Er gehört zu den bekanntesten Musikern des Landes, verkaufte über acht Millionen Tonträger und ist auch im Ausland ein Star: Der Basler DJ Antoine (43) setzte schon früh in seiner Karriere auf die Vermarktungskraft des Internets. Damit ist jetzt Schluss! «Ich habe sämtliche privaten Fotos von Facebook und Instagram entfernen lassen», sagt er. Der Stress, diese riesige Internet-Maschinerie immer wieder mit neuen Bildern und Botschaften zu füttern, sei ihm zu gross geworden. «Ich lasse mich davon nicht weiter versklaven!»
1,8 Millionen Freunde auf Facebook
DJ Antoine hat auf Facebook rund 1,8 Millionen Freunde, auf Instagram über 80’000 Follower. Nun hat er seine Konten gesäubert und allein auf Instagram mehr als 2800 Privat-Bilder gelöscht. Darunter sind auch jene, die ihn mit Ex-Freundin Laura Zurbriggen (24) oder beim Champagnerschlürfen im Privat-Flugzeug zeigen. Er habe auf seine Posts jeweils viele Hundert Kommentare erhalten. «Diese alle zu beantworten, hat zu viel Zeit beansprucht», sagt Antoine. «Ich liebe den Austausch mit meinen Fans, will meine Stunden künftig aber sinnvoller nutzen, als dauernd nur auf mein Handy zu starren.»
Wie süchtig die Menschen nach ihren Smartphones seien, falle ihm besonders bei seinen Auftritten auf, erklärt der Hit-Musiker. «Die meisten Fans schauen nicht mehr auf die Bühne, sondern auf ihre Kameras, mit denen sie Filmchen drehen, die sie später nie wieder angucken.» Auch bei gemeinsamen Abendessen mit Freunden bemerke er immer wieder, dass alle nur noch auf ihr Handy blickten statt sich in die Augen.
«Eine bedrohliche Entwicklung»
Instagram sei besonders gefährlich, kritisiert Antoine. «Auf dieser Plattform erleben wir einen totalen Relations- und Realitätsverlust.» Die jungen Frauen wollen heute wie Influencerin Kylie Jenner (21) sein, sie ahmten vermeintliche Vorbilder nach, die sie nie erreichen könnten. «Das finde ich eine bedrohliche gesellschaftliche Entwicklung.»
Instagram wird Antoine in Zukunft vor allem zwecks Promotion seiner beruflichen Aktivitäten nutzen. So sind heute nur ein paar Bilder vom Cover seiner neuen CD «Megamix 2019» zu sehen. Für deren Vertrieb wählt er ebenfalls einen unüblichen Weg: Das Album können die Fans ausschliesslich in den Migrolino-Shops kaufen. «Plattenläden gibts bekanntlich kaum mehr welche», sagt er. «Dennoch will ich weiter Platten verkaufen, ich will meine Musik nicht nur elektronisch via Streams unter die Leute bringen.»
Ein Typ alter Schule
Er sei eben ein Typ der alten Schule, so Antoine lachend. «Ich vermisse die guten alten Zeiten, als man noch Plattenspieler hatte statt Computer. Und als man noch miteinander telefonierte, statt sich nur noch Likes oder Messages zu schicken.»
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