahren begann sie Gesang und Klavier zu studieren. Ihre Karriere nahm danach schnell Fahrt auf, bis ihr 1990 so richtig der Durchbruch gelang.
2018 konvertierte sie zum Islam
Im Jahr 1991 sorgte sie erstmals für einen grossen Skandal. Sie lehnte vier Grammys ab und sorgte mit Sympathiebekundungen für die irische Unabhängigkeitsbewegung IRA für Aufsehen. Später zerriss sie live in einer US-Comedy-Show ein Bild von Papst Johannes Paul II. Sie wollte so gegen die Leugnung von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche protestieren, womit sie jedoch einen Shitstorm erntete. O’Connor zog sich danach stark aus der Öffentlichkeit zurück, gab im Jahr 2000 dann ihr musikalisches Comeback und outete sich als lesbisch. Wenig später revidierte sie diese Aussage und bezeichnete sich als bi- und auch als heterosexuell. 2018 konvertierte O’Connor zum Islam und änderte ihren Namen zu Shuhada’ Davitt («Märtyrerin»).
Vor 18 Monaten nahm sich ihr Sohn das Leben
O’Connor führte vier Ehen und hatte vier Kinder. Ein Sohn nahm sich im vergangenen Jahr im Alter von nur 17 Jahren das Leben. Er war aus dem Krankenhaus entwischt, wo er wegen Selbstmordgedanken auf einer psychiatrischen Abteilung untergebracht war.
Erst vor etwas mehr als einer Woche gedachte O’Connor dem verstorbenen Shane. In einem Tweet postet sie ein Foto von sich mit ihrem Kind und schrieb dazu: «Ich lebe seither als untote Nachtfigur. Er war die Liebe meines Lebens, die Lampe meiner Seele. Wir waren eine Seele in zwei Hälften. Er war der einzige Mensch, der mich jemals bedingungslos geliebt hat. Ich bin verloren im Schlamm ohne ihn.» Wenig später postete sie traurige Lieder für «alle Mütter von Kindern, die Suizid begangen haben». Den Twitter-Account hatte sie erst Anfang des Monats eröffnet und schrieb dort von ihrem eigenen Heilungsprozess. O'Connor hinterlässt drei Kinder. (hon)
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