Generation Instagram trifft auf Altrocker
Die Welt zu Gast in Montreux

Am Jazzfestival Montreux treffen sich die bekanntesten Musiker. Doch die eigentlichen Stars sind die Fans. Sie kommen aus der ganzen Welt und mit den verschiedensten Weltanschauungen und feiern in Montreux ein Fest des Friedens und der Freude.
Publiziert: 07.07.2018 um 00:50 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:10 Uhr
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Buntes Treiben, während langsam die Nacht einfällt: Impression vom Montreux Jazz Festival.
Foto: KEYSTONE/VALENTIN FLAURAUD
Matthias Mast

Elisabeth (1837–1898), Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, besser bekannt als Sissi, schätzte «das hübsche Montreux» als mondänen Zufluchtsort, wenn Hof und Pflichten sie zu erdrücken drohten. Seit über 50 Jahren geniessen nun die Königinnen und Könige des Jazz, Rock und Pop den Charme der mondänen kleinen Stadt an den Ufern des Lac Léman. Insbesondere in den ersten zwei Juli-Wochen trifft sich hier die ganze Musik-Welt: am Montreux Jazz Festival. So begeisterten am Donnerstagabend zuerst die 1980er-Ikone Billy Idol (62) seine Fans, wobei ihm sein Gitarrist Steve Stevens (59) beinahe die Show stahl. Nicht etwa mit seinen schwarzen Fingernägeln oder der toupierten Frisur, sondern mit seinem virtuosen Gitarrenspiel. 

Johnny Depp wie aus dem «Fluch der Karibik»-Film

Anschliessend brachten die «Hollywood Vampires» mit Rocker-Legende Alice Cooper (70), dem Aerosmith-Gitarristen Joe Perry (67) und dem Filmschauspieler und Neo-Rockmusiker Johnny Depp (55) das ausverkaufte Auditorium Stravinski zum Kochen. Das US-amerikanische Trio, allesamt schwarz gekleidet und mit silbernen Ketten um den Hals, wurde seinem Ruf als «Bad Boys» während des 90-minütigen Sets gerecht. Cooper trug gotisches Augen-Make-up und einen schwarzen Stock, während der stark tätowierte Depp und Perry beide kurz auf der Bühne rauchten, während sie Gitarre spielten. Depp, mit langen Haaren und einem schwarzen Paisley-Bandana um den Kopf, sah aus, als wäre er direkt dem Filmset von «Fluch der Karibik» entsprungen. «Wir sind die Vampire, und wir huldigen unseren alten Freunden», sagte Cooper der Menge, als sie «Raise the Dead» sangen. In den 1970er-Jahren war «The Hollywood Vampires» ein von Cooper gegründeter Club für Rocker in Los Angeles, zu dessen Mitgliedern «The Who»-Schlagzeuger Keith Moon (†32) und Ringo Starr (78) gehörten.  Die Gruppe wurde 2015 gegründet, um Musiker zu ehren, die früh verstorben sind. 

«Der Rolls Royce der Festivals»

Quincy Jones (85) weilte unter den Zuschauern am Konzert der «Hollywood Vampires». Für den Star-Produzenten gilt Montreux als der «Rolls Royce aller Festivals». Dieser Meinung sind auch die Festivalfans: «In keinem anderen Konzertlokal können die Fans ihren Idolen auf der Bühne derart nahe kommen wie am Montreux Jazz Festival», freute sich Salvatore Casaluci (52). Der Berner Modeboutique-Besitzer holte sich für diesen Tag eine alte Billy-Idol-Lederjacke aus seinem Kleiderfundus. Denn Casaluci ist sich bewusst: «Die Fans sind das Festival!» So lautet auch das Motto der Festival-Organisatoren, für welche stellvertretend die jungen Stand-Hostessen Organe, Siena und Oriane in die Kamera des BLICK-Fotografen lächelten. Die Fans kommen wie die Stars aus aller Welt. Da treffen indische Hochzeitspaare auf pakistanische Rosenverkäufer, Salsa-Tanz-Künstler wie Raul aus Havanna auf Degenfechter-Legenden wie Daniel Giger (68) aus Bern und senegalesische Holzschnitzer wie Mara und Amadou auf SVP-Politiker wie Stefan Hofer (44).

Feinde sitzen friedlich Tisch an Tisch

«Das Festival symbolisiert den Frieden, die Gastfreundschaft und die Neutralität der Schweiz» betonte der Berner Grossrat bei einem Glas Wein im wunderschönen Oriental Palace. Derweil bediente die Service-Fachfrau Gäste aus Saudi-Arabien, Persien und Israel. Menschen aus verfeindeten Ländern sitzen hier friedlich Tisch an Tisch. Der legendäre Queen-Sänger Freddie Mercury (†45) kam vor 40 Jahren zum ersten Mal nach Montreux und wohnte von da an bis zu seinem Tod 1991 hier. Auf dem Place du Marché erinnert eine Statue an ihn. Mercury sagte: «Wenn du Frieden für deine Seele willst, dann komme nach Montreux.»

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