Elton John, Anita Baker, Joan Baez auf Abschiedstournee
Drei Musik-Legenden sagen in Montreux Adieu

Sie repräsentieren zusammen über 150 Jahre Musikgeschichte: Nun sagen Folksängerin Joan Baez, R’n’B-Ikone Anita Baker und Pop-Chamäleon Elton John der Bühne Tschüss.
Publiziert: 03.06.2019 um 11:29 Uhr
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Elton John befindet sich auf grosser Abschiedstournee.
Foto: Ben Gibson

Er beendet eine der grössten Karrieren der Popgeschichte: Sir Elton John (72) befindet sich nach 4000 gespielten Konzerten, weit über 300 Millionen verkauften Platten und 50 Hits in den Top 40 der Charts auf grosser Abschiedstournee. Seine ersten Hits feierte Reginald Kenneth Dwight, wie Elton mit bürgerlichem Namen heisst, in den 70er-Jahren und setzte sich in der Folge buchstäblich in den Hitparaden rund um den Globus fest. Hits wie «Your Song», «Don't Let the Sun Go Down On Me» oder «I'm Still Standing» wurden zu grossen Klassikern. Doch der Brite fällt seither nicht nur mit einem schier unverschöpflichen Reservoir an eingängigen Piano-Melodien auf, sondern auch durch sein schrilles Äusseres: Extravagante Brillen oder Hüte wurden bald einmal zu Eltons Markenzeichen. Erst seit er ins gesetztere Alter kam, kleidet sich der einstige Paradiesvogel etwas dezenter.

Turbulentes Privatleben

Privat verlief Elton Johns Leben lange sehr wechselhaft: Mitte der Siebziger gab er an, bisexuell zu sein, ehelichte 1984 die deutsche Renate Blauel, eine Tontechnikerin. Die Ehe hielt nur vier Jahre. Später erst outete sich Elton John als schwul, kam 1993 mit dem kanadischen Filmemacher David Furnish (56) zusammen, den er 2005 heiratete. Zusammen haben die Männer die beiden Kinder Zachary (8) und Elijah (6).

Elton John hatte in jüngeren Jahren aber auch schwere Zeiten durchgemacht, offen spricht er heute über seine Drogen- und Alkoholsucht von damals. Die Musik habe ihn schliesslich gerettet, sagt er in einem Interview. «Egal, wie viele Drogen ich eingeworfen hatte, ich habe immer weiter Alben aufgenommen und bin getourt. Wenn ich damals aufgehört hätte zu arbeiten, würde ich heute nicht hier sitzen.»

Nun begibt sich die britische Poplegende in Rente. Nach und nach: Seine «Farewell Yellow Brick Road»-Abschiedstour dauert bis ins Jahr 2021. Am 29. Juni tritt Elton John in Montreux auf – und bekam für diesen Gig sogar eine Extrawurst: Anstelle der beiden Konzerte, die ursprünglich im Auditorium Stravinski angesetzt waren, liess der «Rocketman» seine Bühne in eine grössere Location verlegen, tritt neu im rund 15'000 Zuschauer fassenden Stade de la Saussaz auf. Unter freiem Waadtländer Himmel lädt das Pop-Chamäleon zu einer zweieinhalbstündigen musikalischen und visuellen Reise ein, die seine 50-jährige Karriere Revue passieren lässt.

Auch Anita Baker und Joan Baez hören auf

Sie dominierte in den 80er- und 90er-Jahren die R’n’B-Charts. Jetzt sagt Anita Baker (61) Tschüss – nach fast 50 Jahren auf der Bühne. Gestartet hatte die US-Amerikanerin mit der unverwechselbaren Stimme ihre Karriere bereits mit zwölf Jahren als Sängerin in einem Gospelchor, der Durchbruch gelang Baker 1986 mit dem Album «Rapture», mit dem sie fünffach Platin abräumte. Insgesamt gewann die 61-Jährige in ihrer Laufbahn acht Grammys – und wurde letztes Jahr an den BET-Awards mit dem Preis fürs Lebenswerk geehrt. Dort sandte Baker ihre Botschaft an alle Musikerinnen und Musiker dieser Welt: «Hört nicht auf zu singen, zu rappen, zu reimen und euch so Gehör in der Welt zu verschaffen.»

Sie sei zuerst ein Mensch, dann eine Pazifistin und schliesslich eine Folksängerin, sagt Joan Baez (78) über sich. Als Letztere verabschiedet sich die New Yorkerin jetzt nach und nach von der Bühne – nach über 35 Alben in mehr als fünf Jahrzehnten. Baez avancierte in den Sechzigern zum ersten weiblichen Idol der Protestkultur, sang beim Marsch auf Washington 1963 genauso wie beim Woodstock-Festival 1969. Als Menschenrechtsaktivistin war sie bis zu dessen Tod mit Martin Luther King verbunden. Für ihr musikalisches und politisches Schaffen erhielt Baez Dutzende Preise, seit 2017 ist sie Mitglied der Rock and Roll Halle of Fame. Nur privat war der Musikerin das Glück nie beschieden: All ihre Beziehungen scheiterten, darunter jene mit Musiklegende Bob Dylan (78) und Apple-Gründer Steve Jobs (†56). Seither geht sie als Single durchs Leben. (wyt)

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