Dass sie eine Schönheit ist, weiss Bernarda Brunovic (25) nur vom Hörensagen. Die junge Zürcherin ist blind und sorgt derzeit mit ihrem Auftritt bei «The Voice of Germany» für Furore – mit ihrer Hammerstimme und Freudentränen hat sie nicht nur die Jury, sondern auch ein Millionen-Publikum berührt. Bernarda hat seit ihrer Geburt kein Augenlicht. 33 Operationen hat sie über sich ergehen lassen, eine davon ging so schief, dass sie eines ihrer Augen ganz verloren hat. Was sie nie davon abgehalten hat, ihren Weg zu gehen und ihre Talente zu leben.
Glaube und Familie geben Kraft
Woher sie ihre Kraft schöpft? «Aus dem Glauben», sagt Bernarda ganz selbstverständlich. Sie studiert an der Uni Zürich Philosophie und Theologie. Und bei ihrer Familie. Das wird spätestens beim Besuch in Dietikon ZH klar, wo Bernarda bei ihren Eltern lebt. Vater Zeljko (59) steht hinter ihr wie ein Berg, als sie die Tür öffnet, Mutter Ruschka (57) serviert einen Kaffee aus der Heimat Kroatien, in der blitzsauberen Wohnung fühlt man sich sofort daheim. «Wir haben mit Bernarda ganz normal gespielt und sie in alles einbezogen», so ihre Schwester Manuela (35). «Warum sollte ich nicht auch basteln und malen wie alle anderen?», erinnert sich Bernarda. Manchmal war die Mutter auch hart mit Bernarda: «Damit sie möglichst selbständig wird, heute sind wir froh darüber.» So lernte Bernarda dank ihrer sportlichen Familie nicht nur Ski fahren, sondern auch Fenster putzen und kochen. «Die Spaghetti von meiner Mama sind aber viel besser», meint sie lachend.
Auch im Scheinwerferlicht am Boden geblieben
Und Bernarda bliebe auch kaum Zeit, in der Küche zu stehen. Ihr Studium und ihre Stimme füllen sie komplett aus, derzeit bringt sie sich auch noch das Klavierspielen bei. Aufgeben? Das ist kein Wort, das ins Vokabular von Bernarda passt. «Sich am Leben zu erfreuen und seine Gaben zu nutzen, auch das ist eine Verantwortung.» Ernsthaft und doch mit viel Leichtigkeit spricht Bernarda über ihren Bezug zu Gott. «Mein Glaube begleitet mich bei jedem Schritt – auch auf der Bühne». Das helfe ihr im Scheinwerferlicht, bescheiden und am Boden zu bleiben. «Die Musik ist ein schnelles Business, Berühmtheit vergeht, in ein paar Jahren erinnert sich vielleicht niemand mehr an diese Bernarda», meint sie lapidar. Darum richtet sie auch ihre Karriere nicht voll darauf aus. «Ich kann mir auch vorstellen, später in der Seelsorge zu arbeiten.»
Einen Freund hatte sie noch nie
Die hübsche Sängerin ist Single, einen Freund hatte sie noch nie, ihr fehle nichts. «Ich habe mich schon verliebt, aber nur heimlich.» Heute sei sie froh darüber. «Das sind schöne, aber auch chaotische Gefühle. Liebe ist aber mehr als das. Es geht um eine Intention, Ehrlichkeit und Treue, damit man weiss, mit wem man den Lebensweg gemeinsam geht.» Liebe liesse sich ohnehin nicht erzwingen, «sie kommt, wenn sie kommt».
Mit kühlem Kopf und warmem Herzen
Mit der Liebe hält es Bernarda wie mit der Musik: «Es braucht einen kühlen Kopf und ein warmes Herz.» Man müsse die Technik beherrschen und dennoch die Seele des Soul in sich spüren und zum Ausdruck bringen. Wie sie aussieht, spielt für die Brünette keine grosse Rolle, stundenlanges Zurechtmachen vor dem Spiegel oder für Selfies posieren sind ihr fremd. «Am liebsten trage ich Jeans und Turnschuhe», so Bernarda, die gerne joggt und laut ihrer Mutter «schwimmen kann wie ein Fisch». Ums glamouröse Outfit kümmern sich Schwester und Mutter. Den roten Overall, den Bernarda bei ihrem Auftritt bei «The Voice» trug, hat Ruschka für die Tochter zufällig entdeckt, ein Glücksgriff. «Was sie heute tragen wird, ist noch eine Überraschung.»