Seit dem 28. Februar ist in der Schweizer Event-Branche nichts mehr, wie es einmal war: An diesem Tag wurden Veranstaltungen auf eine Maximalkapazität von 1000 Besuchern beschränkt. Und seit dem 6. März sind bis Ende April alle Anlässe im öffentlichen und privaten Raum mit wenigen Ausnahmen verboten. «Das ist ein Super-GAU für die Branche», sagt Andreas Angehrn (54), CEO von Ticketcorner, dem führenden Ticket-anbieter der Schweiz, der zu 50 Prozent der Ringier AG gehört. «Bis sich alles wieder davon erholt, wird es Jahre dauern.»

Fast 600 Veranstaltungen wurden bislang allein bei Ticketcorner abgesagt, rund 900 zusätzlich verschoben. Betroffen davon sind fast eine Million Tickets. «Wir bekamen eine Lawine von Anfragen – sei dies per E-Mail oder zurückgeschickte Tickets per Post. Letztere werden zentral geöffnet und auf unsere Angestellten im Homeoffice aufgeteilt», erzählt Angehrn. «Es wird Monate dauern, das alles zu bearbeiten.» Obwohl die Kunden auf ihre Rückerstattungen warten, zeigen viele Verständnis für die ausserordentliche Situation. «Manche legen den Mitarbeitern sogar Schokolade in die Umschläge.»

Wann es wieder Konzerte geben wird, ist schwierig abzuschätzen

Klar ist für Angehrn: Der Schaden für die Event-Branche ist immens. «Wir waren die Ersten, die von den Einschränkungen betroffen waren. Und werden wohl auch die Letzten sein, bei denen Lockerungen eintreffen.» Es sei schlicht nicht einschätzbar, wann man wieder mit Tausenden Menschen ein Konzert oder einen Sport-Event geniessen könne. «Der Festivalsommer fällt wohl ins Wasser, nicht nur wegen der Behörden, sondern auch wegen der Künstler, die nicht anreisen können. Danach eine Prognose abzugeben, ist schwierig.»

Nebst Veranstaltern seien auch Event-Techniker, Caterer und Sicherheitsfirmen von der Event-Krise betroffen, sagt der Ticketcorner-Chef, der selbst für einige Abteilungen Kurzarbeit anmelden musste. «Alle werden diese Krise wohl nicht überleben», ergänzt er nachdenklich. Umso wichtiger ist es, sich jetzt an die Massnahmen zu halten. «Damit wir irgendwann wieder freudig in Arenen und Stadien mitfiebern können.»