Bevor es losgeht, betritt Quincy Jones (86) die Bühne des Auditoriums Stravinski und sagt die Künstlerin Janet Jackson (53) an. «Janet ist ein unglaublich liebevolles Wesen. Ich kenne sie, seit sie zwölf Jahre alt ist.» Jones ist der ehemalige Produzent von Michael Jackson (†50), dem Bruder von Janet Jackson, der vor zehn Jahren verstorben ist. Und die Musiklegende Quincy Jones ist auch ein langjähriger Freund der Familie Jackson. Der Montreux-Dauerehrengast hat darum auch mitgeholfen, die Sängerin ans Festival zu holen.
Dann geht die Show los, in einer schwarzen, weite geschnitten Tunika betritt Janet Jackson die Bühne. In den vier ersten Songs hält sie die Töne sanft. Doch man spürt die Energie – und was noch kommen wird. Janet lässt sich ihre lange rot-braune Haarpracht permanent von einem Ventilator in die Höhe wehen.
Zuschauerraum wird zum Dancefloor
Dann geht es mit «Nasty» richtig ab – Janet kann mit ihrer achtköpfigen Dance-Truppe gut mithalten. In der Choreographie geht es ab, wie man das in Montreux zumindest in diesem Jahr noch nicht gesehen hat. Die acht Tänzerinnen und Tänzer, grauschwarz gekleidet, liefern die perfekte Show. Trotz der Hitze verausgabt sich Janet, lässt sich dann aber in einem ruhigeren Moment ein Frottétuch reichen, mit dem sie sich behutsam abtupft.
Der Zuschauerraum hat sich längst zum Dancefloor gewandelt. Janets Songs wie «What Have You Done for me Lately» stammen aus ihren ersten Erfolgsjahren in den Achtzigern – als sie mit dem Album «Control» richtig gross wurde. Beats und Samples aus der Küche ihrer damaligen Produzenten Jimmy Jam und Terry Lewis wirken keineswegs altmodisch – Janets Hits aus den Achtzigern und Neunzigern haben sich als Standards etabliert. Die Musiker, darunter DJ Maurice Active de Loach, zaubern allerbesten Sound in den Saal.
Zum Schluss wird es rockig
Mit netten Worten dank Janet ihrem «Onkel Quincy» – und auch ihren Fans, die ihr Geschenke auf die Bühne geworfen haben: Eine Lederjacke, ein Notizbuch und eine Rose, die sie sorgfältig aufhebt und einem Bühnenarbeiter reicht. Bei «Black Cat» zeigt sich die rockige Janet – mit dem Gitarrensolo wirds richtig fetzig. Auch «Miss You Much» fegt und «Rhythm Nation» von 1989 ist wieder da! In den letzten zehn Minuten gibt die Truppe alles. Auch die fünf Musiker tanzen jetzt in der Frontreihe mit. Das Publikum bewegt sich zu Latino-Rhythmen. Als Zugabe folgt noch «Made for now» – ihre letzte Single, die 2018 erschien.
Nach 80 Minuten hat Janet Jackson gezeigt, dass wir noch viel von ihr erwarten dürfen. Vielleicht auch mal ein neues Album. Nach Sting (67) und Elton John (72) hat Energiebündel Janet Jackson auch am dritten Tag des Jazz-Festivals für einen weiteren Montreux-Höhepunkt gesorgt. Etwas kurz, dafür aber heftig.
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