Metallica-Schlagzeuger Lars Ulrich über Chart-Hit «S&M2»
«Klassik hat unseren Horizont erweitert»

Metal mit Klassik zu vereinen, galt Ende der 1990er-Jahre noch als «unheilige Allianz» . Mit «S&M1» haben Metallica diese Grenze 1999 erstmals erfolgreich überschritten, eben ist «S&M2» erschienen. «Diese Musik hat unseren Horizont erweitert», sagt Drummer Lars Ulrich.
Publiziert: 15.09.2020 um 23:07 Uhr
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Der gebürtige Däne Lars Ulrich – sein Vater wanderte mit der Familie als Tennisprofi in die USA aus – ist Gründungsmitglied und Drummer von Metallica.
Foto: WireImage
Jean-Claude Galli

Sie haben es wieder getan. 20 Jahre nach dem bahnbrechenden Werk «S&M» haben Metallica mit dem San Francisco Symphony Orchestra erneut ein Album eingespielt. 1981 gegründet, gehört die Band um die Gründungsmitglieder Lars Ulrich (56) und James Hetfield (57) mit 110 Millionen verkaufter Alben zu den erfolgreichsten Rock-Formationen überhaupt.

Die Kooperation mit einem klassischen Orchester kam Ende der 1990er-Jahre einem Sakrileg gleich. «Entsprechend nervös und unsicher waren wir», erinnert sich Drummer Lars Ulrich gegenüber BLICK. «Zum Glück hatten wir Michael Kamen als Dirigenten an Bord, der uns 1991 schon die Streichersätze zu ‹Nothing Else Matters› schrieb und uns schliesslich überzeugte.» Kamen galt bis zu seinem frühen Tod 2003 als zusätzliches Bandmitglied. «S&M2» sei nun auch ein spätes Denkmal für ihn. «Die Faszination für diese Art von Musik hat uns seither nicht mehr losgelassen und unseren Horizont erweitert. Und gerade solche Experimente machen uns erst richtig heiss.»

«Verschiedene Welten, dieselbe Sprache»

Die Aufnahmen fanden letzten September zur Eröffnung der neuen Mega-Arena «Chase Center» in der Metallica-Heimatstadt San Francisco (USA) statt – «alles fügte sich hier ideal zusammen. Es sollte aber keine Wiederholung oder Fortsetzung werden, sondern ein Werk mit ganz neuem Drive». Das barg auch Gefahren. «Wir hatten viel zu viele Ideen und mussten ständig wieder runterfahren. Die Gefahr der Überfrachtung bestand bis zuletzt.» Anders als 1999 war die Kluft zwischen Metal und Klassik nicht mehr derart gross. «Wir kommen aus zwei verschiedenen Welten, sprechen aber dieselbe Sprache: jene der Musik.»

Nebst vergnüglichen Momenten waren die Aufnahmen sehr kräftezehrend. «Bei uns war jederzeit höchste Konzentration gefragt. Platz für Improvisationen gab es wenig. Und Raum für das übliche Rock-'n'-Roll-Gehabe gar keinen.» Doch die Befriedigung war für beide Seiten ähnlich: «Das Grösste ist, total in der Musik und im Moment aufgehen zu können.» Ungewöhnliche Projekte sollen bei Metallica auch in Zukunft Platz haben. «Ohne Risiko stirbt die Kunst. Und wir sind so neugierig wie am ersten Tag.» Der Erfolg gibt der Band recht: «S&M2» steigt weltweit auf den vordersten Rängen in die Album-Charts ein – in der Schweiz direkt auf Platz zwei.

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