Am Samstag geht ihr grosser Traum in Erfüllung: Am Open Air Frauenfeld tritt Gigi (22) als eine von nur wenigen Schweizer Frauen auf. «Als mir meine Bookerin um Mitternacht schrieb und meinte, ich soll mal in meine E-Mails schauen, konnte ich es kaum fassen», erzählt die Bündnerin Blick.
Gigi ist eine Senkrechtstarterin: Vor rund zwei Jahren stand sie das erste Mal als Rapperin auf der Bühne. Seither ist sie kaum zu stoppen. «Es geht so schnell», meint sie. Egal ob, Open Air Frauenfeld, Royal Arena oder Rap City – in der Schweizer Hip-Hop-Szene ist in diesem Jahr kein Vorbeikommen an Gigi.
Doch der schnelle Erfolg habe auch seine Nachteile. «Das Schwierigste ist es wirklich, sich im Moment zu freuen. Man erlebt so viel Schönes, aber ist im Kopf immer schon beim nächsten», gibt die Musikerin zu bedenken. Sie selber mache sich einen enormen Druck. «Ich weiss nicht, woher das kommt. Denn der einzige Mensch, den ich enttäuschen könnte, bin ich selber.»
Finanzielle Sicherheit ist ihr wichtig
Auch wenn die kommenden Wochen und Monate vollgepackt mit Terminen sind, arbeitet Gigi weiterhin 80 Prozent im Büro. «Es ist schon sehr viel», sagt sie und betont im gleichen Atemzug, dass sie sich nicht beschweren wolle. «Ich könnte davon leben, will damit aber noch abwarten.» Die Pandemie habe ihr gezeigt, wie schnell Musikerinnen und Musiker ohne Aufträge dastehen können. «Ich möchte nicht Monat für Monat leben, sondern brauche mein fixes Einkommen.»
Wenig zu lachen hatte Gigi am diesjährigen «Bounce Cypher», einer Art Klassentreffen der Schweizer Rap-Branche, an dem kurze, oft konfrontative Texte in einer SRF-Radioshow vorgetragen werden. Gegen niemand anderes wurde so oft geschossen, wie gegen sie. «Ich war verwirrt. Wildfremde Leute, die ich nicht kannte, haben angefangen, mich zu dissen.» Die in Zürich lebende Musikerin versucht, es positiv zu sehen. «Für mich ist das Publicity: Mein Name war immer wieder zu hören.» Trotzdem bringe sie die entgegengebrachte Negativität auch zum Nachdenken.
Als eine von nur wenigen Frauen in der Branche, die gleichzeitig kein Blatt vor den Mund nimmt, ist Gigi ein einfaches Ziel. «Gewisse Leute werden es nie verstehen wollen, dass Female Rap auch gut ist», meint sie.
Zweifel an Frauenquoten an Festivals
Sie macht kein Geheimnis daraus, dass auch sie schon davon profitiert habe, dass explizit Frauen gesucht wurden. Gigi sagt aber auch: «Ich will keine Quotenfrau sein. Was bringt mir das?» Sie habe deswegen gar schon Aufträge abgesagt. Auch von den heiss diskutierten Frauenquoten an Festivals hält sie nicht viel. «Bucht mich wegen meines Talents und nicht wegen einer Quote.» Sie sei sich auch bewusst, wie schwer es sei, solchen Quoten einhalten zu können, gerade wenn es zu Absagen komme. «Aber in den letzten Jahren hat sich da schon viel getan.»