Die knallbunten Auftritte der in Bern lebenden Schweiz-Australierin Jessiquoi (31) sind ein einzigartiges und unvergessliches Erlebnis. Die Electro-Pop-Sängerin wurde schon mehrfach ausgezeichnet, veröffentlichte 2019 ihr erstes Album und war gerade auf dem Weg zum internationalen Durchbruch. «Dann kam die Pandemie, und ich musste mich künstlerisch neu erfinden. Weil die Live-Shows meine grösste Stärke sind, war das eine Riesenaufgabe, die immer noch läuft.»
Aktuell fokussiert sich Jessiquoi, die als Tochter eines Schweizer Vaters in Australien aufgewachsen ist, auf ihre Tätigkeit als Produzentin. Für den TV-Sender MySports durfte sie das neue Audiodesign entwerfen. «Ich hatte das Glück, dass der Kreativchef meine Musik sehr mag», sagt sie. «Dabei musste ich mich in die mir komplett neue Welt des Eishockeys einfühlen. Ich hatte vorher noch nie ein Spiel gesehen, und ein Besuch im Stadion war wegen Corona auch nicht möglich», so Jessica Plattner, wie sie bürgerlich heisst. «So schaute ich mir viele Partien am Bildschirm an und versuchte die Klangkulisse – die Stöcke auf dem Eis, das Publikum – in meine Soundwelt zu übersetzen.» Spannend daran sei: «In fremde Szenerien einzutauchen und das Beste herauszuholen.»
Sie will Frauen Mut machen
Der für sie wichtigste Grund, weshalb es bisher so wenige Frauen in diesem Business gibt: «Es existieren kaum Rollenvorbilder. Ich kam selber lange nicht auf die Idee, so etwas überhaupt zu wollen. Je mehr Frauen es nun aber wagen, umso mehr rücken nach. Unsere Musik muss vor allem cool sein, dann verändert sich die Situation automatisch.» Deshalb engagiert sich Jessiquoi auch als Coach von weiblichen Talenten bei der Initiative «Helvetia rockt».
Trotz zurzeit fehlenden Konzerten treibt sie parallel zum Produzieren ihre Bühnenkarriere voran. «Stand heute, habe ich bereits acht Songs für ein neues Album beisammen.» Darunter ist die soeben erschienene Single «Superpower», die auch eine Hommage an ihren 2012 verstorbenen Bruder Justin ist, mit dem sie in einer Band war. «Nach dem anfänglichen Schock über seinen Tod habe ich mich entschlossen, mich dadurch nicht kaputtmachen zu lassen, sondern den Schmerz in etwas Positives und Kreatives zu verwandeln.» Musik als beste Lebenshilfe.