Man hat damit gerechnet, ein Stich ins Herz ist es trotzdem: Der Festivalsommer fällt ins Wasser. Der Bundesrat hat entschieden: Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen sind bis Ende August nicht erlaubt.
«Der Moment der Gewissheit ist dennoch hart. Es geht ein Stück Kultur verloren diesen Sommer, die entscheidend wichtig ist für die Regionen. All diese Veranstaltungen stiften Identität und Zusammenhalt, und ganz viele Menschen arbeiten mit Herzblut darauf hin», fasst es Christoph Bill (49), Präsident des Branchenverbands SMPA und Veranstalter des Heitere Open Air, zusammen. «Positiv ist, dass wir jetzt Klarheit haben.»
Ohne Raver 150 Millionen Franken Verlust
Auch auf die Street Parade müssen die 900'000 Besucher verzichten. «Wir haben bereits mehrere Hunderttausend Franken in die Organisation investiert», so Mediensprecher Stefan Epli (51). Seit Januar haben wir 30 Lovemobiles betreut, internationale DJs gebucht, Sponsoring-Akquisition betrieben, Konzepte für Sicherheit, Abfall, Anwohnerschutz, Food- und Getränkestände ausgearbeitet.»
Eine Verschiebung des Sommer-Events sei nicht möglich. Noch grösser sei der Verlust für die Stadt: Schätzungen der ETH zufolge werden an diesem Wochenende durchschnittlich 150 Millionen Franken ausgegeben – Einnahmen, die Zürich nun einfach entgehen.
Auch die Piazza Grande bleibt leer
Leer bleibt diesen August auch die Piazza Grande in Locarno TI. 8000 Zuschauer sitzen während des Locarno Film Festivals hier sonst an zehn Sommerabenden. Eine Veranstaltung durchzuführen, in deren Zentrum die Begegnung und das Miteinander an realen Festivalschauplätzen steht, ist laut Präsident Marco Solari (76) nicht möglich. Ebenso muss auf das Moon & Stars verzichtet werden. Auch das Open Air ist in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil des Festivalsommers geworden.
Tickets bleiben für das nächste Jahr gültig
Die Veranstalter rechnen mit einem Millionenschaden, so auch beim Open Air Frauenfeld: «Das sind die Kosten, die wir das ganze Jahr über für Löhne, Büros und Infrastruktur ausgeben. Jetzt fallen sämtliche Einkünfte weg, auch die von Sponsoren.» Bereits erworbene Tickets bleiben bei quasi allen Veranstaltern gültig und können für die nächste Festivalsaison eingetauscht werden, so auch beim Greenfield, Gurten oder beim Open Air St. Gallen.
Beim Circus Knie ist man bereits jetzt in verschlankter Form startklar: «Wenn wir bis 1000 Leute ins Zelt lassen können, ist das gut, alles darunter lohnt sich für uns nicht», so Patron Fredy Knie jun. (71). Ein Lichtblick: «Wir haben die Zusage, zwischen dem Zurich Film Festival und dem Weihnachtsmarkt auf dem Sechseläutenplatz zu gastieren.»
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