Er ist der wohl grösste Rocksänger der Schweiz, verkaufte dank seiner Reibeisenstimme über 15 Millionen Alben und tourte in den letzten fünf Jahrzehnten rund um die Welt. 2019 gab er mit Krokus im ausverkauften Zürcher Hallenstadion das Abschiedskonzert. «Adios Amigos» lautete das Motto jenes denkwürdigen Abends.
Nun heisst es «Welcome back Amigo»: Krokus-Frontmann Marc Storace (69) lanciert im Herbst – rechtzeitig zu seinem 70. Geburtstag – eine Solokarriere. «Für mich war immer klar, dass es nach dem Ende von Krokus weitergehen muss», sagt Storace. «Denn ich bin nicht dazu gemacht, meinen Lebensabend mit langen Spaziergängen oder vor dem Fernseher zu verbringen.»
Im Studio von Lady Gaga und Lenny Kravitz
Dank Corona ging es sogar noch ein bisschen schneller. Statt wie vorgesehen mit Krokus im Jahr 2020 noch auf ausgedehnte Nordamerika-Abschiedstournee zu gehen, konnte Storace während des Lockdowns in aller Ruhe in seinem Basler Zuhause an neuen Liedern basteln. Die nimmt er momentan im legendären Powerplay Studio in Maur ZH auf, dort, wo einst bereits Lady Gaga (35), Lenny Kravitz (57) und Prince (†57) ihre Songs veredelt haben.
Die Musiker, die auf seinem ersten Soloalbum mitwirken, stammen teils aus England, teils auch aus der Begleitband der TV-Show «Sing meinen Song», in der Storace im Frühling 2020 mitwirkte. «Ich finde es wahnsinnig spannend, mal mit anderen Leuten zu arbeiten als den Krokus-Jungs, die mich fast mein ganzes Leben begleitet haben.» Die Musik wird denn auch etwas anders tönen, «weniger Boogie-Hardrock», kündigt Storace an, «dafür ist der Fokus mehr auf den Melodien». Er würde auf seine alten Tage aber sicher nicht zum Softie werden, witzelt der Sänger. «Ich bin oldschool, ich werde meine Vorliebe für 70er-Jahre-Rock wie von Led Zeppelin oder Deep Purple weiterhin ausleben.»
Schon eine Tournee gebucht
Das Album soll im Winter erscheinen, Anfang 2022 wird Storace die Songs auf Tournee live vorstellen. Für den Sommer nächsten Jahres sind bereits mehrere Festivals gebucht. «Es ist höchste Zeit, noch einmal meine Flügel zu spreizen», sagt er.
Die letzten Jahre mit Krokus seien ein einziger Höhepunkt gewesen, erinnert sich der gebürtige Malteser, der Anfang 70er-Jahre in die Schweiz zog. Nun käme für ihn die persönliche Zugabe. Seine alten Krokus-Mitstreiter hätten ihm den Segen dazu gegeben, freut sich Storace. «Ich finde es super, dass Marc sich fit hält», sagt Chris von Rohr (69). «Für seine Solokarriere wünschen wir ihm nur das Beste.»
Mit dem Alter kommt Gelassenheit
Aber hätte sich Storace in jungen Jahren vorstellen können, dass er mit 70 noch auf einer Bühne stehen würde? «Als junger Spund verschwendete ich keine Sekunde mit einem Gedanken an die Zukunft», antwortet er. «Diese Unbeschwertheit ist ein Privileg der Jugend.» Mit dem Alter kämen Zweifel. «Aber die habe ich mittlerweile hinter mir gelassen.» Mit zunehmendem Alter käme auch Gelassenheit. «Und die Erkenntnis, dass man nur noch das tun sollte, was einem guttut», so Storace. «Das ist in meinem Fall, Musik zu machen. Meinetwegen werde ich das auch noch mit 80 tun.»