New York, 42. Stock des Luxushotels Dominick mitten in Manhattan. Bodentiefe Fenster zeigen ein atemberaubendes Panorama auf den Hudson River. Jon Bon Jovi (56) schlurft in seiner Suite zu einem Tischchen, auf dem Getränke und Früchte stehen. Der Hardrocker schnappt sich ein Wasser und setzt sich auf ein riesiges Sofa.
BLICK: Nächstes Jahr gehen Sie wieder auf Europa-Tournee. Was ist anders als vor 20 Jahren?
Jon Bon Jovi: Nichts. Wir waren immer stolz darauf, eine tolle Liveband zu sein, und das ist die Messlatte, an die ich mich halte. Wenn ich meine persönlichen Helden, die Rolling Stones, anschaue, dann will ich so gut sein wie sie. Ich will aber auch gut sein, weil die Leute ihr hart verdientes Geld für uns ausgeben. Ich nehme das alles sehr ernst.
Hat sich das Publikum in all den Jahren verändert?
Nein. Heute kommen noch immer die gleichen Leute wie vor 20 Jahren. Viele Fans sind in meinem Alter. Dazu kommen aber auch einige, die uns noch nie gesehen haben, weil ihnen ihre Eltern von uns erzählt haben.
Fühlen Sie nie einen Druck, die Fans mit etwas Neuem zu überraschen?
Nicht wirklich. Ich nehme wieder die Stones als Beispiel. Wie sie haben auch wir einen Katalog an Songs, den die Fans kennen. Wir wären blöd, wenn bei uns plötzlich ein DJ auf der Bühne rumtanzen würde. Oder ein Rapper. Das würde so aussehen, als wolle ich etwas versuchen zu machen, was ich nicht bin. Die Leute müssen wissen: Ich bin verlässlich. Ich komme pünktlich auf die Bühne. Ich spiele lange und ich spiele Songs, welche die Leute kennen. Das ist es, was das Publikum will.
Sie gingen durch schwere Zeiten. Sie hatten Krach mit Ihrer Plattenfirma. Ihr Gitarrist Richie Sambora verliess 2013 die Band. Ein Jahr lang spielten Sie keine Gitarre. 2016 sagten Sie, dass Sie nur einen Schritt vom Abgrund gestanden haben. Wie fühlen Sie sich heute?
Die Zukunft strahlt heute so hell, dass ich eine Sonnenbrille tragen sollte (lacht). Als 2016 unser Album «This House Is Not for Sale» herauskam, konnte ich endlich ein Licht am Ende des Tunnels sehen. Die folgende Tour war sehr heilsam. Heute kann ich auf diese Zeit zurückschauen und sagen: Ich bin durch einen Tunnel gegangen und zum Glück heil herausgekommen. Diese dunkle Zeit war wie ein Erwachen. Es war nicht angenehm, aber es war der Anfang von etwas Grossen.
Im April 2018 wurden Sie in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Warum hat das so lange gedauert?
Jon Bon Jovi zeigt mit einem grinsenden Zahnpasta-Lächeln seinen Mittelfinger.
Okay. Wie hat es sich angefühlt, Teil der Rock and Roll Hall of Fame zu werden?
Pure Freude. Dort befinden sich die 150 grössten Bands aller Zeiten. Mit den Architekten dieser Art von Musik in einem Atemzug genannt zu werden, ist schlicht grossartig.
Was wäre passiert, wenn Sie mit Rockmusik keinen Erfolg gehabt hätten?
Gute Frage. Ich war damals so verdammt jung mit meinem Traum. Zu jung, um Angst zu haben. Ich war zwanzig, als ich «Runaway» schrieb, mit 21 hatte ich den Plattenvertrag. So läuft das nun seit 35 Jahren. Die Naivität war mein Benzin. Ich hatte Glück, ich musste mir nie anderweitig Gedanken machen.
John Francis Bongiovi, so sein richtiger Name, ist ein US-amerikanischer Musiker – Sänger, Gitarrist und Komponist der nach ihm benannten Rockgruppe Bon Jovi («Blaze of Glory», «It's My Life») – und Schauspieler. Er wurde am 2. März 1962 in Perth Amboy, New Jersey in den USA geboren.
Im April 1989 heiratete er seine Highschool-Liebe Dorothea Rose Hurley in Las Vegas (USA). Mit ihr hat er vier Kinder: Stephanie Rose, Jesse James Louis, Jacob Hurley und Romeo Jon. Insgesamt verkauften Bon Jovi mehr als 130 Millionen Alben und sind heute eine der erfolgreichsten Rockbands der Musikgeschichte.
John Francis Bongiovi, so sein richtiger Name, ist ein US-amerikanischer Musiker – Sänger, Gitarrist und Komponist der nach ihm benannten Rockgruppe Bon Jovi («Blaze of Glory», «It's My Life») – und Schauspieler. Er wurde am 2. März 1962 in Perth Amboy, New Jersey in den USA geboren.
Im April 1989 heiratete er seine Highschool-Liebe Dorothea Rose Hurley in Las Vegas (USA). Mit ihr hat er vier Kinder: Stephanie Rose, Jesse James Louis, Jacob Hurley und Romeo Jon. Insgesamt verkauften Bon Jovi mehr als 130 Millionen Alben und sind heute eine der erfolgreichsten Rockbands der Musikgeschichte.
Ihr Sohn Jesse hat gerade einen Roséwein herausgebracht. Sie unterstützen ihn dabei. Wäre das etwas gewesen?
Der Rockstar zeigt sein iPhone und scrollt durch einige Fotos. Vorgestern waren wir in Frankreich und haben Trauben geerntet. Hier sind die Fässer. Oh und hier probieren wir den Saft, bevor er zu Alkohol wird. Jesse kam zu mir mit dieser Vision vom eigenen Wein. Ich war zuversichtlich, dass es funktionierte. Und das tat es auch. Wir fanden einen Winzer, der unsere Leidenschaft teilt.
Sie betreiben auch ein Restaurant, das Soul Kitchen.
Das ist ein Restaurant für Bedürftige. Im Soul Kitchen zahlt jeder Gast nur das, was er kann – oder arbeitet sein Essen ab. Das Modell funktioniert. In den vergangenen Jahren haben wir weit mehr als 80'000 Essen verkauft. Wir werden weitere Restaurants eröffnen.
Neben Jesse haben Sie noch drei weitere Kinder. Sie sind seit 1989 mit Ihrer Jugendliebe Dorothea verheiratet. Heutzutage versuchen viele Menschen, Liebe über Tinder zu finden.
Ich habe keine Ahnung davon! Diese neuen sozialen Medien sind Segen und Fluch zugleich, finde ich. Ein Beispiel. Die Chancen eines nächsten Bob Dylan wären bei einer grossen Plattenfirma heute gleich null. Wie soll sich so ein einfacher Folksänger neben Jennifer Lopez und Beyoncé oder Eminem durchsetzen? Durch Social Media hingegen kann er seine Musik öffentlich machen. Das ist ein Segen. Der Fluch ist aber: Die ganze Welt weiss dann sofort, was du zum Frühstück, zu Mittag oder zu Abend gegessen hast. Wie anstrengend!
Werden Sie in zwanzig Jahren noch auf der Bühne stehen?
Ich hoffe nicht.
Warum nicht?
Nochmals die Stones. Ganz ehrlich: Ich kann es nicht erwarten, wenn sie endlich aufhören. Aber sie wollen einfach nicht! Die Stones sind zwanzig Jahre älter als ich und spielen immer noch auf höchstem Niveau. Ich bin jetzt 56. Ich habe keinen Bock, das noch mit 76 zu machen.
Bon Jovi spielen am 10. Juli im Stadion Letzigrund in Zürich.