Schweizer Festival kassiert Shitstorm
Nur Männer im Programm – Sophie Hunger fordert Boykott

Hecht, James Blunt und Seeed sind drei der bisher 14 bekanntgegebenen Acts am diesjährigen Moon & Stars auf der Piazza Grande. Was beim Line-up sofort auffällt: Es treten lediglich Männer auf. Und dafür hagelt es im Netz jetzt ordentlich Kritik.
Publiziert: 02.06.2022 um 14:33 Uhr
|
Aktualisiert: 03.06.2022 um 11:07 Uhr
1/10
Sophie Hunger fordert einen Boykott des Moon-&-Stars-Festivals, weil dort nur Männer im Programm sind.
Foto: Nathalie Taiana
Vanessa Nyfeler

Die Stars, die dieses Jahr auf der Piazza Grande in Locarno auftreten, haben eines gemeinsam: Sie sind Männer. Die Empörung über unausgewogene Moon-&-Stars-Programm ist gross. Losgetreten hat sie Sängerin Sophie Hunger (39) auf der Kurznachrichtenplattform Twitter. Die Schweizer Sängerin wirft dem Festival in Locarno vor, Künstlerinnen «bewusst auszuschliessen». Sie fordert das Publikum auf, das Festival zu boykottieren. Und damit nicht genug: Hunger kritisiert auch Sponsoren wie die Migros. Der Grosshändler reagiert daraufhin mit folgender Stellungnahme: «Selber werden wir mit den Organisatoren sicherlich das Gespräch suchen, denn Sophie Hungers Kritik lässt sich nicht von der Hand weisen. Das doch eher einseitige Programm mutet in der Tat etwas seltsam an.»

Mit ihrer Meinung ist Sophie Hunger nicht alleine. Auf Social Media melden sich viele – auch prominente Personen zu Wort. Unter ihnen auch die Newcomerin Céline Hales, die sich als Künstlerin für die Piazza Grande empfiehlt. Sänger Seven (43), der dieses Jahr Teil des Line-ups ist, begrüsst diesen Vorschlag. Er empfiehlt Hales den Veranstaltern gleich für die aktuelle Ausgabe von Moon & Stars.

Auch die Veranstalter selber haben mittlerweile Stellung bezogen:

Foto: Screenshot Instagram

Das aktuelle Programm bestehe nicht absichtlich nur aus männlichen Künstlern, heisst es. Wie auch in den vergangenen Jahren würde ein gemischtes und abwechslungsreiches Programm bevorzugt. Die gesamte Veranstaltungs- und Musikbranche sei aber aufgrund von Corona mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert worden, die sich auch auf das diesjährige Programm ausgewirkt habe.

Mit dieser Rechtfertigung treffen die Organisatoren auf wenig Verständnis in den sozialen Medien. Im Gegenteil. Sophie Hunger schreibt dazu: Es gäbe genügend Künstlerinnen, Newcomerin und Stars. Das Programm sei deshalb ganz klar kein Zufall.

Stellungnahme Moon-&-Stars-Veranstalter

Das wiederum bestreitet Dani Büchi, Veranstalter vom Moon & Stars: «Die Kritik von Sophie Hunger, dass wir Frauen aktiv ausschliessen, ist Polemikmacherei und Blödsinn.» Fakt sei aber, dass trotz Bemühungen dieses Jahr keine Künstlerin auf der Piazza Grande auftritt.

Das diesjährige Line-Up bestehe aus verschobenen oder abgesagten Konzerten von 2020 und 2021. «Wir sind kein Festival wie das Gurten, sondern eine Konzertreihe, sprich eine Aneinanderreihung von einzelnen Konzerten. Wir müssen jeden Abend zwei Acts haben, die zwischen 8‘000 und 10‘000 Tickets verkaufen», fährt Büchi fort. Das Ganze erfordert ein Zusammenspiel aus finanziellen Möglichkeiten, glücklichem Timing und Planung der Künstler und Künstlerinnen.

Trotzdem: «Das aufgebrachte Thema ist wichtig und beschäftigt uns alle und das auch absolut zu Recht. Wir müssen in allen Bereichen etwas für die Vertretung von Frauen tun und das ist mir selber auch ein grosses Anliegen», sagt Büchi.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?