Im Büro von Philipp Fankhauser (55) in Zürich: Mops Trevor (5) wuselt herum, der Blueser sitzt im Musikzimmer und kämpft gegen eine Erkältung. «Ich lief gestern barfuss herum, nun bin ich etwas am Leiden.»
Fankhauser über Gesundheit:
«Ich lebe ungesund, ich rauche und habe ein unregelmässiges Leben. Ich komme gegen Mitternacht von der Bühne und habe dann grossen Hunger, weil ich zuvor nichts esse. Das ist nicht sehr klug, aber grundsätzlich fühle ich mich wohl und habe nebst dem Nikotin nicht viele Laster.»
Über Trevor:
«Haustiere machen uns zu besseren Menschen. Ich habe keine Kinder und keinen Lebenspartner. Aber die Verantwortung für ein Tier ist ähnlich. Trevor habe ich nun seit fünf Jahren. Am Anfang dachte ich: Gopf, was habe ich mir da aufgehalst? Mittlerweile sind wir aufeinander abgestimmt. Jetzt will ich nach dem Konzert wegen Trevor nach Hause. Tiere sind uns ausgeliefert, sind schutzlos und brauchen uns, da kann man sich nicht benehmen wie ein Tubel.»
Über eine neue Liebe:
«Im Moment ist das für mich kein Thema. Meine Partnerschaft ist halt schon mit der Musik. Da mag ich nicht am Sonntag Enten füttern gehen. Das ist alles wunderbar und romantisch, doch ich kann nicht zurückstecken. Ausser, man hat das Glück, dass einer alles mitmacht. Aber ich könnte das nicht trennen: Auf der Bühne zu stehen und zu wissen, dass jemand zu Hause wartet. Darum lassen wir das jetzt sein, wie es ist. Ich habe zwei, drei Mal versucht, Kompromisse einzugehen, aber es war mir einfach nicht wohl dabei.»
Übers neue Album «Let Life Flow»:
«Zuerst habe ich fast ein Jahr herumgedruckst, weil es so schwierig war, das letzte Album zu toppen. Eine Eigenart des weissen Mannes ist ja: Es muss immer mehr sein. Wir wollten nun reduzieren. Weniger ‹Pomp›, weniger Perfektionismus. Ich möchte mich auch nie als Kopist verstanden wissen. Ich spiele den Blues, wie ich ihn 2019 fühle, und nicht, wie man ihn 1950 in Louisiana spielte. Ich bin kein Museumsblueser. Ich muss keine Sonnenbrille tragen und das Gefühl haben, ich sei John Lee Hooker, ich bin ganz einfach der Fankhauser. Bloss etwas ganz Kleines ärgert mich an den neuen Aufnahmen: ein einziges Wort, das ich nicht gut ausspreche. Ich verrate nicht, welches. Aber jeder, der es heraushört, bekommt einen Fünfliber von mir.»
Übers Können:
«Grundtalent braucht man schon. Als Juror in der SRF-Sendung ‹The Voice of Switzerland› habe ich das oft erlebt: Das Hauptgewicht wurde darauf gelegt, wie die Stimme tönt. Mir war stets wichtiger: Was transportiert sie? Bekomme ich Gänsehaut? Polo Hofer war ein gutes Beispiel: Richtig gut singen konnte er nicht, das sagte er sogar selbst. Aber keiner konnte Musik so interpretieren wie er. Ist das Talent? Ich denke, es ist Persönlichkeit. Von mir hatte ich nie das Gefühl, besonders talentiert zu sein. Mein Gitarrenlehrer schickte mich nach der ersten Stunde mit dem Fazit ‹untalentiert› wieder weg. Ich musste mir selbst beibringen, was ich wollte. Talent ist die Grundvoraussetzung dafür, etwas lernen zu können. Fleiss ist wichtig, Arbeit und Zeit. Ein paar Tausend Konzerte haben mich geschliffen wie Wasser den Stein.»
Über Herkunft und Heimweh:
«In meinem Fall war die Herkunft hinderlich, als ich anfing. Jung, weiss und aus Europa, das ging mit Blues zusammen gar nicht. Und ich merke es immer noch. Nur das mit dem jung hat sich erledigt (lacht). ‹Längi Zyt› nach der Schweiz habe ich, wenn ich weit weg bin. Wir leben tatsächlich im lebenswertesten Land der Welt. Hier herrscht sozialer Friede, und alles funktioniert.»
Über die Adventszeit und den Glauben:
«Als meine Eltern noch lebten, war es mit den Feiertagen schwieriger, weil man immer präsent sein musste. Mama und Papa waren geschieden, und man feierte bei beiden nacheinander. Mit diesem familiären ‹Gschtürm› hatte ich etwas Mühe. Mit den Geschwistern zusammenzusitzen, geniesse ich jetzt aber. Ich bin nicht gläubig und bezeichne mich als Atheisten. Mein Vater hat es punkto Kirche und Bibel einst treffend gesagt: ‹Man muss nicht alles glauben, was da erzählt wird. Aber man soll sich auch nicht darüber lustig machen.›»
Philipp Fankhauser wurde am 20. Februar 1964 in Thun BE geboren. Mit elf Jahren begann er, Gitarre zu spielen. Er orientierte sich rasch Richtung Blues. Genau dreissig Jahre nach seinem ersten Album «Blues for the Lady» erscheint mit «Let Life Flow» seine 16. Platte, mit der er aktuell auch auf Tournee ist. Sie enthält erstmals einen Mundartsong und einen italienischen Titel – Hommagen an Hanery Amman («Chasch mers glaube») und Lucio Dalla («Milano»). Fankhauser war Jurymitglied und Coach bei der SRF-Castingshow «The Voice of Switzerland» und ist seit 2016 musikalischer Leiter der von Polo Hofer gegründeten Rock & Blues Cruise auf dem Mittelmeer. Die nächste Fahrt folgt im Herbst 2020.
Philipp Fankhauser wurde am 20. Februar 1964 in Thun BE geboren. Mit elf Jahren begann er, Gitarre zu spielen. Er orientierte sich rasch Richtung Blues. Genau dreissig Jahre nach seinem ersten Album «Blues for the Lady» erscheint mit «Let Life Flow» seine 16. Platte, mit der er aktuell auch auf Tournee ist. Sie enthält erstmals einen Mundartsong und einen italienischen Titel – Hommagen an Hanery Amman («Chasch mers glaube») und Lucio Dalla («Milano»). Fankhauser war Jurymitglied und Coach bei der SRF-Castingshow «The Voice of Switzerland» und ist seit 2016 musikalischer Leiter der von Polo Hofer gegründeten Rock & Blues Cruise auf dem Mittelmeer. Die nächste Fahrt folgt im Herbst 2020.